Neustrelitz

Der Reisehase ist in Neustrelitz und damit in Mecklenburg angekommen. Auf dem zentralen Platz der Stadt steht dieses Blumenarrangement.

Die gleiche auffällige Pflanze begegnet einem hier auch noch an anderen Stellen. Das hat einen Grund, und die echten Blumenkenner werden es wissen oder ahnen. Der Reisehase ist keiner, hat sich aber informiert: Es ist eine Strelitzie, benannt nach der Stadt bzw. zu Ehren der englischen Königin Sophie Charlotte (Ehefrau von George III.), die aus dem Haus Mecklenburg-Strelitz stammte.

Neustrelitz war die Residenz des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz, das bis 1934 existierte (bzw. bis 1918, danach war es der Freistaat Mecklenburg-Strelitz). 1934 wurden die beiden Mecklenburgs (das andere war Mecklenburg-Schwerin) von den Nazis zwangsfusioniert.

Neustrelitz entstand ab 1733 als barocke Planstadt und großherzogliche Residenz. Zentrum der Stadt ist der quadratische Marktplatz, von dem strahlenförmig die acht Hauptstraßen ausgehen. Der Platz ist etwas abschüssig, was man an den Häusern hinter dem Brunnen sehen kann; das Bild ist also nicht schief.

Am Markt steht auch die schöne, elegante Stadtkirche (1768-78), errichtet nach Plänen von Johann Christian Verpoorten, der eigentlich herzoglicher Leibarzt war, aber offensichtlich auch als Architekt etwas taugte. Ei, ei, ei.

Das große barocke Residenzschloß steht nicht mehr. Es wurde im Krieg schwer beschädigt und 1949 auf Geheiß der SED abgerissen. Der Standort ist bis heute eine Brachfläche. Man plant aktuell, zumindest den Schloßturm zu rekonstruieren. Erhalten haben sich wenigstens einige zum Schloßareal gehörende Bauten wie die Orangerie:

Diese Gebäude und der große Schloßpark sorgen zusammen mit dem gesamten Stadtbild dafür, daß Neustrelitz trotz des Verlustes des Schlosses noch immer eine feudale Eleganz ausstrahlt, die offensichtlich selbst 40 Jahre angewandter Sozialismus nicht kaputt bekamen.

In den Gartenanlagen trifft man außerdem schöne Frauen…

…und ebenso schöne Engel.

Die Schloßkirche zeigt, daß man sich stlistisch im 19. Jahrhundert auch in Mecklenburg-Strelitz am preußischen Hofbaumeister Karl Friedrich Schinkel (dem wir vor kurzem erst in Neuruppin begegnet sind) orientierte.

Davor sitzt auf einer Bank ein Herr, der hier offenbar so bekannt ist, daß man es nicht für nötig hält, eine Erläuterungstafel aufzustellen. Oder sie haben die Tafel richtig gut versteckt. Egal, der Reisehase setzt sich mal dazu.

Es ist übrigens Friedrich Wilhelm Buttel, der Architekt der Schloßkirche und großherzoglicher Hofbaumeister in Neustrelitz.

Es lohnt sich, in Neustrelitz einfach durch die Straßen zu flanieren. Zu sehen gibt es genug; die Stadt ist sehr sehenswert.

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