Im Bliesgau

Südlich von Blieskastel erstreckt sich der Bliesgau, von dem der Reisehase ja schon im Herbst 2018 ziemlich ausführlich geschwärmt hat. Heute geht die Tour in teilweise andere Ecken dieser Landschaft, die sowieso mehr als bloß eine Tour wert ist.

Auch eine kleine Wanderung steht auf dem Programm (naja, klein vielleicht… aber zusammen mit den anderen kleinen Wanderungen dieses Tages komme ich auf mehr als 37.000 Schritte… während des Lockdowns war das gefühlt mein Monatspensum…). Von Böckweiler mit seiner hübschen, uralten Dorfkirche (Bild aus dem Herbst 2018)…

…führt ein kleiner Weg hinauf auf die Höhen über dem Tal der Blies, mit wunderbarer Aussicht auf die Landschaft.

Der Weg führt weiter durch die Felder, bis ein schon ziemlich verwitterter Wegweiser den Pfad zum Alexanderturm markiert.

Am höchsten Punkt des Bliesgaus, dem 401m hohen Großen Kahlenberg, wurde 1893 ein 26 Meter hoher Aussichtsturm errichtet. Er bot eine Rundumsicht über den gesamten Bliesgau und würde die auch heute noch bieten, wenn da nicht der Zweite Weltkrieg dazwischenhekommen wäre. Im September 1939 fürchtete die Wehrmacht die französische Artillerie, und der weithin sichtbare Turm wurde gesprengt (man war also noch deutlich weniger zimperlich als beim Gollenstein). Seitdem steht nur noch die Ruine des Turmstumpfes.

Aus knapp 30 Metern Höhe wäre die Aussicht bestimmt phantastisch. Schade…

In den Dörfern des Bliesgaus, die vor allem in den Fluß- und Bachtälern (Blies, Mandelbach, Bickenalb…) liegen, stehen noch zahlreiche alte Kirchen, nicht nur die in Böckweiler. St. Margaretha in Bebelsheim zum Beispiel wurde an einen alten runden Wehrturm angebaut, der zum Glockenturm umfunktioniert wurde.

In der Nähe, genauer gesagt in Reinheim und Erfweiler-Ehlingen, gibt es noch zwei weitere Kirchen, die ebenfalls solche Rundtürme haben. Hier St. Mauritius in Erfweiler-Ehlingen:

Der Bliesgau ist eine Muschelkalkgegend. Im 19. Jahrhundert wurde der in lokalen Steinbrüchen abgebaute Kalkstein in Kalköfen gebrannt. Reste solcher Öfen haben sich bei Wittersheim noch erhalten. Den gebrannten Kalk nutzte man unter anderem als Baustoff.

In Kirkel schließlich, das eigentlich schon nicht mehr zum Bliesgau gehört, aber ich komme da vorbei auf dem Weg ins Kasbruchtal, steht noch die Ruine der Burg Kirkel. Die Burg gehörte den Herren von Kirkel und später den Grafen von Pfalz-Zweibrücken. Sie erlebte im 17. Jahrhundert turbulente Zeiten: Im Dreißigjährigen Krieg 1635 zerstört, dann wiederaufgebaut. Im Französisch-Niederländischen Krieg 1677 zerstört, dann wenigstens teilweise wiederaufgebaut. Als französische Truppen die Burg dann im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 erneut zerstörten, hatten die Grafen wohl die Nase voll und sparten sich den dritten Wiederaufbau in 50 Jahren. Seitdem ist die Burg Ruine, aber mit erhaltenem weithin sichtbarem Rundturm.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*