Mit Mary Shelleys Roman hat Frankenstein nichts zu tun, und heute heißt die Stadt ja ohnehin Ząbkowice Śląskie. Aber dennoch gibt es jedes Jahr ein Frankenstein-Wochenende mit Veranstaltungen und Filmvorführungen (natürlich aus dem Genre Horror).
Wenn man so einen Schriftzug aufstellen will, ist man natürlich froh, wenn man z.B. Nysa oder Jawór heißt und nicht z.B. Warmątowice Sienkiewiczowskie – das gibt die Gemeindekasse ja gar nicht her, und so viel Platz muß man dafür ja auch erstmal haben. Ząbkowice Śląskie hat eine brauchbare Lösung gefunden und ein paar Buchstaben gespart. In Schlesien, das ist ja eh klar.
Die Stadt war zwar ausnahmsweise mal nicht Sitz eines eigenen Herzogtums, aber dennoch Standort eines Schlosses (für die Herzöge von Münsterberg). Das wurde im Dreißigjährigen Krieg gesprengt, dann notdürftig wieder aufgebaut, ehe es 1784 abbrannte. Seitdem sieht es so aus:
Die Haupt-Sehenswürdigkeit der Stadt ist aber ohnehin ein anderes Gebäude: Der Schiefe Turm!
Ja, der ist wirklich so schief, und in der Häuserzeile rechts möchte man vielleicht nicht unbedingt wohnen. Andererseits steht der Turm schon ein paar Jahrhunderte so schief, seit sich etwa um 1590 die Erde unter dem Turm abgesenkt haben muß. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts scheint man Bedenken bekommen zu haben; das Obergeschoß mit seiner deutlich sichtbaren Korrektur stammt aus dieser Zeit.
Etwa zehn Kilometer östlich von Frankenstein steht ein weiteres Zisterzienserkloster: Kamenz (Kamieniec) ist – wie das im vorangegangenen Beitrag gezeigte Heinrichau – ein Tochterkloster von Leubus. Die Zisterzienser zogen 1247 hier ein.
Die Klosterkirche ist trotz der barocken Anbauten an der Fassade ein spätgotischer Bau aus dem 14. Jahrhundert.
Auf einem Berg oberhalb von Kamenz steht das 1838-72 errichtete Hohenzollernschloß, das sich Prinz Albrecht von Preußen errichten ließ und als Baumeister Karl Friedrich Schinkel auswählte. Das Schloß wurde 1945 von der Roten Armee geplündert und in Brand gesteckt, nach der Wende aber wieder aufgebaut. Bei dem Dauerregen heute Nachmittag hatte ich keine Lust auf eine längere Wegstrecke; daher nur dieses Bild von etwas weiter weg (nämlich vom Klostergelände).
Südlich von Frankenstein schließlich liegt Wartha (Bardo), eine Kleinstadt an einer Paßstraße durch das Warthaer Gebirge (das die Fortsetzung des Eulengebirges nach Südosten ist).
Wartha liegt an der Glatzer Neiße und hat als Hauptsehenswürdigkeit eine Wallfahrtskirche mit einer sehr alten Marienfigur (Warthaer Madonna). Die Stadt war außerdem bekannt für ihre Pfefferkuchen und Lebkuchen. An Alois Hentschel erinnert heute noch ein Ladenschild.