Wir beginnen den Stadtrundgang auf der Dominsel. Hier verzweigt die Oder in mehrere Flußarme und bildet mehrere Inseln. Die Dominsel (Wyspa Tumski) selbst ist aber gar keine Insel mehr, seit 1811 einer der Oder-Seitenarme zugeschüttet wurde. Der Dom steht aber noch hier.

Die gotische Kathedrale mit ihren beiden fast 100m hohen Türmen stammt aus dem 13. bis 15. Jahrhundert und ist dem Heiligen Johannes der Täufer geweiht, der auch der Stadtheilige ist und das Stadtwappen ziert (genauer gesagt ist es bloß sein bärtiges Haupt, das ja bekanntlich der Salome auf dem Silbertablett geliefert wurde). Bei aller Pracht von außen wirkt der große Kirchenbau im Inneren fast schon schlicht.

Dieser prächtige Barockbau ist nicht etwa der Bischofspalast, sondern war ein Waisenhaus. Allerdings eines für Waisen aus Adelsfamilien, denen man so eine angemessene Unterkunft bieten konnte. Links angebaut sieht man den schlichten Backsteinbau der Kirche St. Peter und Paul, der an der Stelle einer älteren Zisterzienserkirche steht:

Eine echte Insel ist heute noch die Sandinsel (Wyspa Piasek) mit der Kirche St. Maria auf dem Sande. Sie ist mit fünf Brücken mit den Nachbarinseln (oder dem “Festland”) verbunden. Darunter ist auch die hübsche Dombrücke (Most Tumski).

Die war eine zeitlang sehr beliebt, um diese blöden Liebesschlösser anzubringen. Inzwischen ist das nicht mehr gewünscht, und der Trend ebbt ohnehin etwas ab, wie mir scheint. Ums Entfernen der Schlösser kümmert sich jemand, und das ist in Breslau natürlich ein Zwerg.

Wieso “natürlich ein Zwerg”? Was es damit auf sich hat, erzähle ich später. Wobei die Breslauer Zwerge inzwischen eigentlich ziemlich bekannt sind. Der Reisehase geht jetzt erst einmal über die Sandbrücke (Most Piaskowy) hinüber in die Breslauer Altstadt.

Direkt am Oderufer steht an der Stelle des ehemaligen Palastes der Breslauer Herzöge die Universität, ein von den Jesuiten im 18. Jahrhundert errichteter 170 Meter langer Barockbau.



Auf dem kleinen Universitätsplatz steht der Fechterbrunnen, der 1904 aufgestellt wurde und damals für einen Riesen-Skandal sorgte, weil der Fechter doch recht dürftig bekleidet ist. Wie attraktiv der Kerl ist, mögen die Leserinnen des Blogs beurteilen.

Zum Universitätsviertel gehört auch das Ossolineum, ein ehemaliges Kloster, das heute eine vom Grafen Ossoliński im ukrainischen Lemberg (Lwiw) gegründete Bibliothek beherbergt. Die wertvollen historischen Bestände kamen 1947 nach Breslau. Neben dem Ossolineum ist ein kleiner ruhiger und gemütlicher Garten angelegt.
