Bordelais

Einen hab ich noch zur gestrigen Etappe. Die Gegend um Bordeaux hat noch mehr zu bieten, auch einiges, was nur bedingt oder gar nicht mit Wein zu tun hat.

In Châtillon-la-Bataille fand 1453 das letzte Gefecht des 100jährigen Krieges statt. Der französische Sieg über die Engländer war gleichzeitig der erste Sieg der Artillerie in der Geschichte. 

Das kleine Städtchen liegt hübsch am Ufer der Dordogne (diesen Fluß habe ich noch an keiner einzigen Stelle häßlich gesehen. Echt nicht.).

Die Ruinen der Abtei Saint Maurice in Blasimon, ein im 10. Jh. gegründetes Benediktinerkloster:

Marmande besitzt die Kirche Notre-Dame und einen “Jardin Remarquable”.

Hier haben wir uns mit dieser jungen Dame angefreundet.

Zisterzienser gibt’s hier auch, zum Beispiel ein noch bestehendes Frauenkloster, Sainte-Marie-du-Rivet.

Und zum Abschluß eines sehr schönen Tages: Abendstimmung an der Garonne in Langoiron.

Saint-Émilion 

Der alte Winzerort liegt am rechten Ufer der Dordogne, etwas vom Fluß entfernt auf einem Hügel. 

In den Untergrund aus weichem Tuffstein wurden schon im Mittelalter Weinkeller gegraben – und eine komplette Kirche, die “Église Monolithe”, deren Vorplatz heute leider von ziemlich nervtötendem Dudel-Jazz beschallt wird.

Der alte Ortskern besteht ansonsten heute weitgehend aus Weinhandlungen.

Im Bild oben haben sich aber auch Médoc-Weine eingeschlichen. Die Preisvorstellungen für einen Cru Classé aus Saint-Émilion oder Pomerol unterscheiden sich aber auch nicht wesentlich von denen aus z.B. Margaux. Es werden aber auch andere lokale Spezialitäten angeboten.

Le Vignoble Bordelais

Aujourd’hui c’est le Lapin Vigneron.

Wenn ich jetzt erzähle, daß Bordeaux eine Weinregion ist, verrate ich nicht unbedingt eine sensationelle Neuigkeit.

Abgesehen vom Médoc liegen die großen Anbaugebiete östlich von Bordeaux. Da ist zunächst Saint-Émilion, ein kleines Städtchen, das von den Stadtmauern bis zum Horizont von Weinbergen umgeben ist. Das kriegt aber später noch ein eigenes Kapitel. Hier schon mal eine Vorabveröffentlichung:

Südlich schließt sich um Sauveterre-de-Guyenne das Anbaugebiet Entre-Deux-Mers an. Es liegt zwischen zwei… na?… einmal raten?… genau: *Flüssen*, nämlich der Dordogne und der Garonne. Hier gibt’s neben dem üblichen Rotwein auch hervorragende trockene Weißweine.

In Sauveterre ist gerade ein kleiner Markt lokaler Produzenten, Handwerker und Künstler. Nett.

Etwas weiter südwestlich liegt Sauternes: Das ist vor allem eine Weißweinregion, speziell für edelsüße, schön goldgelbe Dessertweine. Alles sehr erlesen, und dementsprechend liegen Sauternes und das benachbarte Barsac auch in diesem ohnehin schon nicht gerade günstigen Gebiet in der gehobenen Preisklasse: Unter 12 Euro pro Flasche geht hier gar nichts.

Eine Weinprobe in der Maison du Sauternes ist Pflicht und ergibt folgendes Resultat:

Bordeaux: Moderne Architektur

Die Stadt hat außer an den Quais auch anderswo eine Menge moderner Architektur zu bieten. Zum Beispiel das neue Gerichtsgebäude (Tribunal de Grande Instance) von Richard Rogers (1998). Auffallend sind diese riesigen kolbenartigen Trakte, bei denen ich nicht genau weiß, ob das Kunst ist oder ob sie eine Funktion haben.

Am Garonne-Ufer wird mit neuen Hotelkonzepten in Form von mobiler Architektur experimentiert:

Ebenfalls an der Garonne: Alte Hangars und Lagergebäude haben moderne Anbauten erhalten.

Unverkennbar aus der Zeit um 1980 ist das Geschäfts- und Büroviertel Mériadeck, mit sehr gelungener Trennung von Fußgängern und Autoverkehr, denn die Bürgersteige sind quasi in den ersten Stock verlegt.

Dieser Baustil ist zwar aktuell nicht gerade in Mode und hat vermutlich nur sehr wenig Fans, aber in ca. 20 Jahren wird sowas wiederentdeckt werden (wenn der Beton so lange durchhält ?). Bin ich mir sicher.

Ganz neu und gerade erst eröffnet ist das Centre du Vin, das Weinmuseum, das in Bordeaux natürlich nicht fehlen darf.

Und das ist dann eine prima Überleitung zum nächsten Posting.

Bordeaux: Miroir d’eau

Im Zuge der Umgestaltung der Garonne-Quais entstand 2006 der Miroir-d’eau, ein über 3.000qm großer begehbarer Brunnen. Er bildet eine große, meist etwa 1-2cm tiefe Wasserfläche (die Wassertiefe variiert), in der sich die Gebäude der Place de la Bourse spiegeln.

Das ist ein großer Spaß, nicht nur für Kinder, auch wenn die etwas weniger Hemmungen haben, sich flach ins Wasser zu legen. Vor allem, wenn ab und zu aus Wasserdüsen auch ein feiner Nebel erzeugt wird.

