Marais Poitevin 3

Pour immerger même plus dans le marais, je fais une randonnée aujourd’hui qui mène au milieu du marais mouillé.

Wanderzeit. Ich tauche noch tiefer ins Marais Poitevin ein (ich mache einen Deep-Dive, um es im Manager-Dummdeutsch zu sagen), mit einer kleinen Wanderung (11km) durch die Sümpfe des feuchten Marais (“marais mouillé).

Start ist am Hafen von Coursault, wo der schnurgerade verlaufende Canal de la Vieille Autize beginnt.

Manchmal ist Hüpfen angesagt (und das bereitliegende Boot wäre bei höherem Wasserstand keine große Hilfe gewesen).

Wasser und Kanäle überall.

Begegnung. Mehr gibt das Zoom der Handykamera leider nicht her. 

Ich vermute, es ist ein Nutria; eine hier eigentlich nicht heimische, aus Amerika stammende invasive Art. Fischotter gibt es auch (einen habe ich gesehen), aber die sind deutlich scheuer.

“Fährmann hol über” zu rufen hilft hier nicht, denn es gibt keinen. Die Überfahrt hat man selbst in der Hand; dafür dient die Kette.

Hm. Grünes Venedig wird das Marais Mouillé genannt? Jo, paßt.

Und am Schluß kommt man wieder am Hauptkanal raus, und alle sind glücklich.

Marais Poitevin 2: Coulon

Coulon ist eines der Zentren des “Marais Mouillé”, des “feuchten” Teils des Marais Poitevin. Wie fast alle der (wenigen) Orte im Marais entstand es auf einer trockenen Anhöhe oberhalb der Sümpfe.Hier steht die alte Dorfkirche.

Mittelpunkt des Ortes ist aber auch in Coulon der Hafen. Der Ort liegt am Ufer der Sèvre Niortaise, des größten Flusses im Marais. Hier am Fluß steht auch das “Maison du Marais Poitevin” mit Informationen zu Bootsfahrten und Wandertouren sowie einer großen Ausstellung mit sehr charmanter Führung.

Très content: Le lapin maraîchin.

Marais Poitevin

Et encore une inscription de ma liste des 150 lieux les plus beaux de la France… (J’ai essayé un certain temps de limiter la liste à 100 inscriptions, mais ce n’était pas durable – il y a simplement trop de lieux…).

Und noch ein Eintrag von meiner Liste der 150 schönsten Orte Frankreichs…

Das Marais Poitevin ist eine weitläufige Sumpflandschaft, die vor etwa zehntausend Jahren noch eine Meeresbucht war. Dann sank der Meeresspiegel, und durch die Flüsse Sèvre, Autize und Lay entstanden die feuchten, von zahllosen Wasserläufen durchzogenen Süßwasserlandschaften.

In seiner heutigen Form ist das Marais allerdings eine vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft. Zum Meer hin wurden Dämme errichtet, um den Rückfluß des Salzwassers zu verhindern. Teile (das “marais désseché”) wurden inzwischen trockengelegt; die eigentlichen Sümpfe (das “marais mouillé”), finden sich vor allem im Osten um Arçais und Coulon. Hier waren noch bis in die 50er Jahre viele Häuser und Gehöfte nur per Boot erreichbar.

Arçais hat einen alten Hafen, früher von Fischern und zum Warentransport in Gebrauch, heute hauptsächlich für touristische Zwecke genutzt.

Früher waren aber mehr Wasserlinsen! 

So sah das nämlich noch 2004 in Arçais aus: 

Ein grüner Teppich in einer grünen Umgebung: Der Beiname “Grünes Venedig” (Venise Verte) speziell für das Marais Mouillé war noch meht angebracht als heute, wo die Wasserlinsen fast vollständig verschwunden sind und das Wasser eher braungrün ist. Der Grund ist unklar, vollständig erklärbar ist der Effekt noch nicht. Eventuell ist der Rückgang sogar ein gutes Zeichen, weil nicht mehr so viele Düngemittelrückstände ins Wasser gelangen und die Linsen daher nicht genug Nährstoffe erhalten.

Charente (Supplément)

Da war ja noch was nachzutragen… Die Brücke von Tonnay-Charente in der Gesamtansicht. Sie ist einfach zu schön, um das Bild nicht zu zeigen.

