Eisenhüttenstadt: Da ist der Name ja schon Programm. Die Stadt entstand auf freiem Feld in der Nähe der kleinen Oderschiffer-Stadt Fürstenberg ab dem Jahr 1950 als große sozialistische Planstadt um das hier im selben Jahr begonnene Eisenhüttenkombinat.
Die Errichtung von Stadt und Werk sollten auch die Leistungsfähigkeit der sozialistischen Gesellschaft demonstrieren, und 1950 war das auch tatsächlich eine große Leistung, hier auf freiem Feld eine Stadt für zunächst 12.000 Arbeiter und ein großes Stahlwerk aus dem Boden zu stampfen. Ein Werk, das die DDR-Wirtschaft aber auch dringend benötigte. 1951 bis 1955 nahmen sechs Hochöfen den Betrieb auf.
Das Kombinat überstand (unter anderem Namen) auch die Wende und die Abwicklungen durch die Treuhand und produziert bis heute Stahl, nun unter dem Dach von Arcelor Mittal. Was man in der Stadt immer wieder mit Stolz präsentiert.
Die neue Stadt erhielt zunächst den Namen Stalinstadt, was aber zum Glück schon bald korrigiert wurde. Heute steht nahezu die gesamte Innenstadt unter Denkmalschutz und bildet die größte Flächendenkmalzone Deutschlands.
Das klingt ja alles zunächst nicht sehr vielversprechend. Aber man darf sich die Stadt nicht als Ansammlung von Plattenbauten vorstellen; die kamen erst später. Hier herrscht noch die Gnade der frühen Gründung. Stilistisch bedeutet das: Sozialistischer Klassizismus, allerdings in einer sehr dezenten Variante, nicht der Moskauer Zuckerbäckerstil.
Die Gebäude stehen an gerade verlaufenden, sehr breiten Straßen. Die Lindenallee (ehemals Leninallee) stellt den zentralen Platz der Stadt dar und dient als Hauptachse.
Hier steht das Theater der Stadt.
Auch das große Mosaik an der Fassade des heutigen Lindenzentrums hat natürlich eine Aussage: Im Mittelpunkt der Darstellung ist eine Friedenstaube.
Die Bebauung entlang der großen Achsen wirkt ebenfalls nicht eintönig.
Das Kulturhaus mit Restaurant “Aktivist” steht in der Karl-Marx-Straße.
Am Rathaus sind gerade Filmaufnahmen, wohl für einen Netflix-Film.
Eine der zentralen Straßen erinnert daran, daß Eisenhüttenstadt die erste innerdeutsche Städtepartnerschaft abgeschlossen hat: 1986, mit Saarlouis. Politisch war das damals recht brisant und sorgte auch im Saarland für viel Aufsehen. Die Partnerschaft besteht noch, wobei ich aber das Gefühl habe, daß die Verbindungen nach St. Nazaire etwas enger sind.
Bei der obligatorischen Stadionbesichtigung im Stadion der Hüttenwerker (heute schnöde “Sportanlage Waldstraße” getauft) gibt’s dann eine schöne Überraschung für den Reisehasen: Zwei Kumpels sind schon da!
Insgesamt ist EHSt natürlich keine Schönheit aus der Dinkelsbühl-Rothenburg-Liga. Aber sehr interessant ist die Stadt trotzdem. Der Reisehase empfiehlt, sie sich mal anzuschauen – allein schon wegen der Stadionhasen. 😊