Zwickau: August-Horch-Museum

Noch eine Industriestadt, noch ein Industriemuseum, und nochmal ganz, ganz viel Automobilgeschichte. Wir hatten schon Wanderer in Chemnitz und DKW in Zschopau. Nun folgen noch die beiden anderen der vier Ringe der Auto Union. August Horch gründete 1904 die nach ihn benannte Automobilfirma gründete. Er verließ das Unternehmen aber schon 1909 im Streit, erinnerte sich an sein Großes Latinum und gründete noch im selben Jahr die Audi Automobilwerke.

Die beiden Werke lagen in Zwickau in Sichtweite voneinander. Auf dem ehemaligen Audi-Werksgelände kann man heute das August-Horch-Museum besuchen.

Das erste Museumsstück steht sogar schon draußen auf der Straße: Ein Wartburg 311 oder 312. Und sage bloß keiner, die hätten in der DDR keine schönen Autos gebaut.

Die Sammlung an Fahrzeugen, die das Museum zeigt, ist gar nicht mal sooo riesig, aber ausreichend groß, daß man richtig viel Zeit hier verbringen kann. Begrüßt wird man gleich zu Beginn von dem ersten Modell aus Zwickauer Produktion: Der Horch 14-17 PS hatte zwar mit dem Horch 10-12 PS schon einen Vorgänger, aber den hatte man noch in Köln gebaut.

Später entwickelte sich Horch zu einer echten Luxusmarke, mit Achtzylindermotoren, Kühlerfigur und Stromlinienform, wie bei diesem Modell 853 von 1935. Damit der Lack besonders schön glitzerte und schimmerte, wurden die Schuppen eines Fisches druntergemischt. Echt, das stand in der Beschreibung dabei!

Hier stehen alle vier Marken der Auto Union nebeneinander: Audi, DKW, Horch und Wanderer (von links). Und weil der Audi hier ganz im Hintergrund steht, darf noch einer das Startbild des Beitrags zieren. Ich vermute mal, die Audi-Fahrer waren in den 30er Jahren bzgl. ihrer Fahrweise noch nicht so berüchtigt wie heute.

Innerhalb der Auto Union hatten die einzelnen Marken damals unterschiedliche Zielgruppen: DKW produzierte eher preiswertere Modelle und hatte 1932 den zweitgrößten Marktanteil in Deutschland (nach Opel), Wanderer war fürs Sportliche zuständig, Horch wie gesehen für den Luxus, und Audi zielte auf die obere Mittelklasse.

Das Museum ist, jedenfalls wenn man sich wenigstens minimal für Autos und Technikgeschichte interessiert, unbedingt sehenswert. Es gibt nämlich auch noch mit viel Liebe zum Detail gestaltete Sonderbereiche, zum Beispiel eine Tankstelle…

…oder eine Reparaturwerkstatt aus den 30er Jahren. Mit Kreditkarte zahlen, das gab’s da nicht.

Im Untergeschoß ist eine ganze Straßenszene nachgebaut, mit zeitgenössischen Schaufenstern und den ausgestellten Autos, die auf der Straße parken.

Ein zweiter, getrennter Bereich des Museums beschäftigt sich mit dem Rennsport und mit der Zwickauer Nachkriegsproduktion. Die Auto Union war in den 30er Jahren neben Mercedes einer der erfolgreichsten Rennsportteams. Von 61 Rennen, an denen die Auto Union teilnahm mit ihren Rennwagen, die von einem gewissen Ferdinand Porsche entwickelt wurden, konnten die Fahrer (Hans Stuck oder Tazio Nuvolari zum Beispiel) 24 gewinnen. Und sie mußten sogar noch den Tod ihres erfolgreichsten Fahrers hinnehmen: Bernd Rosemeyer verunglückte auf der Autobahn Frankfurt-Darmstadt bei einem Rekordversuch. Ihren letzten Auftritt hatten die silbernen Auto-Union-Rennwagen beim Großen Preis von Belgrad 1939. Das war am 3. September. Zwei Tage vorher hatte der Zweite Weltkrieg begonnen. Originale Rennwagen existieren kaum noch; viele wurden im Krieg zerstört, der Rest verschwand nach 1945 irgendwo in der Sowjetunion. Auch in Zwickau stehen Nachbildungen.

Nach dem Krieg wurde in Zwickau aus der schnell enteigneten Auto Union die IFA (Industrieverband Fahrzeugbau), und eines der ersten Modelle war der IFA F9 (rechts), der eigentlich noch ein 1939 entworfener DKW war. Im Westen wurde das Modell auch aus den Archiven gekramt und hieß hier DKW F91 (links). Die Familienähnlichkeit ist nicht zu übersehen.

Aus IFA wurde wenig später Sachsenring (der Name taucht 1957 erstmals auf). Und das bedeutet: Trabant. In Zwickau war nix mehr mit Oberklasse und Achtzylindermotoren; nun wurden auf dem ehemaligen Horch-Gelände alsbald hoffnungslos veraltete Zweitakter zusammengetackert. Aber das in großen Stückzahlen. Gab ja kaum was anderes.

Und heute? Im 1990 eröffneten Werk Mosel am Stadtrand von Zwickau, also nicht auf dem Sachsenring-Gelände, produziert VW nur noch E-Autos… 😐

Das ehemalige Tor 1 von Sachsenring, der Haupteingang zum Werk, das inzwischen ebenfalls größtenteils stillgelegt ist, befindet sich an der Crimmitschauer Straße.

Das dortige Gelände ist nicht zugänglich, und so kann man diesen Fabrikbau nur aus der Ferne betrachten:

Das Gebäude gehörte zu den Horch-Werken und wurde 1914 im Stil des Neuen Bauens errichtet. Es ist denkmalgeschützt und wohl der älteste erhaltene Bau der deutschen Automobilgeschichte, aber trotzdem nur noch traurige Ruine. Wer genau hinschaut, kann sogar noch die Inschrift “Horchwerke” erahnen.

Auch von den ehemaligen Audi-Werken stehen noch Werkshallen, die heute zum Teil zum Museums-Ensemble gehören.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*