Schwedt/Oder

Schwedt gehörte mit seiner großen Raffinerie zu den wichtigsten Industriezentren der ehemaligen DDR, weil hier die Erdöl-Pipeline “Druschba” (“Freundschaft”) aus Zentralasien ankam. Die Erdölverarbeitung wurde dann direkt hier angesiedelt, und auch heute ist die Stadt noch heute ein enorm wichtiger Industriestandort. Und wie sieht in solch einer Stadt ein passendes Einstiegsbild aus? Zum Beispiel so.

Denn Schwedt war auch Mittelpunkt einer Markgrafschaft, die innerhalb der Mark Brandenburg eine gewisse Eigenständigkeit besaß. Daher gab es auch ein großes barockes Residenzschloß. Das allerdings sieht heute so aus:

Mehr als ein Modell existiert nicht mehr. Die Gebäude wurden im Krieg schwer beschädigt, wären aber zu retten gewesen. 1960 (oder so) wurden die Ruinen gesprengt – aus ideologischen Gründen. Immerhin haben sich an anderern Stellen noch barocke Baudenkmäler erhalten, zum Beispiel der Pavillon aus dem Einstiegsbild. Der Berlischky-Pavillon war ursprünglich die Kirche der französisch-reformierten Gemeinde. Hiert ist der Pavillon nochmal in voller Pracht.

Die Stadtentwicklung nahm aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg so richtig an Fahrt auf. Aus einem Landstädtchen von 9.000 Einwohnern (1939) wurde eine Industriestadt, die Ende der 70er Jahre die Marke von 50.000 Einwohnern überschritt. Ein nicht geringer Teil der Schwedter lebte direkt oder indirekt von der Erdölindustrie. Es entstanden ganze neue Stadtteile, oft als Plattenbausiedlungen. Heute geht das Pendel wieder in die andere Richtung, obwohl die PCK-Raffinerie noch immer existiert, aber nur noch 1200 Beschäftigte hat. 2000 weitere arbeiten in anderen Unternehmen im direkten Umfeld. PCK steht übrigens für Petro-Chemisches Kombinat. Aktuell hat Schwedt weniger als 30.000 Einwohner, also nur noch knapp mehr als halb so viele wie zu DDR-Zeiten

Daher wirkt die Stadt, wie schon in Eberswalde geschrieben, deutlich überdimensioniert. Besonders deutlich wird das an der zentralen Achse der Stadt, der Lindenallee, die bis 1945 Schloßfreiheit und bis 1992 Leninallee hieß. Sie ist sagenhafte 80 Meter breit, jedenfalls ungefähr. Wenn meine Messung stimmt wären das mal eben zehn Meter mehr als die Champs-Élysées in Paris. Respekt.

An ihrem südlichen Ende läuft die Lindenallee auf das Gebäude der Uckermärkischen Bühnen Schwedt zu. Es ist das ehemalige Kulturhaus der Stadt, 1978 eröffnet. Vorher stand an dieser exponierten Stelle natürlich das Residenzschloß.

In der ganzen Innenstadt findet man sehr viele Kunstwerke: Skulpturen, Denkmäler, Brunnen. Besonders sehenswert fand ich ja den Brunnen “Mutter Erde” am Rand des Stadtparks.

Aus Gründen.

Besonders markant ist der Tabakbrunnen, der an exponierter Stelle in der Fußgängerzone steht und daran erinnert, daß die Uckermark einmal das größte Tabak-Anbaugebiet Deutschlands war. Die letzte Tabakfabrik in Schwedt wurde allerdings unmittelbar nach der Wende abgewickelt.

Blick in die Vierradener Straße:

Schwedt liegt nicht direkt an der Oder, sondern ein paar Kilometer entfernt und durch weite Wiesenflächen und Polder vom Fluß getrennt. Beim großen Oder-Hochwasser damals war das ein Glück, denn dadurch blieb die Stadt verschont. Eine Uferpromenade gibt es in Schwedts Innenstadt aber dennoch: Und zwar an der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße, einem Kanal, der parallel zur Oder verläuft und an dem sich auch der Schwedter Hafen befindet.

Und hier noch ein Photo von etwas weiter außerhalb: Im Südwesten der Stadt steht der Wasserturm von 1911, der heute nicht mehr in Benutzung ist. Direkt daneben ist ein Hotel, das der Reisehase nur empfehlen kann. Falls mal jemand Urlaub in Schwedt macht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*