Fernpaß

Etappe 7.

Möglicherweise sehe ich heute manches nicht, was rechts oder links des Weges liegt. Ich habe mir (keine Ahnung wie) einen derart steifen Nacken zugezogen, daß Geradeausgucken die am wenigsten schmerzhafte Tätigkeit ist. Ansonsten bewege ich mich ungefähr wie Harry Hinkle alias Jack Lemmon in Billy Wilders “Der Glückspilz”.

Abb. ähnl.

Aber ich bewege mich. Und zwar über den Fernpaß in Richtung Zugspitzregion. Nach Bayern, wohin ich ja heute besonders gerne fahre (und “muchas gracias” in Richtung Madrid sage ?).

Der 1216m hohe Fernpaß verbindet  das Allgäu und das Werdenfelser Land mit dem Inntal. Die Strecke ist auch an einem normalen Mittwoch wie heute stark befahren; zu Ferienbeginn oder -ende bricht hier traditionell alles zusammen. Der Name hat übrigens nichts mit “Ferne” zu tun, sondern kommt wohl von “vern” = “fahren”).

Ein Haltepunkt auf der südlichen Seite der Strecke ist der Fernsteinsee mit der Burg Fernstein.

Die Paßhöhe ist recht unspektakulär und besteht im wesentlichen aus einem Rasthaus und einer Tankstelle. 

Etwas weiter auf der Nordseite liegt das Gasthaus Zugspitzblick, von wo man – o Wunder – eine schöne Aussicht auf den höchsten Berg Deutschlands hat.

Am nördlichen Fuß des Fernpasses liegt Lermoos, das seinen eigenen Zugspitzblick hat. Hier verzweigt sich die Straße und führt westlich nach Reutte und Füssen und östlich nach Garmisch-Partenkirchen. 

Graun im Vintschgau

Hauptsehenswürdigkeit des kleinen Ortes Graun im italienischen Südtirol, des Reschenpasses und vielleicht auch des gesamten Vintschgaues ist der Kirchturm der St.-Anna-Kirche.

Als 1949/50 der schon vor dem Krieg geplante Stausee durch Aufschütten eines Dammes entstand, verschwand unter anderem der Ort Graun in den Fluten. Die Einwohner wurden enteignet und umgesiedelt, aber meist nicht adäquat entschädigt, und mußten teilweise zunächst in Barackensiedlungen leben. 

Auch Reschen, das auf italienisch Resia heißt, mußte teilweise neu gebaut werden. Es liegt am nördlichen Ende des Reschensees.

Kein Hase im Bild: Zu viel Wind.

Vom alten Graun blieb nur der denkmalgeschützte Kirchturm, der jetzt sehr photogen im Wasser des Sees steht und einen Großteil der Passanten des Reschenpasses zu einem Halt animiert. Natürlich auch den Reisehasen.

Nauders

Zwischen Pfunds und Nauders wird das Tal enger und felsiger. An der engsten Stelle errichtete man die Festungen Nauders und Altfinstermünz sowie das Sperrfort Hochfinstermünz, die das Tal bewachten und den Grenzübergang nach Graubünden an diesem schon zur Römerzeit genutzten Alpenübergang (Via Claudia Augusta) sicherten. 

Nach der engen Schlucht weitet sich das Tal wieder. Knapp unterhalb der Paßhöhe liegt Nauders. Hier zweigt auch eine Straße ab, die hinüber ins schweizerische Engadin führt.
Nauders liegt am Berghang, und da die stark befahrene Reschenpaßstraße größtenteils am Ort vorbeigeführt ist, ist das Zentrum selbst ziemlich ruhig. Ganz oben steht die Pfarrkirche. Von hier hat man die umliegenden Gebirgsmassive im Blick (hier die Berge der Samnaungruppe):

In die andere Richtung blickt man den Reschenpaß hinauf und auf die westlichen Ausläufer der Ötztaler Alpen. Unten im Tal sieht man Schloß Naudersberg.

Schön ist auch der Blick auf Nauders von der gegenüberliegenden Norbertshöhe.

Hier liegt übrigens auch der Sportplatz des FC Nauders, der – auf gut 1500m Höhe – den sehr passenden Namen “Kältepol-Arena” verpaßt bekomen hat. Und dort, wo auf anderen Sportplätzen die Tribüne steht, liegt hier noch ein Schneefeld. Schade, daß heute kein Spiel stattfindet.

Tösens

Tösens ist ein kleiner Ort direkt am Inn, zwischen Prutz und Pfunds gelegen. Der Inn fließt hier mit großem Tempo und sehr laut rauschend vorbei. 

