Südwestlich von Berlin erstreckt sich in West-Ost-Richtung der Fläming, ein Höhenzug, für den der Begriff “Gebirge” nicht so richtig angebracht erscheint, angesichts maximaler Höhen von 200 Metern ü.NN. Höher hinaus geht’s in der nur leicht gewellten Landschaft nicht.
Wenn man geschickt ist, kann man auch im Fläming ein Photo machen, auf dem am Horizont kein Windrad steht. Siehe oben. Sie sind aber da, und sie sind überall. Daher gibt’s hier im Beitrag nicht so viele Landschaftsaufnahmen.
Sonderlich spektakulär ist der Fläming landschaftlich ohnehin nicht. Grundsätzlich besteht der Höhenzug aus größeren offenen Wiesenflächen und ebenso größeren Waldgebieten. Daß es letztere noch gibt, wie oben im Bild bei Treuenbrietzen, ist schön und durchaus nicht selbstverständlich. Der Fläming nämlich ist die Gegend, in der 2022 (bei Beelitz) und 2023 (bei Jüterbog) größere Waldbrände wüteten, unpassenderweise auf ehemaligen Truppenübungsplätzen, auf denen noch massenweise Munition herumliegt. Daß es ausgerechnet auf solchen Arealen brennt, ist kein Zufall: Große Teile der Gegend wurden im 20. Jahrhundert militärisch genutzt. Durch das 2023er Waldbrand-Areal bin ich auch durchgefahren, allerdings genau während eines stärkeren Gewitters mit starkem Regen, der zum Zeitpunkt des inzwischen gelöschten Brandes sicher sehr willkommen gewesen wäre.
Der Fläming ist auch wegen der weiten Flächen, die militärisch genutzt wurden und bis heute nicht betreten werden dürfen, recht dünn besiedelt. Aber kein Vergleich mit der Uckermark. Hier im Fläming gibt es doch ein paar Städte und Dörfer mehr, oft mit hübschen Ortskernen. Zum Beispiel Wünsdorf.
Wünsdorf ist (bzw. war) aber nicht überall so idyllisch: Auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz war der Sitz des Oberkommandos der sowjetischen Streitkräfte in der DDR. Die Gebäude stehen heute größtenteils leer, sind also ein echter “Lost Place”, allerdings umzäunt und von Wachpersonal bewacht.
Zu den Städten im Fläming zählt die Kleinstadt Bad Belzig mit der großen Burg Eisenhardt.
In Niemegk war Robert Koch ein paar Jahre als Arzt tätig, ehe er wegen des hiesigen Mangels an zahlungsfähigen Patienten nach Rakwitz bei Bomst in der Provinz Posen zog, wo die Praxis wohl finanziell lukrativer war. Rakwitz bei Bomst. Der Reisehase staunt. Sehenswert in Niemegk ist neben dem eher schlichten Robert-Koch-Haus vor allem das alte Rathaus.
Luckenwalde besitzt, etwas versteckt am Stadtrand in einem Industriegebiet, ein wichtiges Baudenkmal der klassischen Moderne: Das Gebäude der Hutfabrik Friedrich Steinberg, Herrmann & Co. Der Entwurf des 1921-23 errichteten Gebäudes stammt von Erich Mendelsohn, der uns vor kurzem erst in Potsdam begegnet ist (Einsteinturm).
Auch in der Innenstadt wird an die ehemalige Hutfabrik erinnert; Luckenwalde war in der Kaiserzeit das Zentrum der Herstellung von Hüten.
Hüte auf Stangen… Hm. Da fragt man sich, ob man die grüßen muß, und was passiert, wenn man das nicht macht. Der Reisehase jedenfalls trifft, statt sich mit Reichsvögten in der Schweiz herumzuärgern, lieber Freunde in der zur Fußgängerzone umgestalteten Breiten Straße.
In Luckenwaldes Innenstadt gibt es außerdem einige sehenswerte Jugendstilgebäude, und auch die Backsteingotik darf nicht fehlen.
Baruth/Mark schließlich liegt im Osten des Fläming bzw. im sich nördlich davon gelegenen Baruther Urstromtal, das man sich allerdings nicht so markant vorstellen darf wie es der Name eventuell verspricht. Der Fläming ist nun mal kein Hochgebirge, und das Urstromtal (ein in der Eiszeit durch Schmelzwasser entstandenes Tal) daher auch kein tief eingeschnittenes Tal. Immerhin, ganz flach ist es hier auch nicht, denn die Straße von Baruth nach Jüterbog hat dort, wo sie aus Baruth herausführt, eine Steigung von 12%.
Baruth liegt heute in Brandenburg, gehörte aber lange zum Kurfürstentum Sachsen, was man unter anderem noch an der Kursächsischen Postmeilensäule ablesen kann. Diese standen in allen sächsischen Orten und zeigten die Entfernungen zu den Nachbarstädten an.
In Baruth steht auch noch eine Schloßanlage, die um 1600 errichtet wurde und schon kurz darauf im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannt wurde. Der heutige Bau stammt daher aus der Zeit um 1665.