Drogheda (Droichead Átha) ist mit etwa 44.000 Einwohnern die sechstgrößte Stadt der Republik Irland, aber trotzdem nicht Hauptort der Grafschaft Louth. Das ist das nördlich gelegene fast gleich große Dundalk.
Drogheda liegt am Boyne kurz vor dessen Mündung ins Meer und erhielt seinen Namen von einem Übergang über den Fluß: Daß “droichead” nämlich Brücke heißt, weiß man, nachdem man ein paar Tagen auf den Straßen Irlands unterwegs war. Das Wort taucht häufig auf Straßenschildern auf, und zwar meistens als Warnung, wenn wieder mal eine Brücke überquert werden muß, die nur genau so breit ist wie ein Mittelklasseauto.
Das Stadtzentrum liegt am Nordufer des Flusses; die Hauptstraße verläuft parallel zum Flußufer. Auch hier ist natürlich Guinness Time.
Und wie in Waterford kann man auch hier Street Art antreffen, allerdings in deutlich geringerem Umfang als dort. Aber was man hier sieht, ist auf jeden Fall gelungen.
Und hier gibt es endlich auch das richtige Tier.
So soll das sein. Sonderpunkt für Drogheda! Der Hase ist Teil eines größeren Wandgemäldes und schaut auch auf dem folgenden Photo noch unten links um die Ecke.
Am westlichen Ende der Innenstadt stehen die Ruinen der Old Abbey (keine Zisterzienser).
Von hier führt die Hauptstraße quer durch die Innenstadt bis zum St. Laurence’s Gate, das eigentlich, wie eine Infotafel verrät, gar kein Stadttor (also Gate) ist, sondern eine Barbakane (also eine Art Bastei).
Etwa in der Mitte zwischen beiden steht die große neogotische Kirche St. Peter, die mit ihrem schlanken und hohen Turm (siehe Bild Nummer zwei) das Stadtbild beherrscht.
Sie beherbergt eine ziemlich makabre Reliquie: Den Kopf des Märtyrers und 1975 heiliggesprochenen Oliver Plunkett, der Bischof von Armagh war und im Jahr 1679 verhaftet wurde, offiziell wegen Hochverrats, aber de facto einfach nur, weil er ein hohes Amt in der katholischen Kirche bekleidete, zu einer Zeit, in der die Engländer sogar Kopfprämien auf katholische Geistliche ausgesetzt hatten. Nach zwei Jahren Kerkerhaft wurde er 1681 hingerichtet. Das Bild ist nicht sehr gut, weil der Glasschrein ziemlich spiegelt, aber vielleicht ist das auch besser so. Ein 350 Jahre alter abgeschlagener Kopf ist auch einbalsamiert nicht mehr allzu ansehnlich.
Zurück ins Freie, wo im Lauf des Vormittags ein fieser Nieselregen einsetzt (später am Nachmittag wird aber noch die Sonne rauskommen und alles wird gut). Den Boyne kann man in Drogheda über mehrere Brücken überqueren, unter anderem über diese elegante Fußgängerbrücke.
Eine andere Brücke steht weiter östlich: Das Boyne Viaduct von 1851-55, das zur Bahnstrecke Dublin-Belfast gehört und die letzte Lücke in dieser Verbindung schließen konnte. Bis dahin mußte der Boyne per Fähre überquert werden.
Auf der Südseite des Boyne liegt das in einem Nebengebäude des Millmount Fort untergebrachte Stadtmuseum. Der Martello Tower der Befestigungsanlage ist weithin sichtbar und bietet im Gegenzug vermutlich auch eine sehr gute Sicht über die Stadt. Bei dem Nieselregen testet der Reisehase das aber nicht aus. Die Sicht wäre wohl sowieso nur mäßig.
Wer die Hafenpromenade entlangschlendert, kommt auch an der Hebble Sand vorbei, die ihre besten Zeiten ganz offensichtlich lange hinter sich hat. Das Baggerschiff liegt seit 2014 hier vor Anker und gehörte mal der Hafengesellschaft von Drogheda. Die hat es irgendwann vielleicht verkauft, oder halt auch nicht, man weiß es nicht so genau. Jedenfalls sind seitdem die Eigentumsverhältnisse ungeklärt. Im September 2022 war das Schiff dann gesunken und mußte aufwendig wieder gehoben werden, weil Öl auszulaufen begann. Spätestens seitdem bemüht sich die Stadt intensiv darum, daß die Hebble Sand verschwindet, aber bisher ohne Erfolg.
Irgendwie traurig, das Ganze. Mal schauen, wie lange sich das Schiff noch in Drogheda halten kann. Eine richtig groteske Wendung wäre ja, wenn jetzt noch der Denkmalschutz um die Ecke käme und die Hebble Sand unter Schutz stellte.