Bordeaux: Monument aux Girondins

Anderen Girondisten ist das Monument des Girondins gewidmet. Es steht auf der riesigen (12ha großen – bitte selbst in Fußballfelder umrechnen) Place des Quinconces, einem der größten Plätze Europas. Hier stand bis zur Französischen Revolution das Château Trompette.

Die Girondisten waren eine der wesentlichen Gruppen während der Revolution und kamen vor allem aus Bordeaux und Umgebung. Aus dem großbürgerlichen Lager stammend und eher gemäßigt, wurde ein Großteil der Abgeordneten 1793 nach der Machtübernahme durch die Sansculotten und Jakobiner hingerichtet.

Das Denkmal entstand 100 Jahre später. Auf einer Säule steht die Siegesgöttin. Flankiert wird sie von zwei monumentalen Brunnenanlagen, die die Garonne und die Dordogne symbolisieren.

Die Figuren, die den Sockel des Denkmals und die Brunnen bevölkern, stammen von Achille Dumilâtre. Hübsch, hübsch.

Bordeaux: Girondins

Von außen habe ich das Stadion ja gestern schon bewundert, heute folgte dann auch der Innenraum. Der sieht so aus:

Auch innen dominiert also die Farbe Weiß, auch in den Umgängen unter den Tribünen. Alles wirkt noch etwas klinisch, aber immerhin sehr hell. Das Dunkelblau, die Girondins-Vereinsfarben, taucht hingegen gar nicht auf, und so hat man das Gefühl, daß es ein zwar funktionaler und ästhetisch gelungener Bau ist, der aber nichts mit Bordeaux zu tun hat und genauso überall anders stehen könnte.

Girondins de Bordeaux, mehrfacher französischer Meister, ist schon mindestens seit meiner Tour 2004 einer meiner Lieblingsvereine. Hier wurde Zinédine Zidane (1992-96) zum Star, und mein zweiter WM-Held von 1998, Laurent Blanc, holte als Trainer den bisher letzten Meistertitel 2009 nach Bordeaux. Weltmeistertrainer Aimé Jacquet schaffte als Girondins-Trainer in den 80er Jahren auch drei Meisterschaften.

Als ich 2004 in Bordeaux war, war die Spielstätte von Girondins aber noch das städtische Stadion Chaban-Delmas. Hier spielt heute Union Bordeaux Bègles, ein Rugby-Erstligist:

Girondins trifft heute Abend auf die Bretonen von En Avant Guingamp und gewinnt mit 3:1. Hoch die Fackeln (ok, war nur eine einzige).

Bei der nächtlichen Beleuchtung kommt die Außenhülle um die Stadionränge besonders gut zur Geltung.

Bordeaux

T’es belle avec tes nouveaux quais / Le soleil fait des aquarelles / Sur les vitres de tes troquets…

…singt der in Bordeaux geborene Chansonnier Serge Lama in seinem Lied über seine Heimatstadt.

Bordeaux ist tatsächlich großartig: Elegant, majestätisch, charmant. Eine unglaublich schöne Stadt. <3

Hier mal ein erster Überblick. 

Bordeaux Le Lac

980km in 10 Stunden. Das klingt viel anstrengender als es ist, denn viel los ist nicht auf den französischen Autobahnen. Ich konnte gut 3/4 der Zeit mit Tempomat fahren. 200km deutsche A5 von Heidelberg nach Homberg/Ohm sind anstrengender. Sogar auf der Rocade, dem Autobahnring um Bordeaux, ging es recht gesittet zu. Das habe ich von der 2004er Tour noch ganz anders in Erinnerung…

Ebenfalls geändert hat sich übrigens die Autobahngebühr: Die schlägt nämlich jetzt mit satten 95 Euro Péage zu Buche (St-Avold -> Bordeaux). Das war anno 2004 definitiv noch um einiges günstiger.

Jedenfalls blieb sogar noch Zeit für eine Runde durchs Messe-Areal, in dem das Hotel liegt. Hier ist ein vollständig neues Viertel mit Messehallen, Hotels und einem Kongreßzentrum entstanden, das um einen großen künstlichen See angelegt ist und daher konsequenterweise auch Le Lac heißt.

Hier steht dann völlig überraschend und rein zufällig (*hüstel*) auch das hier:

Das Stade Bordeaux-Atlantique, das neue Stadion von Girondins de Bordeaux. Es wurde für die EM 2016 in den Jahren 2013-15 nach Plänen von Herzog/de Meuron (die auch das Olympiastadion in Peking, das “Vogelnest”, entworfen haben), errichtet. 

Ich komme noch darauf zurück. ?

Frankreich 2017

22. September – es wird höchste Zeit für meine jährliche Tour de France, die ja seit 2002 traditionell im September stattfindet. Die letzten Austragungen waren in den Cevennen (2015) und im Limousin (2016), also im Landesinneren. Dieses Jahr geht es über 17 Reisetage an die Atlantikküste: Gironde, Charente, Saintonge, Vendée – wo ich auch schon 2004 war; damals bin ich aber in Bourges gestartet, so daß für die Küstenregion schließlich nur eine Woche blieb. Daher gibt es hier noch ein paar kleinere weiße Flecken auf meiner Frankreich-Karte. Und die sollen jetzt weg.

Die erste Etappe ist gleich die längste: Bous – Bordeaux, 978km. Wird ein langer Tag. 

Das Auto ist startklar, der Hase auch. On y va!