“Die Baronin hat mir etwas vorgeschwärmt von einer Gegend, die sie ‘Oberspree’ nannte und wo’s so schön sein soll, daß sich die Havelherrlichkeiten daneben verstecken müssen. (…) Das Ziel unsrer Reise hat einen ziemlich sonderbaren Namen und heißt das ‘Eierhäuschen’. (…) Abfahrt vier Uhr, Jannowitzbrücke”.
So lädt Melusine von Barby den Offizier Woldemar von Stechlin zu einer Bootsfahrt auf der Spree ein. In Fontanes “Der Stechlin”. Jannowitzbrücke und Eierhäuschen gibt es heute noch, erstere allerdings als Nachkriegsbau, weil die Brücke der Fontanezeit im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Zwischen beiden liegt der Treptower Park, eine große Grünfläche mit einem sowjetischen Ehrenmal. Die beiden Türme im Hintergrund gehören zum Heizkraftwerk Klingenberg in Rummelsburg.
Bei dem wunderbaren Wetter heute (und gestern ist der Reisehase durch Potsdam geschwommen!) ist hier richtig was los, sowohl auf als auch neben dem Wasser, zum Beispiel an der Abteibrücke, die vom Treptower Park hinüber zur kleinen Insel der Jugend führt.
Ganz bis zum Eierhäuschen, das gerade erst renoviert und mit Biergarten wiedereröffnet wurde, kommen wir heute allerdings nicht, und wir starten auch nicht an der Jannowitzbrücke, sondern weiter spreeaufwärts an der Elsenbrücke beim Ostkreuz. Wir sind aber auch zu Fuß unterwegs und nicht mit dem Dampfschiff wie die Gesellschaft im Fontane-Roman. Zwischen der Abteibrücke und dem Eierhäuschen liegt noch das Gelände des Spreeparks, eines vor einigen Jahren geschlossenen Vergnügungsparks, dessen Reste nun vor sich hin gammeln und wo der Reisehase bei einem der letzten Berlin-Besuche (im Februar 2019) schon mal war.
Blick von der Abteibrücke: Links der Treptower Park, rechts die Insel der Jugend:
Die Insel hieß zu Fontanes Zeiten übrigens noch Abteiinsel. Sie erhielt erst in der DDR-Zeit ihren heutigen Namen. Ein Kloster gab es auf der kleinen Spree-Insel übrigens nie, nur ein Ausflugslokal, das allerdings schon 1914 final abbrannte, hieß “Abtei”.