Im dritten Teil folgt nun ein Gang durch die Berner Altstadt, mit einem abschließenden kurzen Ausflug in die Vorstadt. Charakteristisch für die Altstadt sind die drei langgestreckten Hauptstraßen. Von der Zytglogge im Westen bis zur Untertorbrücke im Osten sind es etwa 800 Meter. Die Häuserzeile ist eigentlich nur an einer Stelle unterbrochen, etwa in der Mitte, wo die Kreuzgasse quert.

Bern ist ja offiziell nicht Hauptstadt der Schweiz, sondern Bundesstadt; primus inter pares also; eine normale Hauptstadt würde auch nicht zum grundsätzlichen Konzept der Eidgenossenschaft passen. Der Sitz des Bundes ist das riesige Bundeshaus, ein monumentaler neoklassizistischer Bau, in dem die beiden Kammern des Parlamentes tagen.


Eines der Wahrzeichen Berns ist die Zytglogge, ein Uhrturm, der ursprünglich als Wehrturm das westliche Ende der Berner Altstadt bewachte. Die Stadt ist später aber weit nach Westen gewachsen (das war die einzig mögliche Richtung; auf den anderen drei Seiten fließt ja die Aare), und so steht die Zytglogge heute mitten in der Stadt.

Als Wachturm war der Turm damit nicht mehr so gut zu gebrauchen; man hat ihn zum Uhrturm umfunktioniert. Die Uhren im Turm sind schon sehr alt; die astronomische Uhr zum Beispiel stammt ursprünglich aus dem frühen 15. Jahrhundert.

Von der Zytglogge verläuft die Marktgasse westwärts bis zum Käfigturm, der 1256 im Rahmen einer ersten Erweiterung der Stadt nach Westen errichtet wurde. Der heutige Bau stammt aber von 1641-44; der Vorgänger war baufällig geworden und mußte abgerissen werden. Der Käfigturm heißt so, weil er noch bis 1897 als Gefängnis diente. Dann diskutierten die Berner, ob der Turm eine Sehenswürdigkeit ist oder ein Verkehrshindernis, und entschieden sich schließlich für den Turm. Heute quetschen sich die Busse und Straßenbahnen durch die Turmdurchfahrt und die Lücke daneben.

Charakteristisch für die seit 1983 als UNESCO-Weltkulturerbe geschützte Berner Altstadt sind die Lauben, also die Bogengänge zu beiden Seiten der Hauptstraßen.


In der Altstadt stehen auch viele Brunnen, oft mit farbig gefaßten Figuren und viel Blumenschmuck. Den Vennerbrunnen haben wir ja schon gesehen. Es gibt noch viele andere; wenn ich die alle zeigen wollte, würde das den Rahmen sprengen. Daher hier nur ein Detailbild vom Mosesbrunnen auf dem Münsterplatz.

Und dann ist da noch der Kindlifresserbrunnen von 1545. Dargestellt ist ein Kinderschreck, der gerade ein Kind verzehrt und auf Vorrat noch ein paar weitere Kinder dabeihat. Mahlzeit! Der Sinn des Kinderschrecks war es tatsächlich, Kinder zu erschrecken. Bzw. als anschauliches Beispiel dafür zu dienen, was mit Kindern passiert, die nicht brav sind. Mir hat man dann gesagt, ich käme zu den Jesuiten. 😉

Zum Pflichtprogramm eines Bern-Besuchs gehört, jedenfalls für mich, auch eine Fahrt zum etwas außerhalb gelegenen Wankdorf-Stadion. Hier wurde ja 1954 Fußballgeschichte geschrieben (und irgendwie auch ein Stück deutscher Geschichte), als die deutsche Elf gegen Ungarn das “Wunder von Bern” vollbrachte. Aus dem Hintergrund müßte Rahn schießen. Ihr kennt das. Die Atmosphäre von damals läßt sich heute allerdings nicht mehr so richtig nachvollziehen. Zum einen ist nicht “dem Fritz sei Wetter”, denn kein Regen prasselt unaufhörlich hernieder. Zum anderen steht das alte Wankdorf-Stadion auch gar nicht mehr; es wurde 2001 abgerissen und durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt. Das Spiel ist aus! Das neue Stadion, in dem die Young Boys Bern spielen, ist ein typischer Schweizer Stadionneubau: Der Erstligafußball findet hierzulande weitgehend in Shopping Centern mit eingebautem Stadion statt. Das ist in Wankdorf nicht anders als in St. Gallen, Neuchâtel, Basel, Genf oder Biel.

An das alte Wankdorf-Stadion erinnert nur noch die Longines-Stadionuhr, die nun an der Südecke des Wankdorf Center steht. Sie zeigte lange das Endspielergebnis von 1954, verkündet inzwischen aber einen 2:1-Sieg, mit dem die Young Boys 2018 den Schweizer Meistertitel holten.
