Militsch (Milicz) liegt an der Nordgrenze Schlesiens. Die Kleinstadt war lange Zeit eine Grenzstadt und Zentrum eines Landkreises, der zu den eher abgelegenen Gegenden im Deutschen Reich zählte. Die Hauptsehenswürdigkeit ist die Gnadenkirche.

Fachwerkkirchen sind uns auf der letzten Schlesien-Tour schon begegnet: In Schweidnitz und Jauer. Diese Friedenskirchen durften die Evangelischen in Schlesien direkt nach dem Westfälischen Frieden errichten. Etwa ein halbes Jahrhundert später hatten die (katholischen) Habsburger, denen Schlesien zu der Zeit gehörte, die Gnade, weitere Kirchenbauten zu erlauben. Die Auflagen waren wiederum streng, und so entstanden die Gnadenkirchen als Fachwerkbauten. Die Gnade ließen sich die Habsburger übrigens teuer bezahlen; die wesentlichen Kosten verursachte nicht der Bau selbst, sondern die behördlichen Gebühren.
Die Kirche mußte damals außerhalb der Stadt errichtet werden. Heute hat sich Militsch bis zur Gnadenkirche ausgebreitet, aber es sind schon ein paar Meter bis zum Ring, der hier ein trapezförmiger Platz ist mit einem etwas unterdimensioniert wirkenden, eher schlichten Rathaus, das in einer Platzecke steht.

Auf dem Weg von der Gnadenkirche zum Ring kommt man an einem Wandgemälde vorbei, das die Literatur-Nobelpreisträgerin Wisława Szymborska ehrt, die einige Gedichte über die Militscher Teiche geschrieben hat. Sie ist hier aber, wie ich finde, nicht sehr vorteilhaft abgebildet. Ihre Werke, in der Regel Gedichte, sind in deutscher Übersetzung bei Suhrkamp erschienen. Ich habe aber von ihr nichts im Regal. Soweit ich weiß – ich habe punktuell den Überblick verloren und kaufe immer mal wieder Bücher, die schon im Regal stehen… Ich hatte aber mal bei Zweitausendeins ein “kleines” Buchpaket aus der Bibliothek Suhrkamp gekauft, bestehend aus 300 Bänden 🙈, worunter einige Entdeckungen waren (Carl Spitteler: Imago), aber auch vieles, was ich nie gelesen habe. Vielleicht war in diesem Paket auch die Szymborska vertreten. Muß ich mal nachschauen.

Zurück nach Militsch. Dort steht auch noch die Ruine des alten Piastenschlosses. Die Familie von Maltzan, die in Militsch residierte, ließ den ersten Englischen Garten Schlesiens anlegen und ein klassizistisches Neues Schloß errichten, das sich erhalten hat. Im Schloß gab es die größte Sammlung von Wanduhren im Deutschen Reich; ein kleiner Teil konnte in den Westen gerettet werden; der größte Teil verschwand als Beutekunst in den Weiten Rußlands.

Durch die Stadt bzw. am Rand der Altstadt vorbei fließt der Bartsch (Barycz) gemächlich durch die flache Landschaft der Schlesischen Ebene und bildet hier die Bartsch-Niederung.

Dort sind im Lauf der Zeit zahllose Teiche entstanden, die heute unter anderem die Militscher Teiche bilden, eine der größten Teichlandschaften weltweit. Hier werden unter anderem Karpfen gezüchtet.

Die Teiche sind aber auch Lebensraum für unterschiedliche Wasservögel und – man sieht sie nicht im Bild, aber vor Ort sind sie nicht zu überhören – Millionen von Fröschen. Die Teiche wurden zum Teil bereits im Mittelalter angelegt, unter anderem von den Zisterziensern aus Trebnitz. Heute kann man hier wandern oder radfahren, was sich mit Blick auf die flache Landschaft ja anbietet.



