Konolfingen

Konolfingen ist ein größeres Dorf südöstlich von Bern, das man als Tourist wegen des Ortsbildes eher nicht besucht, denn das ist nicht besonders erwähnenswert. Aber einer der ganz Großen der Literaturgeschichte ist hier geboren: Friedrich Dürrenmatt.

Ganz genau gesagt ist er in Stalden im Emmental geboren, heute einer der Ortsteile von Konolfingen, das als Gemeinde erst 1933 gebildet wurde. Das Verhältnis der Konolfinger zu Dürrenmatt war lange nicht ganz ungetrübt. Es gibt erstaunlicherweise kein Denkmal und keine nach Dürrenmatt benannte Straße. Im Dorf galt der bekannteste Sohn als Nestbeschmutzer, nachdem er Konolfingen einmal öffentlich wenig freundlich geschildert hatte: “Das Dorf war häßlich, eine Anhäufung von Gebäuden im Kleinbürgerstil”. Außerdem galt Dürrenmatt als “links” (was er nicht war) und als Atheist (was er war), und das war für das konservative protestantische Milieu im Bernischen wohl noch schlimmer. Inzwischen hat man im Dorf, jedenfalls abseits konservativer evangelischer Gemeinschaften, seinen Frieden mit dem Autor gemacht: In der modernen Kirche direkt gegenüber seinem Geburtshaus wurde 2008 sogar ein Fenster eingebaut, das eine seiner Zeichnungen als Vorlage hatte.

Außerdem hat man einen Literaturweg angelegt, mit zahlreichen Stationen und Infotafeln, auf denen auch Texte Dürrenmatts zu lesen sind, die einen Bezug zum jeweiligen Platz haben. Man kommt auf diesem Rundweg an ein paar Aussichtspunkten vorbei.

Und auch an anderen Kunstwerken. Auf einer kleinen Grünfläche stehen zum Beispiel die Werke eines (verstorbenen) Bildhauers. Wobei es vielleicht auch nur die Granitsteine sind, die noch hätten zu Kunstwerken verarbeitet werden sollen. Manches wirkt zumindest eher unbearbeitet. Keine Ahnung. Jedenfalls mag ich die Vorstellung, wie Archäologen in etwa 5000 Jahren versuchen werden, aus diesen Steinen und ihrer Anordnung eine Bedeutung herauszulesen und ellenlange Abhandlungen darüber zu schreiben, welches Heiligtum hier einmal stand.

Bern gehört zu den protestantischen Kantonen, weshalb die katholischen Kirchen meist kleiner und jünger sind und etwas abseits des Ortszentrums stehen. So auch in Konolfingen, wo zur Kirche noch ein Glockenturm gehört, eine schmale und hohe Pyramide, die aber etwas abseits steht und nicht mehr so gut ins Bild paßte, ohne daß ich fürchterlich stürzende Linien erzeugt hätte.

Und als Nachbereitung sowie zur Ehrung Friedrich Dürrenmatts, der komplett unverständlicherweise nie den Literatur-Nobelpreis erhalten hat, lesen wir jetzt nochmal “Die Physiker”, “Das Versprechen” oder den “Besuch der alten Dame”. 😉

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