Anzère ist eine mehr oder weniger reine Feriensiedlung hoch oben am Berghang über dem Rhônetal. Es ist ein weiterer Urlaubsort aus meiner Jugendzeit, daher geht es jetzt auch wieder ein wenig um Spurensuche. Und die war erneut nicht sehr erfolgreich.

Ich kann mich nämlich zwar noch an den Dorfplatz erinnern, der aber im Jahr 2025 definitiv nicht mehr so aussieht, wie ich ihn in Erinnerung habe. Was keine Überraschung ist. Wir waren 1988 in Anzère, und so ein Ferienort bleibt nun mal nicht dreißig Jahre lang in den 80ern hängen; dann könnten sie die Übernachtungsgäste an einer Hand abzählen.

Ich habe aber vergeblich versucht, unser Ferienhaus wiederzufinden. Die wenigen Erinnerungen, die das offenbar schon poröse Gedächtnis liefert, helfen mir nicht weiter.
Das Zentrum des Ortes heißt Dorfplatz (Place du Village), was aber etwas täuscht, denn Anzère ist eigentlich kein richtiges altes Dorf, sondern eine reine Feriensiedlung, die erst ab Mitte der 60er Jahre entstanden ist, auf einer Alpweide hoch über dem Rhônetal auf der nördlichen Talseite. Um den Dorfplatz, der von Beginn an autofrei war, wurden große Häuser mit Ferienwohnungen errichtet. Außerdem sind hier die Touristen-Info, ein paar Restaurants und – damals zumindest – Geschäfte. Unter dem Platz ist eine große Tiefgarage.

Der Brunnen auf dem Platz soll an die Bisses erinnern, die alten Wasserleitungen, die an vielen Stellen im Wallis, auch hier im Bereich des heutigen Anzère, angelegt wurden. Sie dienten zur Bewässerung und zur Wasserversorgung und existieren teilweise heute noch. Von Anzère aus sind wir damals an der Bisse d’Ayent entlang bis zum Lac de Tseuzier gewandert, über einen Weg, der teilweise durch unbeleuchtete Tunnels ging. Heute würde man das Smartphone zücken und die Taschenlampe anmachen. Damals mußte man, wenn man die Wanderung mäßig gut präpariert angetreten hat, ohne Licht da durch.

Manche Bisse, wie hier beim kleinen Ort Blignou unterhalb von Anzère ist inzwischen auch trockengefallen; auch hier verlaufen heute oft die Wanderwege.

Anzère liegt fast tausend Höhenmeter oberhalb von Sion; die Aussicht auf die Bergwelt, insbesondere südlich der Rhône, ist daher vom gesamten Ort sehr gut.

Wenn ich mich nicht irre, sieht man hier rechts das Val d’Hérens, in dem zum Beispiel Evolène liegt. Die Namen merken wir uns mal für morgen.