Und wenn ich dann schon thematisch in der Charente bin, noch ein kurzer Abstecher ins Kulinarische: 

Typisches Getränk der Region (neben dem allseits bekannten Cognac) ist der Pineau des Charentes, ein Likör auf Weinbasis. Es gibt ihn in weiß und rot (rosé auch, aber selten), er hat ungefähr 17 bis 20% und wird als Apéritif getrunken. Das Alter beträgt meist fünf oder (noch besser) zehn Jahre. Der hier kommt direkt vom Erzeuger und wurde in Eichenfässern gelagert. Er ist sehr gut. ?

Vouvant

Der kleine Ort Vouvant ist eine Tour wert. Er liegt am Rand eines Waldgebietes auf einem Hügel oberhalb des Flusses Vendée.

Die alte romanische Kirche mit einem Portal mit phantastischen Skulpturen ist sehr sehenswert.

Auch sehr nett, findet jedenfalls der Reisehase: Der Donjon der ehemaligen Ortsbefestigung. Der Sage nach lebte hier die Fee Mélusine, weshalb der Turm heute ihren Namen trägt.

Ansonsten ist der Ort, der auch zur schon mehrfach erwähnten Vereinigung “Plus Beaux Villages de France” gehört, irgendwie Frankreich wie aus dem Bilderbuch (einem aus den 60er Jahren). Da fehlt jetzt nur noch ein R4 oder ein 2CV vor der Tür.

Und beeindruckende Naturdenkmäler gibt es auch.

Maillezais

Hier war ich schon zweimal, aber Maillezais ist einfach viel zu schön, um daran vorbeizufahren.

Das im Jahr 1005 gegründete Kloster Maillezais (nein, kein Zisterzienserkloster – es gehörte zu Cluny, war also Benediktinerabtei) war eines der bedeutendsten Klöster hier im Westen Frankreichs. Im 14. Jh. wurde es zum Bistum erhoben, so daß der Abt von Maillezais gleichzeitig Bischof war. Das Kloster war zudem wesentlich daran beteiligt, die Sumpflandschaft des Marais Poitevin zu kanalisieren und urbar zu machen. 

Später folgte der Niedergang: Die prächtige gotische Anlage wurde 1587 von den Hugenotten zerstört, der Bischofssitz 1627 nach La Rochelle verlegt. Die Klosterruine wurde 1791 auf Abbruch verkauft.

Was sich erhalten hat, ist dennoch beeindruckend genug.

Auf den Westturm (hier oben ganz links im Bild) kann man hinaufsteigen. Von hier oben sieht man schön die ehemaliges Ausmaße der Kirche.

Die Reste des Kirchenschiffs:

Der ehemalige Kreuzgang:

Im Gästerefektorium wird eine Videoinstallation zur Abteigeschichte gezeigt.

Gesamturteil: ?

La Roche-sur-Yon

Es gibt ja wahrlich genug Festungsstädte an der Atlantikküste.  Aber dennoch ließ Napoleon 1804 für das Département Vendée eine neue Hauptstadt bauen, als Garnisonsstadt und mit zentralem riesigem Exerzierplatz. Wenn alle anderen dort eine Stadt gegründet hatten, wollte der Korse wohl auch.

Die Stadt erhielt den Namen Napoléon-sur-Yon. Ja, echt. Heute kennt man sowas höchstens noch von größenwahnsinnigen zentralasiatischen Diktatoren. Aber was Personenkult angeht, kann Napoleon da mithalten. Später hieß die Stadt dann Bourbon-Vendée und erhielt nach 1871 den etwas einfallslosen heutigen Namen.

Entstanden ist hier – wieder mal – eine Stadt im Schachbrettmuster. In der Mitte liegt der große Exerzierplatz für 20.000 Soldaten, heute die Place Napoléon mit einem Reiterstandbild des Stadtgründers. Der erst vor kurzem (und für sehr viel Geld) umgestaltete Platz besitzt nun viele Grünflächen und ist sehr hübsch geworden. In Wasserbassins stehen bewegliche Tierfiguren, deren Mechanik über Schalter und Hebel vom Rand der Bassins gesteuert werden kann, was Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Spaß bereitet.

Einen Hasen gibt’s leider nicht, aber immerhin ein paar Frösche, auch wenn die eher nicht so hübsch sind.

Ganz neu ist diese Fassadenmalerei (Sarah Bernhard??) am Gebäude der Ecolde de Musique et de Danse:

Am Stadtrand gibt es dann noch das hier: Der Chocolatier Gelencser hat hier neben der Fabrikation auch ein kleines Museum eingerichtet.

Photos darf man innen nicht machen. Hab ich natürlich doch, will ich aber hier nicht zeigen. Das alles ist wesentlich kleiner als Zotter in der Steiermark, aber dafür weitaus edler (und deutlich teurer).

