Büsingen am Hochrhein

Grundsätzlich bildet der Rhein zwischen dem Bodensee und Basel die Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland. Im Bereich von Schaffhausen gilt das aber eher nicht: Die Schweizer Stadt liegt nördlich des Rheins, und der Grenzverlauf ist in der Ecke deutlich komplizierter. Das zeigt sich in Büsingen, der östlichen Nachbargemeinde von Schaffhausen, einem Örtchen von etwa 1.500 Einwohnern. Büsingen gehört zu Deutschland, ist aber vollständig von Schweizer Gebiet umgeben. Eine Exklave also, stolze 7,6 Quadratkilometer groß.

Der Grund für den Sonderfall Büsingen liegt noch in der Feudalzeit, in der es, was die Territorialgrenzen angeht, ja stellenweise ziemlich wild zuging. Kurz gesagt ist Büsingen heute deutsch, weil es im 18. Jahrhundert österreichisch war. Für die Österreicher war Büsingen damals ein wichtiger Stützpunkt am Hochrhein in unmittelbarer Nachbarschaft zum eidgenössischen Schaffhausen. Während im Wiener Kongreß bei der territorialen Neuordnung des Reiches viele Mikro-Territorien beseitigt wurden, kam Büsingen damals nicht zur Schweiz, sondern zu Baden, und wurde so endgültig zu einer Exklave innerhalb des Schweizer Staatsgebietes.

Der kleine Ort ist aber heute wirtschaftlich eng an die Schweiz angebunden und gehört zum Schweizer Zollgebiet. Hier gelten unter anderem die Schweizer Mehrwertsteuersätze, und in der Regel bezahlt man hier auch mit Franken. Trotz der wenigen Einwohner gibt es ein eigenes Auto-Kennzeichen, damit der Schweizer Zoll erkennen kann, wer aus Büsingen kommt (die Büsinger Ortsgrenze ist ja gleichzeitig auch EU-Außengrenze). Viele Autos fahren aber nicht mit BÜS herum; bei 1.500 Einwohnern kommen halt nicht sooo viele Autos zusammen. BÜS gilt daher als seltenstes KFZ-Kennzeichen in Deutschland.

Über die Besonderheiten als deutsche Exklave innerhalb der Schweiz informiert der Exklavenweg, der durch den Ort führt und zahlreiche Stationen mit Info-Tafeln besitzt. Er führt auch zu den Sehenswürdigkeiten Büsingens: Es gibt ein paar Fachwerkhäuser, ein modernes Gebäude der Gemeindeverwaltung und – am östlichen Ortsrand – die hübsche und recht alte Bergkirche St. Michael.

Direkt daneben liegt übrigens der Sportplatz des FC Büsingen. Auch der Verein ist ein Sonderfall: In den Ligen des südbadischen Verbandes sucht man ihn nämlich vergeblich. Die Büsinger spielen im Schweizer Spielbetrieb mit.

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