Appenzell IR und AR

Appenzell kam 1513 als dreizehnter Ort (Kanton) zur Eidgenossenschaft, nach längeren Auseinandersetzungen zwischen den Appenzeller Bauern und den Fürstäbten von St. Gallen, die sich irgendwann durch allzu forsche Abgabenforderungen unbeliebt gemacht hatten. Die Appenzeller suchten Hilfe bei den Eidgenossen, die es ohnehin praktisch fanden, den Rhein und den Bodensee als natürliche Grenze zu besitzen.

Allerdings war Appenzell zunächst nur “zugewandter Ort” der Eidgenossenschaft, also eine Art assoziiertes Gebiet, aber ohne Stimmrecht. Die Aufteilung in die zwei Halbkantone Außerrhoden (AR) und Innerrhoden (IR) folgte erst Ende des 16. Jahrhunderts. Grund für die Aufteilung war natürlich die Religion: Innerrhoden war (und ist) katholisch, Außerrhoden reformiert.

Die beiden Appenzeller Halbkantone bilden zusammen eine Enklave innerhalb des Kantons St. Gallen. Der nicht ganz einfache Grenzverlauf bietet auch noch Exklaven und zum Beispiel die Besonderheit, daß der geographische Mittelpunkt von Appenzell Außerrhoden in Appenzell Innerrhoden liegt. All das passiert auf ziemlich engem Raum, denn groß sind die beiden Halbkantone nicht. Außerrhoden kommt auf 242 qkm, Innerrhoden ist mit 172 qkm sogar noch deutlich kleiner. Oder um es verständlich auszudrücken: AR ist 0,094 Saarland groß, IR 0,067 Saarland. Zusammen kommen sie also auf etwa ein Sechstel Saarland. Die beiden Hauptorte, Appenzell (IR) und Herisau (AR), liegen auch nur etwa 15 Kilometer voneinander entfernt.

Genug der Vorrede. Von Nesslau führt die Schwägalp-Paßstraße vom Toggenburg (St. Gallen) hinüber nach Appenzell. Immer im Blickfeld: Das Gebirgsmassiv des Säntis.

An der Paßhöhe (1300m) ist an diesem Samstagmorgen noch nicht viel los. So kann ich dann erst einmal in Ruhe den Aufkleber eines widerlichen österreichischen Dosengetränkeherstellers vom Paßhöhe-Schild entfernen, damit das Photo sauber bleibt. Die anderen Aufkleber für die ganzen Radfahr-Webseiten nerven zwar auch (muß das eigentlich sein??), aber ich habe ja nicht den ganzen Tag Zeit. Und nein, die Reifenspuren sind nicht von mir.

Talort auf der anderen Seite des Passes ist Urnäsch (AR), ein am gleichnamigen Fluß gelegenes Straßendorf.

Gonten liegt nur fünf Kilometer östlich von Urnäsch AR, ist aber schon IR. Das kleine Dorf besitzt einige hübsche und regionstypische Häuser an der Hauptstraße.

Gestern war ich ja schon in Zuzwil und Uzwil (und Amriswil, Hagenwil und Wattwil usw.). Schändlicherweise gibt es weder Haswil noch Hasiwil noch Hasliwil. Aber dafür Hundwil. Wo man den namensgebenden Hund auch gleich – eher wenig elegant – neben den Appenzeller Löwen ins Ortswappen gequetscht hat.

Immerhin haben die Hasen in Hundwil in der Ortsmitte die Feldhoheit.

Hundwil gehört zu Außerrhoden und ist heute eine kleine Ortschaft mit nicht einmal 1.000 Einwohnern. Im 17. Jahrhundert, als hier noch der Sitz des Kantonalsparlamentes (Großer Rat) war, war die Einwohnerzahl noch doppelt so hoch.

Wo heute die Osterhasen sitzen, fanden lange Zeit die Landsgemeinden des Kantons statt, eine sehr traditionelle Form der echten Demokratie, die allerdings in Außerrhoden eher zeremoniellen Charakter hatte (in Glarus und Innerrhoden entscheiden noch heute die stimmberechtigten Einwohner über Gesetze, per Handheben). 1997 wurde in Außerrhoden die Landgemeinde abgeschafft – per Urnenabstimmung nach einem Beschluß auf der Landgemeinde.

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