Hainaut

Bevor es (morgen) ins Land der Sch’tis geht, mache ich als Ouvertüre noch eine Tagesetappe durch Belgien.

Hainaut heißt auf Deutsch “Hennegau”. Die Region ist benannt nach dem Fluß Haine (Henne). Im ausgehenden Mittelalter spielte die Grafschaft Hennegau über lange Zeit eine sehr bedeutende Rolle, gehörte im 15. Jh. zu Burgund und später dem Haus Habsburg, war somit also sozusagen österreichisch. Heute ist der Hennegau eine der wallonischen Provinzen Belgiens.

Der Straßenzustand läßt einen hier aber auch häufiger mal an das ausgehende Mittelalter denken. Bei den Radsport-Frühjahrsklassikern, die ja in dieser Gegend stattfinden (Flèche Wallonne, Paris-Roubaix – ich komme später noch auf das Thema zurück) freuen sich die Fahrer bestimmt über die Kopfsteinpflaster-Strecken: Da ist’s dann nicht so holprig. ? Den armen Volvo rüttelt es jedenfalls kräftig durch (und Fahrer und Hase gleich mit).

Ziel der Tagesetappe sind zunächst einige Zisterzienserklöster; meine Belgien-Liste ist ja im Gegensatz zur Frankreich-Liste noch lange nicht vollständig – aber jetzt um ein paar Klöster länger.

Von Le Jardinet in Walcourt steht nur noch das Portal:

Die Abbaye d’Aulne ist zwar auch nicht mehr komplett, aber die Ruinen am Ufer der Sambre sind sehr beeindruckend.

Und auf dem Gelände des Klosters L’Olive bei Morlanwelz ist ein schöner Landschaftsgarten entstanden.

Neutral-Moresnet 

Résumé (service spécial ;-)): L’histoire intéressante (ben… a mon avis…) d’un miniscule pays quasi indépendant de 1816 à 1919 à l’Est de la Belgique: Moresnet-Neutre. 🙂

In Kelmis im deutsch-belgisch-niederländischen Grenzgebiet bestand über 100 Jahre ein quasi eigenständiges Territorium: Neutral-Moresnet war genau 3,4 Quadratkilometer groß, hatte anfangs knapp 300 Einwohner und eine eigene Flagge (schwarz-weiß-blau quergestreift). Nur eine eigene Fußball-Nationalmannschaft, die gab’s nicht.

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Drielandenpunt

Kijk eens! De haas gaat naar Nederland.

Südwestlich von Aachen treffen auf dem Vaalserberg Belgien, die Niederlande und Deutschland zusammen. Am Dreiländereck steht eine kleine Stele, um die herum der Grenzverlauf auf dem Boden markiert ist.

Der niederländische Teil ist gleichzeitig auch der höchstgelegene Punkt des Landes: Genau 322,5m über dem Meer ist man hier.

Neben diesen Landmarken bietet der Ort noch weitere Attraktionen: Zahlreiche Wanderwege, Biergärten, ein Labyrinth und einen Aussichtsturm, den auf belgischer Seite stehenden König-Balduin-Turm:

Aus etwa 50m Höhe ist die Sicht in alle Richtungen natürlich enorm, trotz des heute eher grauen Himmels.

Richtung Belgien (Ardennen):

Richtund Deutschland (Aachen):

Und Richtung NL (das Bergbaurevier um Kerkrade/Heerlen):

Alle Richtungen bedeutet bei diesem Turm übrigens auch: nach unten.

Ein Hase, drei Länder:

Und von 1816 bis 1919 war dieser Dreiländerpunkt sogar ein Vierländerpunkt. Aber das erzähle ich später.

Lüttich 

Und zum Abschluß der Tour noch ein Bilderbuch mit ein paar Impressionen aus Lüttich.

Die Art-Déco-Kirche St. Vincent.

Pont de Fragnée.

Tour Paradis.

Musée d’Art Moderne im Château de la Boverie.

In der Altstadt. 

Mémorial Interallié und Église Sacré-Cœur de Cointe.

Und nochmal der Bahnhof Guillemins. Weil’s so schön war.

Lüttich war wirklich einen Besuch wert. Vielleicht keine Schönheit auf den ersten Blick, aber eine sehr interessante Stadt mit vielen Facetten. Beim nächsten Besuch muß dann nur Standard noch ein bißchen besser Fußball spielen.

Val St. Lambert

In Val St. Lambert ein paar Kilometer südwestlich von Lüttich gibt es seit 1826 eine Glas- und Kristallmanufaktur. Heute kann man hier eine Ausstellung besuchen, Glaswaren kaufen und bei der Glasherstellung zuschauen. Aber nicht sonntags, da gibt’s kein Schaublasen. 

Überhaupt sieht’s hinter den Kulissen nicht überall so prächtig aus:

Aber bevor die Glasfabrik eingerichtet wurde, war die Anlage ein Kloster. Eins von den Zisterziensern. Das Hauptgebäude oben ist das barocke Abtspalais. Und aus dem 13. Jh. steht noch ein Teil des alten Klosters, mit Kapitelsaal und Skriptorium.

Guillemins

Zum Abschluß des Tages noch ein fulminanter Schlußakkord: Das ist der Bahnhof Lüttich-Guillemins. Er ist atemberaubend. Da hat Santiago Calatrava wieder mal ein Meisterwerk entworfen. Ich hatte mich ja schon auf den ersten Blick in den TGV-Bahnhof Lyon-Satolas verguckt. Und dies hier steht dem in nichts nach, wirkt sogar noch leichter und schwebender. Nur ein Bild reicht da nicht. 

Planète Rouge

Der Royal Standard Club de Liège gehört mit zehn Meistertiteln zu den erfolgreichsten Clubs in Belgien. Ein elfter wird dieses Jahr wohl nicht dazukommen, denn…

Man beachte die Anzeigetafel. Null zu drei gegen KV Kortrijk. Weia. Dementsprechend war die Stimmung im eigentlich sehr schönen Stade Sclessin, hier im Süden von Lüttich.

Das Stadion liegt direkt an der Maas, und am anderen Flußufer zeigt sich, wo Stadt und Verein verwurzelt sind: Eisen und Stahl.