Saarlouis

Weihnachten bedeutet auch für Reisehasen: Heimatbesuch!

Bei ziemlich miesem Wetter gehe ich mal als Tourist durch die Stadt. Gegründet 1680 als Grenzfestung des französischen Königreichs im kurz zuvor an Frankreich gefallenen Lothringen, reiht sich Saarlouis in die von Baumeister Sébastien de Vauban geplanten Städte ein. Am Grundriß der Stadt ist das noch heute abzulesen, auch wenn die eigentlichen, sternförmig angelegten Befestigungen im späten 19. Jh. geschleift wurden. Am Stadtmuseum kann man noch sehen, wie die Stadt einmal aussah:

Es war eine typische von Vauban geplante Festung: Ein sechseckiger Grundriß, Straßen im Schachbrettmuster, um die zahlreiche Bastionen, Kasematten und Verteidigungswerke angelegt wurden, von hohen Wällen und Wassergräben geschützt.

Auf dem Gelände der Befestigungen steht übrigens auch das Gymnasium am Stadtgarten, das als Institution fast so alt wie die Stadt ist und, als ich 1991 hier Abitur machte, sein 300-jähriges Bestehen feierte.

Saarlouis wurde in den sumpfigen Niederungen einer Schleife der Saar angelegt. Über Schleusen und Dämme konnte das flache Umland durch Aufstauen der Saar geflutet werden, was eine Belagerung erschweren sollte. Es entstanden auch diverse Vororte für Handwerker und Bauern; auch hier ist noch heute der französische Ursprung am Namen ablesbar: Picard, Beaumarais, Bourg-Dauphin (das heutige Neuforweiler). Die Einwohner der Innenstadt wurden aus dem benachbarten Wallerfangen umgesiedelt; der Ort wurde, um der Maßnahme Nachdruck zu verleihen, niedergebrannt. 

Aber auch die französischen Bauten in Saarlouis stehen nur noch teilweise, woran sowohl die Preußen als auch der 2. Weltkrieg schuld sind. Vor allem am heutigen Saar-Altarm erhält man noch einen Eindruck der Festungsanlagen. Hier kann man zum Beispiel die Bastion VI und das kürzlich freigelegte Ravelin V besichtigen.

Auf einer künstlichen Insel befindet sich die Contregarde Vauban, eine Anlage zum Schutz der Festungsbrücke am heutigen Deutschen Tor.

Auf der Vaubaninsel steht das Denkmal für den berühmten Sohn der Stadt: Michel Ney, 1769 geborener französischer Marschall und General unter Napoleon, einer der bedeutendsten Feldherren in zahllosen Schlachten der Napoleonischen Kriege. Auch er war Schüler am Augustinerkolleg (dem heutigen Gymnasium am Stadtgarten). 1815 wurde er nach der Schlacht von Waterloo verhaftet, in Paris wegen Hochverrats angeklagt und hingerichtet.

In der Altstadt steht in der Bierstraße sein Geburtshaus.

In der Saarlouiser Altstadt mit ihren zahlreichen Kneipen und Restaurants, sieht man an den (teilweise auf eigenwilligem Grundriß entstandenen) Häusern und Straßen noch die planmäßige Stadtanlage.

Zentrum der Stadt ist der etwa 100x100m messende Große Markt, der zentrale Paradeplatz der Festung, heute mit Rathaus der 50er Jahre, Kirche St. Ludwig (neogot. Turm, Kirchenschiff Sichtbeton) und der links im Bild zu sehenden heutigen Hauptpost, dem ehemaligen Sitz des Stadtkommandanten. Das Barockgebäude stammt von 1680-83.

Zum Markt führen die schachbrettartig angelegten Straßen, vor allem die Hauptstraßen, die Deutsche Straße und die Französische Straße.

Die Moderne hat auch Einzug gehalten: Das Theater am Ring wurde vor kurzem umgebaut und zeigt sich nun in extravaganter Architektur.

Und noch ein Saarlouiser Kulturgut gibt es: Im Schaufenster bei Schuster Münzmay in der Silberherzstraße hüpft seit 1971 dieses kleine orangefarbene Männchen an einer Feder auf und ab. Das fand ich als Kind faszinierend, und bis heute schaue ich jedes Mal, wenn ich in der Stadt bin, dort vorbei.

