Blick von der Votivkapelle auf den Starnberger See:

Das Kreuz im See steht natürlich, genau wie die Votivkapelle, nicht einfach so an dieser Stelle in der Nähe des Schlosses Berg am Ostufer des Starnberger Sees. Genau dort wurde am 13. Juni 1886 der bayerische König Ludwig II. tot aufgefunden.
Die offizielle Version besagte, Ludwig habe Selbstmord begehen wollen und sein Leibarzt Dr. Gudden sei bei dem Versuch, ihn davon abzuhalten, selbst ertrunken. Die mysteriösen Umstände des Todes im seichten Wasser nahe dem Ufer führten aber schnell zu abweichenden Theorien. Fluchtversuch? Mord? Zweifelsfrei geklärt ist das alles nicht, und so bleibt dieser Abend am Starnberger See ein Rätsel, das wohl nie endgültig gelöst werden kann.

Das Kreuz wurde schon kurz nach Ludwigs Tod aufgestellt. Den Uferabschnitt davor darf man nicht betreten, was ich gut finde, weil es hier sonst zuginge wie an der bedauernswerte Meerjungfrau in Kopenhagen: Vermutlich würden ständig irgendwelche Instagram-Heinis und -Tussis auf dem Kreuz rumkrabbeln und Selfies machen. So hält man diese Klientel wenigstens auf Abstand.
Am Berg oberhalb steht die neobyzantinische Votivkapelle. Die Grundsteinlegung war am 13. Juni 1896, die Einweihung am 13. Juni 1900, und noch heute finden hier jeweils am 13. Juni Gedenkveranstaltungen statt. Ludwig war und ist beliebt (wenn auch zu Lebzeiten nicht bei allen, sonst hätte man ihn nicht entmündigt).

Das Schloß Berg ist heute in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Dafür hat man vom kleinen Örtchen Berg an der Schiffsanlegestelle einen Blick auf den nördlichen Teil des Starnberger Sees; im Hintergrund sieht man Starnberg.

Der “Literarische Führer Deutschland” in meinem Bücherregal vermerkt übrigens, daß Ludwigs Tod reichlich Widerhall in der Literatur gefunden hat, kommt allerdings zu einem ebenso kurzen wie eindeutigen Urteil: “Mittelmaß und Kitsch überwiegen”. Immerhin haben aber auch Oskar Maria Graf und Guillaume Apollinaire zum Thema geschrieben. Und jetzt der Reisehase, kitschfrei immerhin, hoffentlich.