Seit dem 19. Jahrhundert ist Pontarlier als Zentrum der Absinth-Herstellung bekannt. Jährlich Anfang Oktober finden der “grünen Fee” zu Ehren die Absinthiades statt, eine Art Kulturfestival rund um den Absinth.
Das ganze 19. Jahrhundert hindurch blühte die Absinth-Produktion im Jura, zu beiden Seiten der Grenze. Es gab zahlreiche prominente Fans, speziell unter Künstlern: Baudelaire, van Gogh, Toulouse-Lautrec (seine “Absinth-Trinkerin” hängt, leider nur als Reproduktion, in meinem Zimmer in Bous), Oscar Wilde…
Absinth ist ja Wermut, und dieser enthält Thujon, eine Art Nervengift. Übermäßiger Konsum verursachte in den Kreisen der Bohème und überhaupt in der Zeit um 1900 diverse Krankheiten, Ausfälle und mindestens ein (teilweise) abgeschnittenes Ohr. Der Brauch des Absinth-Trinkens wurde mit dem Verbot des Getränks im Jahr 1914 jäh beendet. Ob die ausgelösten Krankheiten wirklich am Absinth und seinem hohen Thujon-Gehalt lagen oder einfach nur am allgemeinen Alkoholkonsum und der schlechten Qualität der Getränke, wurde allerdings nie untersucht. Verbote, die hauptsächlich auf Panik und Aktionismus beruhen, sind also keine Erfindung des 21. Jahrhunderts…
In einem Schweizer Tal brannte man auch nach dem Absinth-Verbot illegal weiter, aber erst vor einigen Jahren, ab 2001, durfte dann wieder offiziell produziert werden, wenn auch in gemäßigter Form. Die heutigen Absinthe haben dank anderer Rezepturen einen niedrigeren Thujon-Gehalt.
Das Zeremoniell ist auch unverändert (auch wenn ich persönlich ja auf den Zucker eher verzichte). Weil Absinth auch so ganz hervorragend schmecken kann. Und davon sind nicht nur Hasen begeistert: Cat Content in Pontarlier:
Im Théâtre Blier ist die zentrale Veranstaltung der Absinthiades, eine Mischung aus Ausstellung, Messe und Information.
Man verkauft allerlei Zubehör wie Wasserspender, Löffel u.a.
Nicht aber den Absinth selbst, denn dafür bräuchte man eine Konzession. Es gibt aber die Möglichkeit zu einer Degustation. Da kann man aus etwa 20 verschiedenen Absinthen wählen (aber natürlich nicht alle durchprobieren…). Das läßt sich natürlich keiner der Besucher entgehen.
Auch der Reisehase nicht. Pontarlier verläßt er dann auch nicht mit leeren Händen. Um die Ecke ist ein Geschäft, das die Absinthe verkauft. Et voilà.
Wie Ihr übrigens sehen könnt, sind beide Ohren noch dran. Und das bleibt auch so. ?
Ich persönlich bin ja weg vom Alkohol?insbesondere wenn es irgendwie mit Anis oder lakritzoiden Aromen zu tun hat. Aber die Atmosphäre hat der Karnickel oder heißt es das Karnickel sehr schön eingefangen?. Santé mon ami!!
Die beiden Neuzugänge sind “peu anisé”. Aber ganz ohne Anis wird der Absinth ja auch harter Stoff; im Fundus hier steht noch so einer, sogar aus saarländischer Produktion (Monter, Hemmersdorf). ?