Jan Vermeer van Delft

In der Delfter Innenstadt schaut sie einen quasi überall an: Die junge Dame mit dem Perlenohrring. Es ist heute das wohl berühmteste Gemälde des Johannes (Jan) Vermeer, 1632 in Delft geboren und hier 1675 gestorben.

Umfangreich ist sein Werk nicht, gerade mal um die 30 Bilder sind erhalten. Aber diese wenigen Bilder machen Vermeer, über den als Person kaum etwas bekannt ist (es existiert z.B. kein Portrait), zu einem der größten Künstler.

Er war, wie andere Delfter Künstler (ten Borch, Steenwijk, Bramer sowie Carel Fabritius, der 1654 unter den Opfern der verheerenden Explosion des Pulvermagazins war), Mitglied der Lukasgilde, in deren Gebäude heute ein Vermeer-Museum eingerichtet ist (allerdings ohne Originalwerke).

Berühmt sind neben dem Mädchen mit dem Perlohrgehänge vor allem die Genreszenen wie die Magd mit der Milchkanne, die Spitzenklöpplerin oder die Malkunst. Von einem anderen Meisterwerk, der Ansicht von Delft, schwärmte auch Marcel Proust, der das Bild in seinem Werk “Auf der Suche nach der verlorenen Zeit” erwähnte, insbesondere ein gelbes Mauerstück mit Vordach – das es auf dem Bild gar nicht gibt.

Gemalt hat Vermeer diese Ansicht (seine einzige Stadtansicht) von der Hooikade aus, südlich der Innenstadt mit Blick über die hier zu einem Hafenbecken verbreiterte Schie. Der Blick von hier ist heute natürlich nicht mehr identisch.

Delft

Delft figure parmi les villes les plus importantes de la République des Pays-Bas pendant leur âge d’or au 17e s., comme ville résidentielle et métropole commerciale. Et c’est aussi une ville des faïences, tout comme Sarreguemines. ? 

Die Niederlande erlebten ihr “Goldenes Zeitalter” im 17. Jahrhundert. Unter Wilhelm von Oranien hatten die protestantischen Provinzen 1581 die Unabhängigkeit vom katholischen Spanien erkämpft. Als Handelsmacht kam die junge Republik zu großem Reichtum. Genau in dieser Zeit erlebte auch Delft einen Aufschwung. Wilhelm von Oranien residierte hier (und wurde 1584 im hiesigen Prinzenhof ermordet – die Einschußlöcher sind am Ort des Attentats noch zu sehen). Bestattet wurde er in der Nieuwe Kerk, die bis heute als Grablege des Hauses Oranien dient.

Als 1654 das städtische Pulvermagazin explodierte, wurde fast die gesamte Altstadt zerstört. Das heutige Stadtbild mit seinem Geschäfts- und Bürgerhäusern, den Kontoren und Speichern stammt daher fast ausschließlich aus dem späten 17. Jahrhundert. Beim Spaziergang durch die Gassen und entlang der Grachten erhält man so ein gutes Bild einer Handelsstadt des “Goldenen Zeitalters”.

Berühmt ist die Stadt aber weniger für den Käse als vielmehr für die Fayencen mit ihren legendären blau-weißen Dekoren. Die kann man heute noch kaufen, auch am zentralen Großen Platz, wo die Andenkenläden allerdings bisweilen ein eher fragwürdiges Sortiment anbieten.

Selbst die Wandmalereien in der Altstadt zitieren das Delfter Blau:

Und im Park des Prinzenhofs nimmt man auf blau-weißen kachelverzierten Sitzbänken Platz.

Der größte Sohn der Stadt muß natürlich auch erwähnt werden, aber dem widme ich gleich noch einen eigenen Beitrag.

Schoorlse Duine

Westlich von Alkmaar liegt eine Dünen- und Heidelandschaft, die sich bis zum Meer bei Bergen aan Zee erstreckt.

(Niederländisch: Zee = Meer, aber Meer = See). Klingt komisch, aber im Deutschen heißt’s ja auch Seefahrt und Seemann, und es gibt das Steinhuder Meer, das definitiv ein See ist.

