Von “gottloser Mörderhand” spricht die Inschrift auf der Grabstele des Ehepaars Gruber, ihrer Tochter Viktoria, deren Kinder Cäcilia und Josef sowie der Dienstmagd Maria Baumgartner.
Das Grabmal verweist auf eines der bekanntesten Verbrechen der deutschen Kriminalgeschichte. Vor fast 100 Jahren, in der Nacht vom 31. März auf den 1. April 1922, wurden auf dem Einödhof Hinterkaifeck bei Waidhofen im Tal der Paar sechs Menschen mit einer Reuthaue (einer Art Hacke) erschlagen.
Vor zwei Jahren gab es dazu eine Ausstellung in Ingolstadt; ich war damals dort.
Hinterkaifeck stand hier, wo heute nur noch ein Feld zu sehen ist.
Die Gebäude wurden ein Jahr nach der Tat abgerissen; erst dabei fand man die Mordwaffe, gut versteckt im Dachboden.
Was sich in jener Nacht im Jahr 1922 in Hinterkaifeck zugetragen hat, konnte nie geklärt werden. Vielleicht ist dieses Verbrechen auch deshalb bis heute so präsent. Oder es liegt an den zahlreichen Mysterien und grausigen Details des Falles. Daß das Verbrechen erst nach vier Tagen entdeckt wurde. Daß der oder die Mörder währenddessen wohl noch auf dem Hof blieben und das Vieh versorgten. Daß auch die beiden Kinder (7 und 2 Jahre alt) erschlagen wurden… Daß es viele Verdächtige gab, aber nie jemand überführt werden konnte… Daß die Familie kurz vor der Mordnacht erzählte, daß sie seit Tagen verdächtige Geräusche auf dem Dachboden hörte…
Ich hatte jedenfalls mal eine (sehr sachliche und dezente) Fernseh-Dokumentation gesehen und danach tagelang nicht gut geschlafen…
Jetzt bin ich aber hauptsächlich hierher gefahren, weil ich die originalen Schauplätze mal sehen wollte, nicht um mich zu gruseln.
Hinterkaifeck lag etwa 500 Meter von Gröbern entfernt, einem kleinen Dorf und Ortsteil von Waidhofen.
Der Weg von Gröbern nach Hinterkaifeck:
In der Nähe des ehemaligen Standortes des Hofes steht ein Marterl, eine kleine Andachtsstätte mit den Namen der Ermordeten und ebenfalls einen Verweis auf die gottlose Mörderhand.
Blick vom Marterl in Richtung Hinterkaifeck:
Die Grabstätte der Ermordeten liegt auf dem Friedhof an der Kirche in Waidhofen. Die ist übrigens auch sehenswert.
Bestattet wurden die Mordopfer übrigens ohne Köpfe; die hatte der Gerichtsarzt bei der Obduktion (im Hof von Hinterkaifeck) abgetrennt. Gerichtsmedizin anno 1922…
Ebenfalls auf dem Friedhof ist Lorenz Schlittenbauer bestattet, der die Leichen entdeckte und in enger Beziehung zu den Hinterkaifeckern stand. Er war einer der Hauptverdächtigen, bestritt aber zeitlebens alles und wurde auch nie angeklagt. Daß man ihm den einzigen weißen Grabstein auf dem Friedhof setzte: Ein Symbol auch das.
Wer sich intensiver mit dem Thema beschäftigen möchte: Peter Leuschner hat den gesamten Fall in mehreren Büchetn akribisch und lesenswert dokumentiert. Es gibt auch mehrere TV-Dokus, teils auch bei Youtube zu finden. Aber Vorsicht. Es ist wirklich harter Stoff…