Die mutig an den Steilhang über den Inn geklebte sogenannte Römerbrücke ist momentan nicht zugänglich. Der Weg ist gesperrt, weil er teilweise wohl abgerutscht ist. Man kann das links unterhalb der Brücke erahnen.

Neben der obligatorischen Pfarrkirche in der Ortsmitte bietet Tösens auch noch die mittelalterliche Georgskirche. 

Der Knaur Kulturführer schreibt, sie läge “etwas oberhalb”, was leicht untertrieben ist, da sich der Weg von Tösens hierher als waschechte Bergwanderung entpuppt. 

Die Kirche soll noch bedeuende Fresken des 16. Jahrhunderts besitzen. Ich schreibe “soll”, denn sie ist geschlossen. Seufz. Immerhin bleibt ein schöner Blick ins Inntal “etwas unterhalb”… Aber wenigstens ist die Georgskirche im Knaur überhaupt erwähnt; der Dumont-Führer Tirol, den ich auch dabeihabe, ignoriert Tösens komplett.

Oberes Inntal

Nach längerem Kampf mit der Internetverbindung und der bei schwacher Verbindung kaum benutzbaren WordPress-App versuche ich, wenigstens diesen einen Beitrag hochgeladen zu bekommen. Den Rest gibt’s dann morgen; mehr tue ich mir heute Abend nicht mehr an. ?

Ich habe also, während ich beim Bilder-Hochladen zuschaue, wie der Fortschrittsbalken stagniert (“Serverantwort dauert zu lange”), genug Zeit, das hier zu lesen.

Na also. ?

Neuer Tag, neues Tal. Heute geht’s ins obere Inntal, das quasi parallel zum Ötztal ebenfalls in Nord-Süd-Richtung verläuft, nur etwas westlich.

Im Gegensatz zum Ötztal fährt man durch das obere Inntal meistens nur durch, in der Regel auf dem Weg nach Italien. Über den Reschenpaß kommt man in den Vintschgau in Südtirol, und am heutigen Feiertag ist die Hauptstraße auch stark befahren (allerdings vor allem in Richtung Norden und von Autos mit deutschen Kennzeichen: Rückreiseverkehr nach dem langen Wochenende). 

Wer aber hier nur durchfährt, verpaßt etwas, denn es gibt auch hier eine Menge hübscher Orte, die durchaus touristische Angebote bieten. Es ist nur alles etwas zurückhaltender und weniger laut als in Sölden.

Startpunkt ist das schon erwähnte Landeck. Zunächst fährt man durch den gut sieben Kilometer langen Landecker Tunnel, der in drei Jahren durch das Venetmassiv gefräst wurde und 2000 eröffnet wurde. Wenn man dann wieder Tageslicht sieht, ist man schon mitten im Tal. Erster Haltepunkt ist Fließ mit seiner schönen doppeltürmigen Kirche St. Barbara.

Auf den Höhen über dem Talgrund liegt das sehr schöne Dörfchen Ladis, mit Burg und Burgteich.

Fährt man von Ladis auf kurvigen Straßen weiter bergauf, kommt man irgendwann in Serfaus an. Weiter geht’s dann nicht; die Straße endet hier. Serfaus liegt wunderschön am Fuß der Samnaungruppe.

Pfunds besteht aus einer Silbe, aber mehreren Teilorten. Nett ist Pfunds-Dorf mit gotischer Kirche und einem (leider geschlossenen) Heimatmuseum.

Auf der anderen Seite des Inns liegt Pfunds-Stuben, dessen Pfarrkirche noch alte Fresken besitzt.

Einen Ortsteil namens Kerl gibt’s leider nicht.

Hinter Pfunds verengt sich das Tal zunehmend, und die Paßstraße, der Reschenpaß, steigt stark an und zwängt sich zwischen Felsen hindurch.

Nach Nauders (das gleich noch einen eigenen Beitrag erhält) folgt dann bald die Paßhöhe und damit auch die Grenze zu Italien.

Stuibenfall

Immer noch Ötztal. Es war nämlich auch Wandertag! Die Tour führt von Umhausen zum Stuibenfall, dem mit 159m höchsten Wasserfall Tirols. Für Statistiker hier die Rahmendaten: 10,40km in 2:05h (reine Gehzeit, ohne die zahllosen Photo-Pausen) mit 539 Höhenmetern.

Die Zahlen allein sagen aber nicht viel darüber aus, wie schön die Wanderung war. 

Startpunkt war wie gesagt Umhausen, das im hier recht breiten Tal inmitten von Wiesen liegt.

Vorbei am Ötzi-Dorf, einem Freilichtmuseum, geht es dann bald in den Anstieg. Der Wanderweg führt zunächst am Horlachbach entlang.

Dann steht (bzw. sitzt) man schon bald am Fuß des Wasserfalls. 