Ist nur etwas schwierig zu photographieren. Es hüpft halt, auch am Feiertag.

Und noch ein Denkmal: In den Wallanlagen steht der Soldat Lacroix, der 1815, als Saarlouis an Preußen fiel, den Abmarsch der französischen Truppen verschlief und von den Preußen aufgegriffen wurde… die ihn dann seinen Leuten hinterherschickten.

Niederwürzbach

Als Wanderung war eigentlich der Mariannenweg von Niederwürzbach in Richtung Blieskastel geplant, und normalerweise finde ich mich mit einer Wanderkarte auch in der Gegend zurecht, aber dieses Mal hakte es etwas, so daß die Streckenaufzeichnung in der App manchmal etwas seltsam aussieht. Das sieht nicht nur orientierungslos aus, sondern ist es auch.

Zwar fehlte an der einen oder anderen Kreuzung wirklich die Wegmarkierung, aber es lag wohl eher daran, daß der Reisehase einfach verwirrt ist, wenn Wanderwege mit einem Hasensymbol gekennzeichnet sind. Und so kommt man dann zwangsläufig vom geplanten Weg ab.

Schön war’s trotzdem, hier im landschaftlich sehr reizvollen Biosphärenreservat Bliesgau, bei insgesamt recht gutem Wetter (es gab deutlich mehr Sonne als Nieselregen). Und zumindest einen Cache haben wir auch gefunden; so ganz ohne Orientierung waren wir also doch nicht.

Am Niederwürzbacher Weiher entstand im späten 18. Jahrhundert eine wahre Schlösser-Landschaft: Gleich fünf Barockschlösser ließen die im nahen Blieskastel residierenden Grafen von der Leyen, vor allem Gräfin Marianne, errichten. Hauptresidenz war Schloß Philippsburg, 1788 fertiggestellt und schon vier Jahre später wieder zerstört, als 1792 französische Truppen hier durchzogen. Sechs Jahre Bauzeit für vier Jahre Nutzung: Keine sonderlich gute Quote, wenn auch immer noch besser als die von BER (aktuell elf Jahre Bauzeit vs. null Jahre Nutzung). Auch die beiden gräflichen Landhäuser Bon Voisin und Bagatelle wurden zerstört. Erhalten haben sich aber der Annahof am Nordufer des Weihers (heute Hotel; Bild unten) und der sogenannte “Rote Bau” (Schloß Monplaisir) am Südufer.

Der Weiher selbst wurde übrigens schon im ausgehenden Mittelalter künstlich angelegt, indem der Würzbach aufgestaut wurde. Ab dem 16. Jahrhundert gibt es Aufzeichnungen über einen “new weiher gehn Bliscastell”. Um den See führt ein knapp 2 km langer Wanderweg, den wir ohne uns zu verlaufen (!) (aber mit Abstecher ins Café) absolviert haben.

Und wer sich nun daran erinnert, den Namen Niederwürzbach schon einmal gehört zu haben, obwohl er sich nicht intensiv mit Barockarchitektur beschäftigt: Der TV Niederwürzbach spielte zehn Jahre in der Handball-Bundesliga und war 1995 Europapokalsieger. Sponsor und Manager des Vereins war damals der Unternehmer Rudi Hartz, der Bruder des VW-Personalchefs Peter Hartz (bekannt durch das nach ihm benannte “Hartz IV”). Die Familie Hartz stammt aus Niederwürzbach. Für den 2016 verstorbenen Rudi Hartz wurde am Weiher ein Denkmal aufgestellt.

Saar-Polygon

Heute mal dahemm: Schönes Saarland. ? ❤

Auf der Bergehalde der Grube Duhamel in Ensdorf wurde 2016 das Saar-Polygon errichtet, eine 30 Meter hohe Skulptur, auf die man auch hinaufsteigen kann (132 Stufen). Die 150 Meter Höhe der Halde mitgerechnet…

…steht man oben gut 200 Meter über dem Saartal und hat Aussicht von Völklingen bis ins Merziger Becken und vom Saargau bis zum Schaumberg.