Galway ist nach den drei Tagen im Burren, weitab von allen größeren Orten, das totale Kontrastprogramm.

An den Großstadt-Trubel muß ich mich daher erstmal gewöhnen. Galway ist in den letzten Jahren stark gewachsen und heute die drittgrößte Stadt der Republik. Hochschulen und Unternehmen (auch SAP hat hier einen Standort) ziehen viele Leute hierher.

Wobei, nach deutscher Definition ist Galway mit seinen 84.000 Einwohnern gar keine Großstadt. Allein der Straßenverkehr ist aber schon großstadtwürdig, vor allem im Berufsverkehr; ich bin ganz froh, ein B&B im Osten der Stadt gefunden zu haben, weshalb ich mit dem Auto gar nicht durch die Innenstadt muß. Von dort kommt man mit dem Bus besser ins Zentrum. Endhaltestelle ist der Eyre Square, ein großer begrünter Platz, von dem es nur wenige Schritte in die geschäftigen Gassen der Innenstadt sind.

Eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt ist Lynch’s Castle, das Wohnhaus der Familie Lynch, die im 16. und 17. Jahrhundert häufig den Bürgermeister von Galway stellte. Ein gewisser James Lynch gilt einer Theorie zufolge als Namensgeber der Lynchjustiz, weil er angeblich seinen eigenen Sohn zum Tode verurteilt und eigenhändig hingerichtet haben soll.

Am Ufer des River Corrib steht der Spanish Arch, ein Torbogen und Rest eines ehemaligen Schlosses. Das architektonisch etwas unpassende Gebäude direkt dahinter ist das Galway City Museum.

Der River Corrib ist sehr breit, aber nur etwa 15 Kilometer lang, weil er eigentlich nur der Abfluß des Lough Corrib ist, einem großen See im Hinterland von Galway. Am Fluß sind noch die Reste ehemaliger Wehre zu sehen, außerdem im Hintergrund die Salmon Weir Bridge und links die Kuppel der katholischen Kathedrale, mit deren Bau 1956 begonnen wurde. Man entschied sich erstaunlicherweise für die Neoromanik als Baustil, obwohl die damals eigentlich schon gut 40 Jahre aus der Mode gekommen war. Der Bau ist deswegen und weil er sich als exorbitant teuer herausstellte, nicht unbedingt beliebt oder war es jedenfalls zu seiner Bauzeit nicht.

In der Galway Bay vor der Stadt liegt Hare Island – die Haseninsel! Das kleine Inselchen ist unbewohnt und bietet eigentlich gar nichts; ich glaube auch nicht, daß da Hasen wohnen. Aber der Name zählt. Über einen schmalen Damm ist Hare Island mit dem Festland verbunden, wobei der Damm bei Flut überspült wird, und wer dann noch auf der Insel ist, sitzt da erstmal fest, bis die Ebbe kommt. Das riskiert der Reisehase natürlich nicht.

Hasen sieht man in Galway ohnehin an anderer Stelle: In der geschäftigen Quay Street zum Beispiel.

Ich war übrigens schon mal in Galway. Das ist allerdings, wie ich mit Schrecken festgestellt habe, schon 18 Jahre her. Tempus fugit. Damals waren wir auch in einem Pub und haben ein Rugby-Spiel des Six-Nations-Turniers gesehen. Das war aber draußen in Salthill, und dorthin geht der Reisehase im nächsten Beitrag.
