Mulhouse ist die zweitgrößte Stadt im Elsaß, mit etwa 110.000 Einwohnern. Zählt man die Umlandgemeinden hinzu, die in Frankreich tendenziell eigenständig sind und in Deutschland längst zu Stadtteilen gemacht worden wären, kommt die Agglomération auf etwa 280.000 Einwohner.
Mulhouse ist vorwiegend eine Industriestadt, die lange Zeit von der Textilindustrie lebte. Schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstand hier eine der ersten Arbeitersiedlungen Frankreichs, und die Gebrüder Schlumpf (die mit der geheimen Autosammlung, die heute das Kernstück des Nationalmuseums ist, des größten Automuseums der Erde) waren Textilfabrikanten. Daher ist Mulhouse längst nicht so pittoresk wie Colmar oder Straßburg mit seiner Petite France, nicht in der Altstadt, und in den Vierteln außen herum schon gar nicht. Aber es gibt natürlich trotzdem schöne Straßenzüge.
Durchaus hübsch anzuschauen ist auch die Place de la Réunion, das Zentrum der Altstadt.
Auf der Nordseite des Platzes steht die große Stephanskirche (Temple Saint-Étienne), deren Glockenturm (97m hoch) ganz eindeutig das Freiburger Münster zitiert. Die Kirche wurde 1859-66 errichtet.
Direkt nebenan bildet das Alte Rathaus aus dem 16. Jahrhundert, mit überdachter Freitreppe und Fassadenmalereien, die Ostseite des Platzes.
Wer genau hinschaut, kann an der Fassade die Wappen der Schweizer Kantone sehen (den Stier von Uri, schwarz auf gelbem Grund zum Beispiel). Mulhouse war eine zeitlang “zugewandter Ort” der Eidgenossenschaft, also durch Verträge eng mit den Schweizern verbunden, aber kein vollwertiges Mitglied. Die Stadt bemühte sich zwar mehrfach um einen Beitritt zur Eidgenossenschaft, aber das gelang nie. Verbindungen in die nahe Schweiz gibt es trotzdem noch heute. An einem Fachwerkhaus in der Altstadt trifft man zum Beispiel auf Wilhelm Tell, nach dem auch die Straße und ein Platz benannt sind.
Mancherorts sieht man noch, daß die Stadt nicht weit von der Sprachgrenze weg liegt. Man darf sich nur kein B für ein Z vormachen lassen: Die Handwerkervereinigungen hießen natürlich auch hier nicht Bunft.
Anderer Fassadenschmuck ist sichtlich jüngeren Datums. Aber auch sehr gelungen.
Das folgende Kunstwerk steht im Innenhof des Kunstmuseums. Ich hab ja wieder mal zuerst Hasenohren gesehen, aber irgendwie… doch nicht, oder?
Eher klassische Bildhauerkunst bietet dieses noch recht neue Denkmal. 2016 hat man nämlich einem bedeutenden Sohn der Stadt endlich ein Denkmal gesetzt. Erstaunlich spät kommt diese Ehrung für Alfred Dreyfus.