Luçon

In Luçon war Armand Jean du Plessis, besser bekannt als Kardinal Richelieu, lange Jahre Bischof. Deshalb dreht sich dort recht viel um den Politiker und Kirchenmann (auch wenn er selbst wohl nicht viel von seinem Bistum weitab von Paris hielt). So steht er auf dem Hauptplatz vor der Kathedrale.

Da sieht er so harmlos aus… Als erster Minister Frankreichs unter Ludwig XIII. bestimmte er aber lange Zeit die französische Politik und war dabei ein gnadenloser Machtpolitiker, der Konflikte anzettelte, wenn es opportun erschien, und der falls nötig auch Burgen oder Städte zerstören ließ. Da kannte der Mann Gottes weder Gnade noch Nächstenliebe.

Die Kathedrale in Luçon ist eine ehemalige Abteikirche, die im 17. Jh. eine klassizistische Fasdade erhielt. Im Inneren präsentiert sie sich aber rein gotisch.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist wenig bekannt und aktuell sehr verwahrlost: Der Wasserturm von 1914, der mit seinen schönen Art-Déco-Details etwas mehr Pflege und einen besseren Zustand verdient hätte. Es sieht aber leider eher so aus, als verschwände dieses Denkmal demnächst.

Vendée

Die Route führt weiter nach Norden: Ich bin jetzt in der Vendée angekommen. 

Die Landschaft südlich der Loiremündung war Schauplatz eines Kapitels der Französischen Revolution. Im Vendée-Aufstand erhoben sich 1793 reaktionäre (royaliatische und katholische) Kräfte gegen die Revolution und den regierenden Konvent; der Aufstand wurde nach heftigen Kämpfen blutig niedergeschlagen. An diese Episode erinnern noch heute viele Gedenktafeln und Denkmäler in der Vendée.

Die Landschaft ist weitgehend flach und landwirtschaftlich geprägt: Ackerflächen, Wiesen und Weiden überwiegen; weite Teile sind außerdem sumpfig.

Mareuil-sur-Lay:

In Trizay stehen die Reste einer Zisterzienserabtei, die nach der Revolution zum Bauernhof wurde (die Klosterkirche diente als Scheune).  2004 waren die Gebäude noch bewohnt und gepflegt, heute ist alles verlassen und beginnt sichtlich zu verfallen. Schade.

Und in Mouilleron-en-Pareds wurde in diesem Haus im Jahr 1889 Jean de Lattre de Tassigny geboren. 

Nach dem Marschall und General, der 1945 in Berlin als Vertreter Frankreichs die bedingungslose deutsche Kapitulation unterzeichnete, ist in Frankreich im wesentlichen in jedem Ort eine Straße oder ein Platz benannt. 

Ebenfalls hier geboren (direkt nebenan): Der französische Staatspräsident Georges Clemenceau (1841-1929). Ein Museum für beide Politiker ist eingerichtet.

Im Kirchturm des Ortes ist ein Glockenspiel untergebracht.

Und auf einem Hügel etwas außerhalb stehen die Moulin de Lattre und zwei weitere alte Windmühlentürme.

La Rochelle

Und noch eine Festungsstadt.

La Rochelle ist ein alter Fischerhafen, der schon im 11. Jh. bestand und bereits im ausgehenden Mittelalter große wirtschaftliche und strategische Bedeutung hatte. Im 17. Jh. wurde es dann während der Religionskriege zum Zufluchtsort für die Hugenotten.

Insgesamt ist La Rochelle zwar eine sehr hübsche Stadt, aber sie haut mich nicht so um wie Royan. Keine Ahnung, warum. Der Funke springt auch bei meinem zweiten Besuch irgendwie nicht so über.

Schön ist allerdings der von den beiden Türmen Tour St. Nicolas und Tour de la Chaîne bewachte alte Hafen, in dem heute eher Freizeitboote und Yachten liegen als Fischerboote. Zwischen den Türmen wurde früher eine Kette gespannt, wenn man die Einfahrt sperren wollte.

Im Hafengebiet ist ebenfalls das Musée Maritime angesiedelt. Hier liegt unter anderem die France I, ein 1958 gebautes Wetterschiff.

Den gestrigen Start der internationalen Segelregatta Mini Transat nach Martinique in der Karibik habe ich übrigens knapp verpaßt; mit Absicht allerdings. Der Segelsport interessiert mich nicht so brennend, daß ich mir deswegen den Zuschauerandrang antue.