Die Schlesien-Tour letztes Jahr im September mußte ich ja leider wegen der Überschwemmungen abbrechen. Einen Teil des ausgefallenen Programms will ich jetzt nachholen: Breslau und Umgebung.

Die Anfahrt, in zwei Etappen mit Übernachtung in Hof, ging recht reibungslos. Erster Halt ist Neumarkt i.S. (Środa Śląska), eine Kleinstadt westlich von Breslau. Hier will ich auch testen, wie das mit dem Photo-Verbot für kritische Infrastruktur, das die polnische Regierung im April beschlossen hat, in der Realität gehandhabt wird. Weil die Strafen, wenn man etwas Verbotenes photographiert, nicht sonderlich erstrebenswert sind (Beschlagnahme der Kamera, hohe Geldstrafen, Untersuchungshaft), bin ich erstmal vorsichtig. Erklär der Polizei mal, daß Du kein russischer Spion bist, wenn Du die Landessprache nicht beherrschst (mit meinen Polnischkenntnissen, die kaum über “dziękuję” und “dzień dobry” hinausgehen, käme ich jedenfalls nicht durch). In Neumarkt aber, meiner Test-Stadt zu Beginn dieser Schlesien-Tour, ist alles entspannt: Keine Verbotsschilder zu sehen. Der Rynek (Ringplatz) fällt zum Glück wohl nicht unter die Definition von kritischer Infrastruktur.

Der Ring markiert in Neumarkt wie überall in der Region das Stadtzentrum. Es ist hier ein schmaler, aber mehr als 300 Meter langer Platz mit dem Rathaus in der Mitte (das den Platz in einen Oberring und einen Unterring trennt) und einigen sehr schönen Häusern zu beiden Seiten. Neumarkt hatte offensichtlich das Glück, im Krieg zumindest im Stadtzentrum nicht allzu schwer zerstört worden zu sein.

Der dunkle Backsteinturm im Hintergrund ist der freistehende Kirchturm der Andreaskirche, die am Westende des Rings steht und noch aus dem 13./14. Jahrhundert stammt.

Am Zaun der Kirche ist eine Galerie mit historischen und aktuellen Photos angebracht, und man hat sich dabei wirklich große Mühe gegeben, genau dieselben Standorte und Blickwinkel zu finden wie bei den alten Bildern. So kann man wunderbar vergleichen, ob und wie sich die Stadt verändert hat.
