Stettin

Alte Hansestadt, alte Residenzstadt Pommerns, wichtige Hafenstadt: Stettin (Szczecin) ist mit weitem Abstand die größte Stadt im Umkreis und erweist sich als ein sehr reizvolles Reiseziel.

Ich habe beschlossen, mit dem Zug nach Stettin zu fahren. Das geht zwar nicht von Schwedt aus, wo ich im Hotel bin, aber vom etwa 30km entfernten Tantow. Jedenfalls würde das theoretisch gehen, denn Tantow ist ein Haltepunkt an der Bahnstrecke Angermünde – Stettin. Allerdings fahren hier derzeit keine Züge, was ausnahmsweise sogar mal ein gutes Zeichen ist. Denn die momentan nur eingleisige Bahnstrecke wird ausgebaut: Zweigleisig soll sie werden, wie sie es vor dem Krieg und den reparationsbedingten Demontagen schon mal war. Danach soll es einen Stundentakt geben und die nördliche Uckermark so eine deutlich bessere Verbindung nach Stettin erhalten. Bis es soweit ist, heißt es aber: Schienenersatzverkehr. Am Bahnhof von Tantow, 850 Einwohner, ist daher nicht viel los, weder aif dem Bahnhofsvorplatz noch im gegenüberliegenden Lebensmittelladen, der hier noch “Konsum” heißt. Das Thermometer zeigt 56° C.

Der Bus nach Stettin ist pünktlich, ebenso wie der auf dem Rückweg. Da bin ich übrigens der einzige Fahrgast in einem großen Gelenkbus und fühle mich dementsprechend sehr dekadent. In Tantow steigen dann aber noch vier Leute ein, die in Richtung Angermünde weiterfahren. Immerhin.

In Stettin angekommen, steigt man am Bahnhofsvorplatz direkt am Oder-Ufer aus und steht auch hier mitten in einer Baustelle. Der Vorplatz wird gerade komplett umgestaltet. Man kann aber schon erahnen, wie es mal werden soll.

Natürlich ist Stettin, mit heute 400.000 Einwohnern, viel zu groß für einen einzigen Blogbeitrag (und eigentlich auch zu groß für einen einzigen Reisetag, aber mehr Zeit ist in der Tourenplanung nicht drin).

Zuerst soll es um die Altstadt (Stare Miasto) gehen, das historische Herz der Stadt, die im Mittelalter aus mehreren Siedlungen in der Nähe der Odermündung entstand. Sie wurde im Krieg teilweise zerstört und anschließend nur teilweise wiederaufgebaut. Einige Brachflächen gibt es noch immer. Das schöne Alte Rathaus aber steht noch, und zwar am Rynek (Heumarkt).

Am Rand der Altstadt und an ihrem höchsten Punkt steht auf dem Hochufer der Oder das Schloß der Greifenherzöge, die Pommern bis 1637 regierten und dann ausstarben. Im Westfälischen Frieden wurde Pommern geteilt und kam teils zu Schweden (unter anderem Rügen und Stralsund) und teils zu Brandenburg (unter anderem Stettin). Das Herzogsschloß blieb stets das Wahrzeichen von Stettin. Im Zweiten Weltkrieg zu 60% zerstört, hatte der Wiederaufbau der mehrflügeligen Renaissance-Anlage auch in der Volksrepublik Polen höchste Priorität und dauerte dennoch bis 1985.

Die größte Kirche der Altstadt ist die Jakobikirche, deren Bau gut 200 Jahre dauerte. Auch sie wurde im Krieg zur Ruine gebombt und war erst 1971 wieder vollständig aufgebaut. Ihren heutigen Turmhelm, mit dem der Turm eine Höhe von 110 Metern erreicht, erhielt sie aber erst 2007.

Manches andere hat sich in der Altstadt besser erhalten, zum Beispiel dieses Produkt aus Höchst am Main.

Und meiner Begeisterung für die Backstein-Architektur habe ich ja schon in den vorangegangenen Beiträgen Ausdruck verliehen. Hier kommt noch ein Beweisbild.

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