Entlang des Weges sind verschiedene Aussichtspunkte angelegt, die Blicke aus unterschiedlichen Perspektiven ermöglichen.

2007 wurde neben dem Wasserfall eine Brücken- und Treppenkonstruktion angebracht. 

Die Hängebrücke ist zwar nicht so hoch wie die Highline179, aber ich habe damit deutlich mehr Probleme. Warum auch immer, vielleicht wegen der Kombination mit einer Treppe. Auf der Brücke habe ich keine Bilder gemacht, weil ich komplett damit beschäftigt war, mich mit beiden Händen festzuklammern…

Auf den Treppen ging’s wieder besser. ? Hier ist man ganz nah dran am Geschehen.

Blick von der oben im Bild zu sehenden Plattform:

Man erreicht diese Plattform auch über einen Klettersteig. Das lasse ich aber schön bleiben.

Der Rückweg führt dann am Berghang entlang in einer weiten Schleife wieder zurück nach Umhausen.

Superbe, dit le lapin randonneur.

Vent

Bei Zwieselstein zweigt das Venter Tal ab; es ist deutlich enger und rauher als das Ötztal und endet nach 13 Kilometern in dem kleinen Gebirgsort Vent. Der liegt auf 1885m Höhe am Fuß der 3768m hohen Wildspitze, die nebenbei mal eben der zweithöchste Berg Österreichs ist. Der Berg im Bild ist es aber nicht; das müßte die Kreuzspitze (3457m) sein.

Hübsch ist die barocke Kirche am Ortseingang.

Um eine kleine Kapelle ist eine schöne Photo-Ausstellung mit Portaits von Bewohnern des Ötztals aufgestellt.

Von Vent aus kann man zur Fundstelle des Ötzi in etwa 3210m Höhe direkt an der Grenze zu Italien aufbrechen; das ist aber eher eine Zwei-Tages-Tour mit Übernachtung. 

Sölden

Sölden ist der Haupttourismusort des Ötztals, was schon bei der langen Ortsdurchfahrt unübersehbar ist. 

Landschaftlich sehr schön gelegen, bietet der Ort selbst an Sehenswertem eigentlich nur die Pfarrkirche. Der Rest sind Hotels, Pensionen, Läden, Kneipen und Bars; ein hocheffektives Ensemble aus Beherbungs- und Bespaßungsbetrieben eben. Muß man mögen, sowas. Aber eine überraschende Erkenntnis ist das natürlich auch nicht, an einem der wichtigsten Touristenorte Österreichs.

Es gibt auch eine Hasenhütte. Seriöse Hasen verkehren dort aber definitiv nicht.

Von seiner schönen Seite präsentiert sich Sölden an der Ötztaler Ache, wo ein Pfad durch die Uferwiesen führt und Info-Würfel Details über den Ort erzählen. Zum Beispiel, welche James-Bond-Filme hier (bzw. an der Bergstation der Gaislachkogelbahn) gedreht wurden (die ich aber ohnehin alle nicht gesehen habe).

Ötztal

Etappe 5. 

Das Tal der Ötztaler Ache ist spätestens seit dem Fund der Gletschermumie “Ötzi” weltbekannt, mußte dann aber auch ertragen, daß sich irgendwelche Schlagerdisko-Heinis des Namens bemächtigten. Um den Herrn, der übrigens gar nicht aus dem Ötztal kommt, will ich mich aber nicht weiter kümmern.

Konzentrieren wir uns lieber auf die Landschaft. Die ist nämlich ausgesprochen schön. (Wie übrigens auch weiterhin das Wetter… ☀️?).

Das Ötztal verbindet das Inntal im Norden mit dem Passeiertal in Südtirol; die Straßenverbindung hinüber nach Italien, das 2509m hohe Timmelsjoch, ist aber jetzt noch gesperrt.

Einiges, was sehenswert ist, lagere ich in eigene Beiträge aus. Hier ein paar Ötztal-Impressionen, von Nord nach Süd sortiert. Der erste größere Ort nach der Taleinfahrt ist Oetz. 

Am Berghang steht die hübsche Kirche St. Georg und Nikolaus, mit barockem Inneren.

Mit den Straßennamen gibt man sich viel Mühe in Oetz. Da lacht das Arminenherz.

Weiter oberhalb im Tal, etwa auf halbem Weg zwischen Oetz und Sölden, liegt Längenfeld:

In Zwieselstein fließen die Gurgler Ache und die Venter Ache zusammen und bilden die Ötztaler Ache.

Kurz vor dem eigentlichen Beginn der Timmelsjochstraße und somit am südlichen Ende des Ötztals liegt auf etwa 1900m Höhe das ganz auf Wintersport ausgerichtete Obergurgl.