Visp und Raron

Von Naters geht die Reise nun in Richtung Westen, durch das Rhônetal. Die Tagesetappe führt bis nach Martigny, aber natürlich nicht ohne Zwischenhalte. Der erste Etappenort ist Visp.

Die etwas größere Gemeinde (trotz knapp 9.000 Einwohnern ist Visp keine Stadt) liegt an der Mündung der Vispa in die Rhône. Dem Fluß, also seinen beiden Quellflüssen Saaservispa und Mattervispa, sind wir ja schon in Saas-Fee und Zermatt begegnet.

Wie in vielen anderen Orten im Rhônetal liegt das Ortszentrum von Visp nicht direkt an der Rhône (das wäre im Mittelalter bei einer ungezähmten Rhône, die sich im Talgrund immer wieder ein neues Bett suchte, nicht lange gutgegangen), sondern auf einem Hügel. Der alte Ortskern ist nicht übermäßig groß, aber durchaus sehenswert.

Nur ein paar Kilometer flußabwärts liegt Raron auf einer Ebene im Talgrund.

Die Lage scheint idyllisch, aber das täuscht: Rechts hinter dem Berg liegt der Eingang ins Lötschental, wo der Ort Blatten vor kurzem von einem Bergsturz komplett zerstört wurde. In das Seitental könnte man noch hineinfahren; von Gampel und Steg, wo die Lonza aus dem Lötschental in die Rhône mündet, ist die Straße noch bis Ferden und Wiler (Lötschen) geöffnet. Aber ich bin nicht hier, um Katastrophentourismus zu betreiben. Sondern, um mir diese Sehenswürdigkeit aus der Nähe anzuschauen: Den Burghügel mit der spätgotischen Kirche und einem Wohnturm der Viztume, also der bischöflichen Stellvertreter. Das geht nur zu Fuß, weil eine Zufahrt zwar existiert, aber sehr schmal ist und daher nur für Anwohner befahrbar ist. Und den kleinen Anstieg schafft ein fitter Reisehase natürlich problemlos.

Der Burghügel ist aber nicht nur schön gelegen und bietet eine großartige Aussicht ins Rhônetal, sondern ist auch Pilgerort für Literaturbegeisterte:

Hier ist nämlich Rainer Maria Rilke bestattet. Der große Dichter hatte seit 1921 im Wallis gelebt (im Schloß Muzot oberhalb von Sierre, ein paar Kilometer weiter westlich), war Ende 1926 in einem Sanatorium bei Montreux gestorben und wurde auf seinen Wunsch an der Bergkirche von Raron bestattet. Ich mag Rilke sehr gern, hatte auch im Studium ein Hauptseminar über Rilke und halte die “Duineser Elegien” für das vielleicht Schönste, was in deutscher Sprache erschienen ist. Auch den “Malte Laurids Brigge” sollte ich mal wieder lesen, obwohl ich den Roman immer etwas unergründlich fand. Kommt auf die Liste zur Reise-Nachbereitung.

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