Athen (2)

Nach all der Antike soll jetzt auch mal das moderne Athen zu Ehren kommen. Es ist ja nicht so, daß die Stadt nach der Römerzeit aufgehört hätte, sich weiterzuentwickeln.

Das heutige Zentrum wird in etwa von einem Dreieck gebildet, das nordöstlich von Akropolis und Agorá liegt. Die drei Ecken bilden die Plätze Omonia, Syntagma und Monastiraki, die drei Seiten des Dreiecks die Straßen Athinas (zwischen Monastiraki und Omonia), Venizelou (zwischen Omonia und Syntagma) und Ermou (zwischen Syntagma und Monastiraki). Auf diesen breiten Boulevards pulsiert das Leben (vor allem auf der Ermou, die größtenteils Fußgängerzone ist), und Athen ist hier tatsächlich quirlig und lebendig und auch ein bißchen laut und hektisch. Es ist aber längst nicht so schlimm, wie ich es befürchtet hatte. Der Omonia (“Eintracht”)-Platz ist architektonisch allerdings sicher keine Schönheit, auch wenn man die Karyatiden vom Erechtheion zum Aufhübschen einsetzt:

Westlich der Athinas-Straße liegt das Viertel Psirri; sobald man aus der breiten Hauptstraße in eine der zahlreichen schmalen Nebenstraßen abbiegt, wird es ruhiger und gemütlicher. Psirri war ein Handwerkerviertel. Hier waren – und sind – vor allem Korbmacher beheimatet. Außerdem gibt es hier viel Street Art zu entdecken.

Zurück zur Hauptstraße: An der breiten Eleftheriou-Venizelou-Straße stehen mehrere klassizistische Bauten wie die Universität, die Nationalbibliothek oder (hier im Bild) die Akademie. Architekt war ein Sachse: Ernst Ziller aus Radebeul. Athen, das im Lauf der Jahrhunderte zu einer Kleinstadt geworden war, hatte man 1834 zur Hauptstadt Griechenlands ernannt. Im Rahmen einer großangelegten Stadtplanung unter König Otto (den schon erwähnten Wittelsbacher auf dem griechischen Königsthron) wurden zahlreiche repräsentative Bauten errichtet. Was eine Hauptstadt halt so braucht. Bei diesen Gebäuden orientierte sich Ziller stilistisch an den benachbarten antiken Stätten.

Südlich des Syntagma-Platzes (von wo übrigens das Startbild dieses Beitrags stammt), also schon außerhalb des erwähnten Dreieckes, liegt der weitläufige Nationalgarten, an dessen südlichem Rand das Zappeion steht, ein weiterer moderner Bau, der die antiken Tempel zitiert. Auch das Zappeion ist ein Werk von Ernst Ziller. Es diente unter anderem als Sportstätte: 1896, bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit, fanden hier die Fecht-Wettbewerbe statt.

Apropos Olympia 1896: Das zentrale Stadion der Spiele war das Panathinaiko-Stadion, das an der Stelle des antiken Stadions steht und eine Rekonstruktion der ursprünglichen Sportanlage ist. Die Tribünen, aus Marmorstein in Hufeisenform um eine Laufbahn angelegt, boten Platz für 50.000 Zuschauer.

Stadion übrigens (um hier mal wieder ein bißchen humanistische Bildung unterzubringen) war in der Antike in erster Linie keine Sportstätte, sondern ein Längenmaß (etwa 190 Meter). Später gab es Läufe über die Stadion-Länge, und der Name ging auf die Sportanlage über. Eine Sportstätte war übrigens auch das Gymnasium, das ursprünglich ein Platz für körperliches Training war. Gymnazo = ich übe. Das Wort hat sich auch in Gymnastik erhalten und deutet auch auf die in der Antike übliche Trainingsbekleidung hin: Gymnos = nackt. Bei den Gymnopädien in Sparta traten zum Beispiel nackte junge Athleten auf, sicher zur Freude der Zuschauerinnen (und Zuschauer). Dies übrigens eine antike Tradition, die bei der Wiederbelebung der Olympischen Spiele nicht reaktiviert wurde: Die Athleten bei den Olympischen Spielen von 1896 durften ihre Wettkämpfe bekleidet bestreiten.

Noch zwei Bilder des modernen Athen aus anderen Ecken der Stadt: Am Fuß der Akropolis steht das neue Akropolis-Museum, das man nicht mit der Eintrittskarte für die Akropolis besichtigen kann, sondern das einen eigenen Eintritt erfordert. Das Museum wurde 2009 eröffnet und ersetzte einen Vorgängerbau, der in einer Felsmulde auf dem Akropolis-Felsen erbaut worden war.

Und in der Nähe des Kerameikos-Friedhofes liegt das Gelände des ehemaligen Gaskraftwerks. Hier im Stadtteil Gazi wurde das Industriemuseum Technopolis installiert.

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