Hinter dem Namen Benediktbeuern verbirgt sich zwar auch eine kleine Gemeinde, aber bekannt ist der Ort hauptsächlich durch das hiesige Benediktinerkloster, das als Buron wohl im 8. Jahrhundert gegründet wurde.

Das Kloster ist ein großer Komplex mit vielen Gebäudeflügeln und schönen Innenhöfen. Und außen herum stehen weitere Gebäude wie der Maierhof, auch ein Vierflügelbau, in dem früher die Wirtschaftsgebäude untergebracht waren. Photo-technisch ist der Besuchszeitpunkt allerdings etwas ungünstig. Nicht unbedingt wegen des tendenziell grauen Himmels, sondern weil insbesondere die Klosterkirche aktuell Baustelle ist. Das Kloster ist bei einem Unwetter mit starkem Hagel im August 2023 schwer beschädigt worden. Bei Youtube gibt’s Videos, allerdings auch welche mit dem ebenso reißerischen wie blöden Titel “Kloster Benediktbeuern völlig zerstört”. Das ist natürlich Humbug, wie man sieht. Ich hab ja nun schon einige Klöster gesehen, die tatsächlich “völlig zerstört” waren, und das heißt dann halt, daß da nur noch ein paar Steine rumliegen. Wenn überhaupt. Aber die Schäden in Benediktbeuern waren immens, und die Restaurierungsarbeiten werden noch ziemlich viel Zeit und Aufwand benötigen.

Das Kircheninnere sieht daher aktuell so aus:

Vergleichsweise gut sind die Klostergebäude davongekommen, die den Arkadenhof westlich der Klosterkirche umstehen.

In der Bibliothek des Klosters wurden 1803 übrigens eine bis dahin unbekannte Handschrift entdeckt. Sie enthält über 250 mittelalterliche Liedtexte. Das sind aber keine geistlichen Lieder, sondern teils ziemlich derbe Sauflieder, teils Lieder mit sehr explizit erotischem Inhalt. Diese “Carmina Burana” waren lange Zeit vor allem den Germanisten ein Begriff, bis Carl Orff einige der Lieder vertonte. O Fortuna!

Zum Klostergelände gehört auch dieser etwas unscheinbare Holzbau: Es ist eine Glashütte, in der Joseph von Fraunhofer zwölf Jahre lang an optischen Gläsern und Schleifmaschinen forschte.

Neben der riesigen Klosteranlage geht der eigentliche Ort aus touristischer Sicht etwas unter. Benediktbeuern liegt aber sehr schön im Alpenvorland.

Und einen Bahnhof gibt es auch. Auf der eingleisigen Strecke der Kochelseebahn (Tutzing-Kochel, also vom Starnberger See zum Kochelsee) herrscht aber nicht gerade reger Betrieb; während ich in Benediktbeuern war, ist hier kein Zug durchgekommen.
(Recherche im Nachgang: Bauarbeiten an der Strecke! Daher Zugausfälle und Ersatzverkehr. Man muß das ja auch nicht auf Hamburg-Berlin beschränken. So haben alle was davon.)

Daß ich hier nach den drei Orten in der Schweiz (Iseltwald, Haute-Nendaz, Anzère) schon wieder auf den Spuren eines länger zurückliegenden Urlaubs wandele, ist hingegen Zufall. Die Reiseplanung ist darauf zumindest nicht ausgerichtet. Wir waren damals (es müßte 1987 gewesen sein) einen Sommer in Ried, einem kleinen Dorf, das nah bei Benediktbeuern liegt, aber verwaltungstechnisch zur Gemeinde Kochel am See gehört. Und dieses Mal habe ich sogar das Hotel wiedergefunden. Ok, in einem Ort mit 500 Einwohnern ist das kein Kunststück. Aber egal: Die Waldschänke gibt es noch. Eigentlich müßte ich zum Abend hier einkehren, um zu testen, ob der Rehrücken immer noch so gut schmeckt wie damals.
