Breslau besteht aber nicht nur aus alten Kirchen und Bürgerhäusern, und die Bautätigkeit in der Stadt ist natürlich auch nicht in der Kaiserzeit eingestellt worden. Im Gegenteil: Es gibt eine ganze Menge Gebäude von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Ich zeige mal ein paar davon. Wer keinen Spaß an der Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts hat, braucht jetzt eigentlich nicht weiterzulesen. 😉

Noch sichtlich im Neobarock gestaltet ist das Hotel Monopol in der ul. Świdnicka (Schweidnitzer Straße), ursprünglich als Kombination aus Kaufhaus und Hotel gegründet. Unter anderem Pablo Picasso und Marlene Dietrich haben schon hier übernachtet.

Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden dann weitere Kaufhaus-Bauten namhafter Architekten, nun im Stil der neuen Zeit. In der ul. Szewska zum Beispiel, einer Parallelstraße zur Świdnicka, steht das ehemalige Kaufhaus Petersdorff von Erich Mendelsohn. Fast 100 Jahre alt und noch immer sehenswert.

Etwas älter ist ein anderes Eckgebäude: In der ul. Ofiar Oświęcimskich 38/40 (Junkernstraße) steht ein Bürohaus, das 1910-12 errichtet wurde. Architekt war Hans Poelzig, der uns hier in Breslau noch ein paarmal begegnen wird. Heute vielleicht nicht mehr sooo auffallend, aber 1912 war der Stahlbeton-Bau mit Sicherheit etwas Besonderes.

Noch ein Kaufhaus: Das Wertheim-Gebäude (1928-30, Hermann Dernburg) steht an der ul. Świdnicka (Schweidnitzer Straße). Es war bei seiner Eröffnung das größte Kaufhaus der Stadt und bot erstmals in Schlesien die Möglichkeit, Rolltreppe zu fahren. Als Wertheim bestand das Haus aber nur kurz, denn der Wertheim-Konzern wurde 1937 von den Nazis zerschlagen und die jüdischen Eigentümer enteignet. Das Gebäude brannte im Krieg aus und erstand nach dem Krieg neu, nun als Kaufhaus Renoma.

Es erhielt vor ein paar Jahren einen modernen Anbau, dessen Fassade zwar etwas düster wirkt, aber das fast hundert Jahre alte Hauptgebäude zitiert.

Architekturpreise erhielt das 2012-16 errichtete OVO-Center, mit einem Hotel, diversen Cafés, einem Fitness-Club sowie Apartments und Penthouse-Wohnungen, die ziemlich sicher nicht zu den preiswertesten Wohnlagen in Breslau zählen dürften.

Und natürlich gibt es auch Kunst im Stadtbild. Am Straßenring um die Altstadt steht zum Beispiel dieser knapp 10 Meter hohe Stuhl, der an den Theaterregisseur Tadeusz Kantor erinnert und etwas zu groß ist für einen kleinen Reisehasen.

Manches gibt einem die Möglichkeit, selbst ein bißchen Photo-Kunst zu machen:

Wer sich jetzt fragt: Watt is datt denn? So sieht die gesamte Skulptur aus: Sie heißt Nawa (=Schiff), stammt von Oskar Zięta und steht seit 2017 auf der kleinen Dahlieninsel (Wyspa Daliowa).

Und was ich natürlich nicht auslasse: Das Fußballstadion der Stadt. 2011 eröffnet, spielt hier hauptsächlich Slask Breslau (Śląsk Wrocław), auch wenn die gerade erst abgestiegen sind. Das wird also nächstes Jahr eine sehr pompöse Umgebung für die polnische zweite Liga. Vor kurzem fand hier das Endspiel in der Conference League statt (Chelsea gegen Betis Sevilla).

Und das ist zur Moderne noch längst nicht alles. Breslau hat da noch ein paar Trümpfe mehr im Ärmel.