Olympiakos Piräus

Natürlich ist auch der Fußball ein Thema auf dieser Städtereise. Nachdem es Ende letzten Jahres im ohnehin seit Jahren von Gewalt geplagten griechischen Fußball nach schweren Ausschreitungen eine komplette Zuschauersperre gab, hatte ich einen Spielbesuch allerdings gar nicht erst eingeplant. Ans Georgios-Karaiskakis-Stadion von Olympiakos wollte ich aber trotzdem. Es liegt im Osten von Piräus und hat direkten Anschluß an die Metrolinie 1, die die Stadtzentren von Athen und Piräus verbindet. Die Haltestelle Faliro liegt direkt vor dem Stadioneingang.

Der Verein heißt offiziell “Olympiakos Syndesmos Filathlon Peiraios”, also in etwa “Olympischer Verein der Sportfreunde Piräus”. Der Club wurde 1925 gegründet, nahm 1929 erstmals an der griechischen Fußballmeisterschaft teil und ist heute mit 47 Meisterschaften mit deutlichem Vorsprung der erfolgreichste Fußballclub des Landes. Der ewige Rivale von Olympiakos ist Panathinaikos aus der Hauptstadt, ein Club, der seinen Anspruch schon im Namen Pan-Athinaikos trägt: All-Athener Sportclub. Natürlich ist Panathinaikos nicht der einzige Club Athens: Es gibt unter anderem auch noch AEK, bei dem das K im Namen für Konstantinopel steht: Es ist der Verein der 1919-23 aus Istanbul vertriebenen Griechen. Die vierte Kraft im Ballungsraum dürfte Panionios sein, auch dies ein Verein mit Wurzeln in Kleinasien, auf den ich noch zurückkommen werde. Die Szene im griechischen Fußball beherrschen (abgesehen von PAOK aus Saloniki) die großen Drei, die zusammen 80 von 87 griechischen Meisterschaften gewonnen haben. So muß man in Athen Farbe bekennen: Rot (Olympiakos), Gelb (AEK) oder Grün (Panathinaikos). Und wie das bei Ampeln so üblich ist, mag man sich untereinander nicht besonders. 😉

Die Clubs in Griechenland sind in der Regel keine reinen Fußballvereine, sondern besitzen zahlreiche Abteilungen von Tischtennis bis Segeln und sind auch zum Beispiel im Basketball oder Volleyball international sehr erfolgreich. Im Gegensatz zu Deutschland ist Volleyball in Griechenland aber ein heißes Pflaster: Im Umfeld gibt es hier auch gerne mal Randale, wenn Olympiakos und Panathinaikos aufeinandertreffen. Da ziehe ich die friedliche Atmosphäre in den deutschen Volleyball-Hallen definitiv vor!

Wie schon gesagt hatte ich gar nicht damit gerechnet, daß aktuell Zuschauer zu den Fußballspielen zugelassen sind. Aber siehe da: Am Stadion sind die Ticketschalter geöffnet. Die Zuschauer durften also kürzlich in die Stadien zurückkehren. Und just heute Abend hat Olympiakos ein Heimspiel. Also beschließe ich spontan einen Stadionbesuch, was nicht so einfach ist, weil man sich zunächst eine personalisierte Club-Karte besorgen muß und erst damit dann eine Eintrittskarte erhält.

Randale ist im Stadion in Piräus heute eher nicht zu erwarten. Olympiakos spielt gegen Volos FC, ein Team aus Mittelgriechenland, das aktuell ziemlich unten im Tabellenkeller steht und überhaupt keine große Nummer im griechischen Fußball ist. Das ist also kein Derby und kein Hochrisikospiel. Bei einem Match gegen Panathinaikos hätte ich mich nicht ins Stadion getraut.

Das arme Personal an den Drehkreuzen hat viel zu tun: Sie müssen nicht nur die Karten kontrollieren, sondern auch noch die Clubkarte und den Personalausweis abgleichen und das Abtasten erledigen. Es geht aber trotzdem recht fix.

Im Spiel heute Abend ist Volos gegen die Roten weitgehend chancenlos. Nachdem das Team schon in der 6. Minute eine rote Karte kassiert, verlegt es sich für den Rest des Spiels aufs Zeitschinden, ist damit aber nicht erfolgreich. Olympiakos geht noch vor der Pause durch ein Kacktor und einen Elfmeter mit 2:0 in Führung. Nach der Halbzeit erzielen die Roten noch das 3:0, und zwar gleich zweimal, weil der erste Treffer aus rätselhaften Gründen mehrere Minuten später vom Videoschiedsrichter kassiert wird. Ein paar Minuten, von der 91. bis zur 94. Minute, steht es auch mal 4:0, bis das Tor doch wieder zurückgenommen wird. Der moderne Fußball ist seltsam.

Die Stimmung im Stadion ist aber sehr gut. Es gibt Wechselgesänge zwischen den Hintertortribünen, und bei den Toren wird’s laut. Ansonsten spult Olympiakos das Ganze recht routiniert ab, und am Sieg der Roten gibt es von Beginn an eigentlich keinen Zweifel. Besonders laut singen die Fans in der 81. Minute: Dann erinnern sie an ein Stadionunglück im Februar 1981, als hier bei einem Spiel gegen AEK Athen 21 Menschen bei einem Gedränge starben. Vor dem Stadion ist ein Denkmal mit den Namen der Opfer aufgestellt worden.

Das Stadion, wie schon erwähnt nach dem Freiheitskämpfer Georgios Karaiskakis benannt, wurde seitdem aber komplett renoviert. Es bietet heute 33.300 Sitzplätze und steht an der Stelle, an der 1895 das Velodrom Neo Faliro errichtet wurde, in dem 1896 die Radwettbewerbe der Olympischen Spiele ausgetragen wurden. Fußball wird an dieser Stelle seit 1920 gespielt. Das heutige Stadion ist ein 2004 fertiggestellter Neubau.

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