Heute heißt es Abschied nehmen vom Neusiedler See und von den herrlichen Sonnenuntergängen. Es geht weiter in Richtung Süden.
Der kürzeste Weg vom Seewinkel ins mittlere Burgenland führt durch Ungarn, über den Grenzübergang Pamhagen. Das Einstiegsbild oben ist um die Mittagszeit aufgenommen (in Raiding); am frühen Morgen verabschiedet sich der Neusiedler See aber noch mit dichtem Nebel. So ist die barocke Wallfahrtsbasilika in Frauenkirchen nur schemenhaft zu erkennen.
Es wird aber schon kurz hinter der ungarischen Grenze heller, und der Nebel lichtet sich. An der Strecke liegt der Ort Fertőd, an dem man nicht einfach so vorbeifahren kann. Also, man kann natürlich schon. Sollte aber nicht. Hier steht nämlich ein großes Barockschloß der Adelsfamilie Esterházy. Das Wortspiel ist zwar naheliegend, aber egal: Der Reisehase wird nun zum Esterházy.
Der Familie Esterházy, die zu den einflußreichsten ungarischen Adelsfamilien zählt, gehört nicht nur das Schloß in Fertőd, sondern auch noch eines in Eisenstadt und zahlreiche weitere. Schloß Esterházy in Fertőd ist eines der größten Schlösser der Region. Es gilt als ungarisches Versailles.
Es gab keine Info-Tafel, wer der Herr ist, der hier so lässig an der Balustrade steht. Eine rein ungarisch beschriftete Info-Tafel hätte mir zwar ohnehin nicht weitergeholfen, aber am Schloß war alles dreisprachig beschriftet; die österreichische Grenze ist nicht weit, und es kommen eine Menge Tagestouristen über die Grenze. Nicht nur der Esterházy.
Bei Deutschkreutz ist dann wieder österreichisches Territorium erreicht. Über Horitschon und Raiding, die gleich ihre eigenen Beiträge erhalten, geht die Reise südwärts. Vorbei an weiteren Schlössern wie dieses stattliche Gebäude in Nebersdorf, das nicht den Esterházys, sondern der Adelsfamilie Niezky gehörte:
Die Gegend ist nicht sehr dicht besiedelt; es gibt viele kleine Orte wie diesen hier: Er heißt Kroatisch-Geresdorf.
Tatsächlich lebten hier lange Zeit vornehmlich Kroaten; sie waren nach den Türkenkriegen im 16. Jahrhundert eingewandert und hatten die durch den Krieg entvölkerten Ortschaften besiedelt. Die Straßenbeschilderung ist hier zweisprachig (deutsch/kroatisch). Das ist im Burgenland in vielen Orten so und war angenehmerweise – im Gegensatz zu Kärnten mit seinem jahrzehntelangen Ortstafelstreit – hier nie ein Problem.
Außerdem ist es manchmal lohnenswert, sich den örtlichen Sportplatz anzuschauen. Der des SC Kroatisch-Gerasdorf besitzt eine bequem aussehende Haupttribüne. Mit dieser Bestuhlung kann nicht jeder VIP-Bereich mithalten. Ich würde aber mal schätzen, daß das feste Stammplätze sind und daß ein unbedarfter oder frecher Fußballtourist, der sich da hineinsetzt, binnen kürzester Zeit angemessen gezüchtigt wird.
Weiter geht die Tagesetappe, immer in Grenznähe. In Klostermarienberg steht, wenig überraschend, ein Kloster. Bzw. eine Pfarrkirche an der Stelle eines ehemaligen Zisterzienserinnenklosters, von dessen Kirche nur noch die Grundmauern erhalten sind.
Über Lockenhaus geht die Fahrt weiter zum Geschriebenstein. Aber das wird auch ein eigener Beitrag.