Pontigny

Auf dieser Reise konnte der Reisehase ja schon einige außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten präsentieren. Aber das Burgund hat sein Pulver noch immer nicht verschossen. Hier kommt noch so ein Pflichtbesuch: Die Abteikirche Pontigny.

Auf meiner allerersten größeren Frankreich-Tour im September 2002 war dies der allererste Haltepunkt. Daher ist in meiner Frankreich-Datenbank, in der die Reisen erfaßt sind, Pontigny auch der Eintrag Nummer Eins. In den Jahren danach kamen zahlreiche Reisen und zahlreiche Haltepunkte hinzu. In der Datenbank stehen etwa 6.500 Ziele (Städte, Dörfer, Klöster, Naturdenkmäler etc.), und insgesamt habe ich seitdem deutlich mehr als ein Jahr in Frankreich verbracht. Aber Pontigny ist noch immer etwas Besonderes, nicht nur als Eintrag Nr. 1, sondern vor allem natürlich für einen Zisterzienserkloster-Jäger und -Sammler.

Denn Pontigny ist eine der fünf Primarabteien des Ordens und mit seinem Gründungsdatum 1114 eines der ältesten Zisterzienserklöster überhaupt (genauer gesagt: das Drittälteste, nach Cîteaux und La Ferté). Und vor allem: Hier in der flachen Landschaft im Norden des Burgund, an der Straße von Troyes nach Auxerre, steht die größte erhaltene Zisterzienserkirche.

Der wunderschöne Bau besteht aus einem romanischen Langhaus und einem gotischen Chor, der zwar später angebaut wurde, aber trotzdem absolut perfekt paßt. Die Kirche ist stolze 119 Meter lang und liegt in den Feldern am Ortsrand von Pontigny wie ein großes Schiff.

Das wird besonders deutlich, wenn der Himmel entsprechend ist. So wie heute. Um die Kirche noch im Sonnenlicht zu erwischen, mußte ich allerdings etwas sprinten. Wie man sieht: Es hat geklappt. Und da die Bilder keine Tonspur haben, hört man das Gekeuche wegen der Rennerei auch nicht. 🙂

Sehenswert ist auch das Kircheninnere, in dem der Lettner allerdings den Blick durch das Langhaus etwas behindert.

Der Eingang befindet sich auf der schlichten Westseite der Kirche in der kleinen Vorhalle. Wie in Fontenay ist auch hier der Bau sehr schlicht gehalten. Bernhard von Clairvaux wollte das so: Keine Ablenkung durch Schmuckelemente.

Das 700-Einwohner-Dorf Pontigny bietet ansonsten nicht viel Sehenswertes. Aber es lohnt sich, eine Runde durch die in der Nähe liegende Kleinstadt Saint-Florentin zu drehen. Während in Avallon ein Frosch sitzt, hat man hier (vom gleichen Künstler übrigens, Yvan Baudoin) eine Schildkröte vor dem Rathaus abgestellt – mit welchem Symbolgehalt auch immer.

Was man derzeit übrigens in ganz Frankreich sehr häufig sieht, sind umgedrehte Ortsschilder: Damit protestieren die Bauern aktuell gegen die Agrarpolitik, auch hier in Saint-Florentin.

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