Von Gruyère in Richtung Château-d’Oex geht es stetig, aber zunächst recht gemächlich bergauf.
Der Reisehase hält im Anstieg in La Rossinière an, einem hübschen Bergdorf. Auf einem Hügel über dem Ort steht die Kirche Ste. Marie-Madeleine.
Aber der Ort kriegt nicht nur deshalb einen eigenen Artikel, weil er so hübsch ist. La Rossinière ist der Wohnort eines bedeutenden Künstlers gewesen: Balthus hat hier von 1976 bis 2001 gelebt, im Grand Chalet, einem stattlichen Bau aus dem 18. Jahrhundert, einem der größten und schönsten Holzbauten im Waadtland.
In einer kleinen Kapelle sind ein paar seiner Zeichnungen ausgestellt. Balthus (eigentlich Balthasar Klossowski de Rola, 1908-2001) gehört zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts, nicht unumstritten, aber zweifellos genial. Ich mag seine meist etwas rätselhaften, symbolistischen Bilder sehr gern. Außerdem war er mit Künstlern befreundet, von denen ich sehr viel halte: Federico Fellini zum Beispiel. Oder Albert Camus, für den er Bühnenbilder entwarf. Viel besser geht’s ja kaum. Und er ist in der aktuellen Kultur immer noch präsent, nicht nur, weil unter anderem Mick Jagger im Grand Chalet zu Besuch war. Kürzlich hat die Band MGMT im Video zu “Little dark age” (übrigens eines der wesentlichen Lieder aus meinem Lockdown-Soundtrack) zum Beispiel einige seiner Bilder szenisch dargestellt.