Aber ich schweife ab. Die Heide ist mit schönen Wander- und Radwegen erschlossen, und die Wanderung bei Bergen lohnt sich aktuell ganz besonders, denn das Heidekraut blüht und sorgt für tolle Farbspiele in der sandigen Dünenlandschaft. Und da sagen Bilder mehr als Worte.

Schon wieder begeistert: Der Heidehase.

Alkmaar

Das etwa 40 Kilometer nördlich von Amsterdam gelegene Alkmaar schreibt “Prachtstadt” über seine Ortsschilder. Und tatsächlich ist es eine ausgesprochen hübsche, typisch holländische Stadt. “Holländisch” ist jetzt das korrekte Adjektiv, denn hier befindet man sich im eigentlichen Holland, genauer in der Provinz Noord-Holland.

Ein paar Impressionen: Die Stadtwaage (Waag):

Stenenbrug:

Molen van Piet: Die Windmühle aus dem 18. Jh. dient noch immer als Getreidemühle und hat sich zum Wahrzeichen der Stadt entwickelt.

Überregional bekannt istﹰAlkmaar für seinen jeden Freitag stattfindenden Käsemarkt; heute ist aber Samstag, also nix mit dem größten Käsemarkt des Landes. Schade. Die Innenstadt ist aber trotzdem sehr belebt, und schöne Cafés und Restaurants gibt’s ohne Ende.

Die Altstadt mit ihren alten Backsteinhäusern und Speichergebäuden ist von einem Ring von Kanälen umgeben und von Grachten durchzogen. Der Vergleich mit Amsterdam drängt sich also auf. Allerdings ist Alkmaar natürlich wesentlich kleiner; dafür gibt’s aber auch deutlich weniger gammelige Ecken.

Die Grote Kerk (Sint Laurens) hatte ich ja schon erwähnt; sie bietet nicht nur ein hübsches Café im südlichen Querschiff, sondern überhaupt einen sehr sehenswerten Innenraum.

Einen modernen Akzent in der Altstadt setzen die neue Bibliothek und das Theater.

Zeer mooi. Dat vind ik erg leuk.

Nach Alkmaar

Von Kerkrade aus geht es heute morgen einmal quer durchs Land bis nach Alkmaar. Das Erstaunliche: Auf den kompletten 260 Autobahn-Kilometern gibt es nicht eine einzige Baustelle. Als ich gestern über die A61 angereist bin (zur Eingewöhnung, da die Strecke ja ohnehin ab Speyer weitgehend in niederländischer Hand ist), spuckte das Navi hingegen eine drei Bildschirmseiten lange Liste aus. Irgendwas läuft da falsch in Germanistan.

Nun ja, egal, jetzt aber Alkmaar. Die Kaffeepause verbringe ich an außergewöhnlicher Stelle, nämlich in der Grote Sint-Laurenskerk, der gotischen Stadtkirche.

Neutral-Moresnet 

Résumé (service spécial ;-)): L’histoire intéressante (ben… a mon avis…) d’un miniscule pays quasi indépendant de 1816 à 1919 à l’Est de la Belgique: Moresnet-Neutre. 🙂

In Kelmis im deutsch-belgisch-niederländischen Grenzgebiet bestand über 100 Jahre ein quasi eigenständiges Territorium: Neutral-Moresnet war genau 3,4 Quadratkilometer groß, hatte anfangs knapp 300 Einwohner und eine eigene Flagge (schwarz-weiß-blau quergestreift). Nur eine eigene Fußball-Nationalmannschaft, die gab’s nicht.

“Neutral-Moresnet “ weiterlesen

Drielandenpunt

Kijk eens! De haas gaat naar Nederland.

Südwestlich von Aachen treffen auf dem Vaalserberg Belgien, die Niederlande und Deutschland zusammen. Am Dreiländereck steht eine kleine Stele, um die herum der Grenzverlauf auf dem Boden markiert ist.

