Bischofshol

Das Zeitspiel-Magazin, an dem ich ja seit dessen erster Ausgabe auch gerne mitwirke (und schon im allerersten Heft einen Artikel über Borussia Neunkirchen schreiben durfte), wird zehn Jahre alt, und gefeiert wird das in Hannover: Im Rudolf-Kalweit-Stadion von Arminia Hannover trifft sich an diesem Wochenende die Zeitspiel-Gemeinde. Es gibt Vorträge, ein Quiz, Musik, viele Treffen und Gespräche mit vielen sehr tollen Leuten. Und es gibt das Saisoneröffnungsspiel von Arminia Hannover, die gerade erst überraschend in die Landesliga abgestiegen sind.

Das Rudolf-Kalweit-Stadion der Arminia (das ich schon von einem Besuch vor ein paar Jahren kenne) ist ein echtes Schmuckstück, mit seinen herrlich krummen und grasbewachsenen Stehrängen, die ein großes U bilden. Die Westseite fehlt; sie fiel einem Ausbau des Bischofsholer Damms zum Opfer, der Schnellstraße, die direkt am Stadion entlang verläuft.

Dafür trägt man im Stadion die Sachen auf, die anderswo nicht mehr gebraucht wurden: Das Tribünendach stammt aus dem Dortmunder Stadion Rote Erde.

Diese Perspektive kriegt man während des Spiels eher nicht zustande, aber im Rahmen des Zeitspiel-Tages gab es auch eine Stadionführung, und dabei durften wir sogar auf den (gut gepflegten) Rasen:

Das gesamte Stadion am Bischofsholer Damm ist ein Traum für Stadionromantiker. Da ist zum Beispiel der berühmte Lahmannhügel hintef dem Tor, benannt nach dem Stadionobmann Karl Lahmann, der nach dem Krieg den Auftrag gab, die Ränge auf einem Berg aus Kriegsschutt anzulegen.

Der SV Arminia hat die Vereinsfarben Grün-Weiß, spielt aber seit mehr als hundert Jahren eigentlich traditionell in Blau. Die aktuellen Heimtrikots sind aber grün-weiß gestreift; damit ist man beim SVA also zumindest modisch in hervorragender Gesellschaft und kleidet sich wie Celtic Glasgow und die Shamrock Rovers Dublin. Nur müssen die allerdings im Ligaalltag nicht gegen den TSV Krähenwinkel/Kaltenweide ran. Und über das Ergebnis des Spiels schreibe ich mal nix. Aber das wird noch, Arminia!

Im Fanshop gibt es ein hübsches blaues T-Shirt mit “Arminia”-Schriftzug, das ich problemlos auch auf der Alm anziehen kann, jedenfalls solange ich mich nicht dafür schäme, Fremdtextilien zu tragen. Die Bielefelder Arminia, amtierender Vizepokalsieger in diesem aktuellen Traum, aus dem ich immer noch nicht erwacht bin, festigt an diesem Wochenende mit dem zweiten Sieg im zweiten Spiel (auswärts in Kiel) übrigens die Tabellenführung in der 2. Liga. Je ne comprends pas, mais j’aime ça.

An das letzte Aufeinandertreffen der beiden Arminias im Ligaspielbetrieb wird man sich in Bischofshol übrigens sicherlich nur sehr ungern erinnern, und Frank möge bitte jetzt nicht weiterlesen: Im Mai 1980 siegten die Ostwestfalen in der 2. Liga Nord mit 11:0 gegen den Namensvetter aus Hannover – es ist bis heute der höchste Sieg der Zweitligageschichte. In Bielefeld hatte man damals ne super Truppe, die in der 2. Liga einige Rekorde aufstellte, alle Heimspiele bis auf das gegen Union Solingen (2:2) gewinnen konnte, in 38 Spielen 30 mal siegte und insgesamt 120 Tore erzielte. Das Trio Christian Sackewitz / Norber Eilenfeldt / Gerd-Volker Schock galt nach der Saison als “100-Tore-Sturm”, auch wenn die drei zusammen “bloß” 86 Treffer erzielten. Das war eine Zeit, eigentlich ähnlich unwirklich wie die aktuelle Phase derzeit.

Aber, liebe Hannoveraner Arminen: Ich mag Euch trotzdem sehr gern. 🙂

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