Von Hohenelbe geht die Fahrt heute wieder westwärts. Zunächst ins Isergebirge. Das ist ein Gebirgszug, der sich westlich an das Riesengebirge anschließt und nicht ganz so hoch ist, aber dennoch ebenfalls ein veritables Mittelgebirge darstellt. Die Straßen werden schmaler, die Ortschaften kleiner, die Wälder dichter und dunkler.
ZIemlich weit oben, in Kořenov (Grünthal) rechnet man also nicht unbedingt mit einer Bahnlinie. Schon gar nicht mit einer noch aktiven Strecke. Aber es gibt sie, und sie feiert genau an diesem Wochenende ihr 120-jähriges Bestehen, weshalb es am Bahnhof Kořenov ein großes Fest gibt. Wie man sieht, ist alles ganz entspannt und die Stimmung prächtig. Wenn nicht gerade einer der zur Feier des Tages fahrenden Sonderzüge laut tutend einfährt, läuft alles kreuz und quer über die Gleise, und die Loks werden auch bei laufendem Motor als Klettergerüst genutzt.
Die Strecke von Reichenberg (Liberec) über Gablonz und Tannwald wurde ab 1899 errichtet und später bis Grünthal verlängert, um Anschluß an die Bahnen im Hirschberger Tal in Schlesien zu erhalten. Dorthin fahren die Züge heute nicht mehr, aber dafür noch weiter bis in den nahegelegenen Wintersportort Harrachov (bekannt für die Skiflugschanzen). Die aufwendige Gebirgsstrecke hat stellenweise fast 60 Promille Steigung; das war nur mit Zahnradtechnik zu bewältigen. So wurde hier im Isergebirge Böhmens einzige Zahnradbahn gebaut.
Im Regelverkehr fahren natürlich moderne Triebwagen, aber zum Jubiläum hat man auch ältere Objekte aus den Hallen geholt.
In Kořenov gibt es auch ein kleines Museum mit einer Handvoll Loks. Es sind wirklich nur einige wenige Fahrzeuge, aber immerhin kann man hier mal in einem originalen Waggon der Jungfraubahn sitzen. Auf der Originalstrecke hoch zum Jungfraujoch kann man sich das ja als Normalsterblicher kaum leisten; das ist ja noch teurer als Sonnenblumenöl.
Eine der in der kleinen Museumshalle abgestellten Loks ist die T435-0111, eine dieselelektrische Lok, die zwischen 1958 und 1962 bei ČKD in Prag gebaut wurde.
Die ganz oben schon gezeigte T426-003 ist etwas Besonderes. Sie wurde extra für diese Bahnstrecke (Tannwald – Grünthal) hergestellt und verfügt über ein Zahnradsystem. Von dieser Baureihe wurden nur vier Exemplare produziert (1961 in Wien-Floridsdorf), von denen zwei noch erhalten und in Tannwald stationiert sind.
Etwas weniger Beachtung erhält die T334, weil sie nicht so selten ist. Sie trägt den Spitznamen “Rosnička”. Das heißt Laubfrosch, und warum sie so heißt, dürfte leicht nachvollziehbar sein.