Der niederländische Teil ist gleichzeitig auch der höchstgelegene Punkt des Landes: Genau 322,5m über dem Meer ist man hier.

Neben diesen Landmarken bietet der Ort noch weitere Attraktionen: Zahlreiche Wanderwege, Biergärten, ein Labyrinth und einen Aussichtsturm, den auf belgischer Seite stehenden König-Balduin-Turm:

Aus etwa 50m Höhe ist die Sicht in alle Richtungen natürlich enorm, trotz des heute eher grauen Himmels.

Richtung Belgien (Ardennen):

Richtund Deutschland (Aachen):

Und Richtung NL (das Bergbaurevier um Kerkrade/Heerlen):

Alle Richtungen bedeutet bei diesem Turm übrigens auch: nach unten.

Ein Hase, drei Länder:

Und von 1816 bis 1919 war dieser Dreiländerpunkt sogar ein Vierländerpunkt. Aber das erzähle ich später.

Niederwürzbach

Als Wanderung war eigentlich der Mariannenweg von Niederwürzbach in Richtung Blieskastel geplant, und normalerweise finde ich mich mit einer Wanderkarte auch in der Gegend zurecht, aber dieses Mal hakte es etwas, so daß die Streckenaufzeichnung in der App manchmal etwas seltsam aussieht. Das sieht nicht nur orientierungslos aus, sondern ist es auch.

Zwar fehlte an der einen oder anderen Kreuzung wirklich die Wegmarkierung, aber es lag wohl eher daran, daß der Reisehase einfach verwirrt ist, wenn Wanderwege mit einem Hasensymbol gekennzeichnet sind. Und so kommt man dann zwangsläufig vom geplanten Weg ab.

Schön war’s trotzdem, hier im landschaftlich sehr reizvollen Biosphärenreservat Bliesgau, bei insgesamt recht gutem Wetter (es gab deutlich mehr Sonne als Nieselregen). Und zumindest einen Cache haben wir auch gefunden; so ganz ohne Orientierung waren wir also doch nicht.

Am Niederwürzbacher Weiher entstand im späten 18. Jahrhundert eine wahre Schlösser-Landschaft: Gleich fünf Barockschlösser ließen die im nahen Blieskastel residierenden Grafen von der Leyen, vor allem Gräfin Marianne, errichten. Hauptresidenz war Schloß Philippsburg, 1788 fertiggestellt und schon vier Jahre später wieder zerstört, als 1792 französische Truppen hier durchzogen. Sechs Jahre Bauzeit für vier Jahre Nutzung: Keine sonderlich gute Quote, wenn auch immer noch besser als die von BER (aktuell elf Jahre Bauzeit vs. null Jahre Nutzung). Auch die beiden gräflichen Landhäuser Bon Voisin und Bagatelle wurden zerstört. Erhalten haben sich aber der Annahof am Nordufer des Weihers (heute Hotel; Bild unten) und der sogenannte “Rote Bau” (Schloß Monplaisir) am Südufer.

Der Weiher selbst wurde übrigens schon im ausgehenden Mittelalter künstlich angelegt, indem der Würzbach aufgestaut wurde. Ab dem 16. Jahrhundert gibt es Aufzeichnungen über einen “new weiher gehn Bliscastell”. Um den See führt ein knapp 2 km langer Wanderweg, den wir ohne uns zu verlaufen (!) (aber mit Abstecher ins Café) absolviert haben.

Und wer sich nun daran erinnert, den Namen Niederwürzbach schon einmal gehört zu haben, obwohl er sich nicht intensiv mit Barockarchitektur beschäftigt: Der TV Niederwürzbach spielte zehn Jahre in der Handball-Bundesliga und war 1995 Europapokalsieger. Sponsor und Manager des Vereins war damals der Unternehmer Rudi Hartz, der Bruder des VW-Personalchefs Peter Hartz (bekannt durch das nach ihm benannte “Hartz IV”). Die Familie Hartz stammt aus Niederwürzbach. Für den 2016 verstorbenen Rudi Hartz wurde am Weiher ein Denkmal aufgestellt.