Im Kohlerevier von Blanzy

Das Burgund im allgemeinen und die Bergregion des Morvan im speziellen ist ja eine recht dünn besiedelte und sehr ländliche Gegend. Was man hier nicht unbedingt erwartet, ist ein größerer industriell geprägter Ballungsraum. Aber: Um Montceau-les-Mines und Le Creusot gibt es Steinkohle-Vorkommen, und so siedelten sich hier Gruben, Stahlwerke und Industriebetriebe an.

Die Kohlegruben und ein Großteil der Metallindustrie sind aber inzwischen stillgelegt. Was geblieben ist, sind einzelne Fördertürme, zum Beispiel der Puits Saint-Claude in Blanzy, der heute Teil eines Grubenmuseums ist (Bild oben). Auch andere Industriedenkmäler kann man besichtigen, zum Beispiel in den Sommermonaten die Villa Perrusson, den Wohnsitz eines Ziegelei-Inhabers in Écuisses.

Écuisses ist übrigens ein kleines Dorf im Revier, das am Canal du Centre liegt. Der verbindet die Saône (bei Chalon) mit der Loire (bei Digoin) und diente im 19. Jahrhundert vor allem als wichtige Transportverbindung für das Industrierevier. Bei Écuisses, das in der Nähe der Scheitelhaltung des Kanals liegt, gibt es vier nahe beieinanderliegende Schleusen.

Außerdem ist Écuisses ein Halt an der TGV-Strecke Paris-Lyon. Der Bahnhof ist aber natürlich nicht in erster Linie für das 1.600 Einwohner kleine Écuisses gedacht, sondern für das etwa acht Kilometer entfernt gelegene Le Creusot und überhaupt für das hiesige Industriegebiet. Offiziell heißt der Bahnhof auch nicht Écuisses, sondern im Beamtenfranzösisch “Le Creusot – Montceau-les-Mines – Montchanin TGV”. Für die knapp 300 Kilometer bis Paris braucht der meist pünktliche TGV etwa 80 Minuten. Für deutsche Leser: Klingt komisch, ist aber so. 😉

Historischer Kern des Industriereviers ist das Städtchen Montcenis mit historischem Ortskern und einer dicht von Häusern umbauten Pfarrkirche. Im Ort bringt es der Fleischermeister fertig, Lièvre (= Hase) zu heißen und das dann überhaupt nicht sinnvoll auszunutzen. Man könnte zum Beispiel die Fassade und das Schaufenster mit Hasenbildern pflastern. Aber nix. Sowas. Der Reisehase ist enttäuscht.

Oberhalb von Montcenis stand früher eine Burg, von der man so gut wie nichts mehr sieht. Nur grasbewachsene Wälle haben sich erhalten.

Der Burgberg ist aber ein wunderbarer Aussichtspunkt mit 360-Grad-Rundblick, auch auf Le Creusot und andere Orte im Industrierevier.

Die Zeche Mont-Cenis in Herne-Sodingen ist übrigens nicht nach dem Ort Montcenis benannt, sondern zu Ehren der Paßstraße in den Alpen, an der kurz vor Eröffnung der Zeche (1872) der damals längste Eisenbahn-Tunnel der Welt fertiggestellt worden war.

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