Ascona

Von Intragna im Centovalli sind es nur noch ein paar Kilometer bis nach Ascona, dem bekannten Kur- und Urlaubsort in wunderschöner Lage am Lago Maggiore.

Der Reisehase hat damit den Tiefpunkt erreicht. Also den tiefsten Punkt der Schweiz. Das ist nämlich das Ufer des Lago Maggiore, dessen Seespiegel auf genau 193m über dem Meer liegt. Ascona ist aber selbstverständlich kein Tiefpunkt, sondern im Gegenteil eher einer der (nicht gerade wenigen) Höhepunkte dieser Reise.

Der wohlklingende Name des Ortes, der ja auch ein Stück südliches Flair vermittelt, wurde natürlich früh fürs Marketing entdeckt, zum Beispiel von der Autoindustrie. Zu einem Ort mit einer Atmosphäre, wie sie Ascona bietet, würde ein eleganter Sportwagen passen. Irgendein hübsches Coupé wie der Simca 1200 S zum Beispiel, oder ein Cabrio wie der Alfa Romeo 2000 Spider. Aber den Namen Ascona hat sich Opel unter den Nagel gerissen und ein Auto auf den Markt gebracht, das zwar ein großer Verkaufserfolg war, aber naja, halt dann doch bloß ein Opel. Zurück ins richtige Ascona.

Dessen Uferpromenade bietet mehrere kleine Bootshäfen und viele schöne Ausblicke auf den Lago Maggiore und die ihn umgebenden Berge.

Das kann man mal so stehenlassen, auch wenn man kein Opel-Fan ist:

“I love Ascona” war um die Jahrhundertwende 1900 auch das Motto für viele Künstler, Naturisten, Lebensreformer, Anarchisten und andere Gleichgesinnte.

Oberhalb von Ascona liegt der Monte Verità, der ab dem Jahr 1900 eine Künstlerkolonie beherbergte, eine “vegetabile Cooperative”, wie es damals hieß, eine Art Kommune, in der es um “wahrhaftiges Leben” ging. Das zog bekannte Künstler an: Hermann Hesse (dessen “Demian” teilweise auf die Zeit am Monte Verità zurückgreift), Erich Mühsam, Hans Arp oder Oskar Maria Graf, aber auch einige ziemlich eigenwillige Typen (und Typinnen). So machte am Monte Verità zum Beispiel auch Gustav Nagel Station, der sich selbst (in der von ihm erfundenen vereinfachten Rechtschreibung) “gustaf nagel” schrieb. Nagel war eine Art Wanderprediger, der zeitweise in einer Erdhöhle lebte, mit Postkartenverkäufen und Vorträgen sein Geld verdiente und 1903 spärlich bekleidet und barfuß aus der Altmark nach Genua wanderte, um von dort per Schiff in Richtung Jerusalem aufzubrechen. Seine Ankunft sorgte selbst am Monte Verità, wo man durchaus einiges gewohnt war, noch für Aufsehen.

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