Chur ist die Hauptstadt Graubündens; hier lebt etwa ein Fünftel der 200.000 Einwohner des Kantons. Im Merian-Heft Graubünden von 1986 wird ihr “spröder Charme” beschrieben, und an diesem verregneten Montag ist der auch tatsächlich zu spüren.
Auch Thomas Bernhard schreibt über Chur, und da schrillen beim örtlichen Marketing natürlich die Alarmglocken. Im Roman “Der Untergeher” begibt sich eine der Hauptpersonen nach Chur – um sich dort aufzuhängen, denn, so der Ich-Erzähler des Romans: “Chur ist tatsächlich der trübsinnigste Ort, den ich jemals gesehen habe. Nicht einmal Salzburg ist so trübsinnig und letzten Endes krank machend wie Chur. (…) In Chur kann ein Mensch, auch wenn er nur eine einzige Nacht bleibt, für sein Leben ruiniert werden.” Nun ist Thomas Bernhard sicher nicht der beste Ratgeber in Sachen Reise. Man frage mal in Augsburg nach (“verabscheuungswürdiges Nest”; “Lechkloake”), oder in Trier (“In Trier ist die Intelligenz nicht zuhause”), oder in Salzburg (“Selbstmörder-Stadt”). Zur Sicherheit bzw. weil das Hotel nun mal in Lenz (Lantsch) ist, bleibt der Reisehase aber trotzdem nicht über Nacht in Chur. 😉
Die Stadt wurde schon von den Römern gegründet: Curia Raetorum entwickelte sich zur Hauptstadt der römischen Provinz Raetia Prima (die Hauptstadt von Raetia Secunda war Augsburg, womit sich der Kreis dann schließt). Chur gilt daher als älteste Stadt der Schweiz. Am Plessurquai hat sich noch das Obertor als eines der Tore der mittelalterlichen Stadtbefestigung erhalten. Vor dem Tor fährt übrigens die Rhätische Bahn als “Straßenbahn” mitten durch die Stadt.
Das macht den Innenstadtverkehr insbesondere um den Bahnhof herum ziemlich berüchtigt. Ich habe deswegen und wegen der in Zentrumsnähe reichlich hohen Parkgebühren weit draußen geparkt, an der Oberen Au. Ganz kostenlos parkt man aber selbst dort nicht. Immerhin ist die erste Stunde frei (danach dann 1 SFR/h), aber da man von hier etwa 30 Minuten bis ins Zentrum braucht (gäbe es mehr Beschilderung oder würde man sich auskennen, ginge es etwas schneller), hilft einem das auch nicht viel.
Durch die Stadt fließt die Plessur, die von Arosa herunterkommt und etwas unterhalb in den Rhein mündet. Der kleine Altstadtkern liegt auf einem Berg oberhalb des Flusses.
Dieser historische Siedlungskern der Stadt heißt “Hof”. Es ist das Quartier um die Kathedrale und den Bischofspalast.
Zum Hof kommt man von der Altstadt zum Beispiel über die Treppe am Hofturm.
Die Kathedrale wirkt von außen relativ schlicht. Sie stammt aber noch aus dem 13. Jahrhundert, bis auf den Turm, dessen Obergeschosse nach einem Großbrand im Hof nach 1811 neu erbaut werden mußten.
Der Bischofspalast steht direkt nebenan.
In der Altstadt gibt es noch einige weitere schöne Plätze, zum Beispiel den Arcas. Der Brunnen rechts spendet übrigens Trinkwasser, was ich richtig gut finde, auch wenn an Wasser bei dem Wetter heute ja nun wirklich kein Mangel herrscht.