Floridsdorf

Die Themen in diesem Artikel sind: Eisenbahn und Fußball. Und für diese Kombination gibt’s sogar ein passendes Bild.

Floridsdorf, Wiener Vorstadt am linken (östlichen) Donauufer, gehört zum 21. Wiener Bezirk und ist vor allem für die hier ansässige Lokomotivfabrik bekannt, 1869 gegründet und genau hundert Jahre später geschlossen.

Überhaupt war Floridsdorf ein bedeutender Ort für die österreichische Eisenbahngeschichte: 1837 wurde die erste Bahnstrecke eröffnet, die Nordbahn, deren erstes Teilstück von Floridsdorf nach Deutsch-Wagram führte (und später weiter bis Brünn und ins mährische Bergbaugebiet um Ostrau). Das Eisenbahnzeitalter in Österreich begann also in Floridsdorf. Das Selbstbewußtsein des Ortes zeigte sich im Bau des repräsentativen Rathauses (1894-96). Nur acht Jahre später aber wurde Floridsdorf nach Wien eingemeindet.

Das heutige Bezirksamt steht am Spitz, einer wichtigen Verzweigung im österreichischen Wegenetz. Links führt die Prager Straße nach Norden, rechts die Brünner Straße nach Nordosten. Beide sind ebenfalls von repräsentativen Gebäuden gesäumt.

Die Prager Straße führt über mehr als fünf Kilometer nahezu schnurgerade aus Wien heraus. Sie folgt einer sehr alten Straße, die schon im Mittelalter Wien und Prag miteinander verband.

Und Fußball? Der Floridsdorfer AC, kurz FAC, spielt in der zweiten Liga. Vom Publikum wird der Verein nicht gerade überrannt, was am heutigen Sonntag aber nicht nur an der seltsamen Anstoßzeit von 10:30h liegt. Das Schicksal teilt der Club mit vielen Stadtteilvereinen. Und die teils bedenkliche Pausenmusik (Matthias Reim?? Echt jetzt??) ist da vielleicht auch nicht förderlich. Jedenfalls kommen 674 Zuschauer zum FAC-Platz an der Koloniestraße, um das Gastspiel von Blau-Weiß Linz zu sehen. Das ist einer der Nachfolgevereine des ehemaligen Landesmeisters VÖEST Linz.

Die österreichische Meisterschaft durfte auch der FAC schon feiern. Das ist allerdings lange her: 1918 holten die Blau-Weißen das Double in den Eisenbahner-Vorort. Tradition ist in dieser Begegnung also durchaus vorhanden, wenn die Eisenbahner gegen die Stahlwerker spielen. Jedenfalls in der Theorie.

Der FAC vergibt früh einen Elfmeter und erzielt dann doch ein sehenswertes 1:0. Anschließend plätschert das Spiel lange Zeit vor sich hin. Erst als in der 88. Minute der Linzer Torwart kilometerweit am Ball vorbeitritt (vielleicht taucht die Szene bei Arnd Zeiglers “Kacktor des Monats” auf, wo es gut aufgehoben wäre) und der FAC auf 2:0 erhöht, kommt etwas Leben in die Bude, zumal die Floridsdorfer prompt einen Gegentreffer kassieren. So wird’s wenigstens in der Nachspielzeit noch spannend, und die Linzer Anhänger auf der etwas abseits stehenden Gästetribüne dürfen nochmal Hoffnung schöpfen. Es bleibt aber schließlich beim 2:1-Sieg für die Floridsdorfer.

Backstage ehrt der Verein seine großen Spieler: Da sind Ernst Ocwirk und Robert Dienst, Nationalspieler und WM-Dritte 1954, damals aber schon bei der Austria (gut) resp. Rapid (böse) aktiv. 1954 war gleichzeitig auch das bisher letzte Bundesligajahr des FAC. Auch Peter Pacult und Marco Arnautovic sind mit Portraits abgebildet, aber das Photo erspare ich den mitlesenden Werder-Fans, die speziell an letzteren sicher keine guten Erinnerungen haben.

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