Und jetzt alle: “Kennst Du die Perle / die Perle Tirols / das Städtchen Kufstein…”
Das Kufsteinlied gehört wohl zu den bekanntesten Volksliedern und ist so etwas wie eine heimliche Hymne Tirols geworden. 1947 von Karl Ganzer (aus Brixlegg im Inntal) komponiert, war es 1968 in einer Aufnahme von Franzl Lang (einem Münchener) ein Riesenerfolg und verkaufte sich (in zahlreichen Aufnahmen unterschiedlicher Interpreten) mehr als hundert Millionen mal. Hui.
Hollädiri diri diri…
Ok, das ist natürlich keine Musik, die man in unserer Generation hört, aber es ist zumindest noch ein echtes Volkslied und aus einer Zeit, bevor das Volkslied mit dem Schlager zwangsfusioniert wurde und von Rex Gildo, Tony Marschall, Hansi Hinterseer sowie diversen Dirndl-Mutanten in den Abgrund der Unerträglichkeit gerissen wurde.
Äh, wo war ich? Ach ja, Kufstein.
Die Stadt, deutlich kleiner als ich es erwartet hätte, liegt am Inn unterhalb der Festung. Mit seiner Grenzlage zwischen Bayern und dem seit 1363 habsburgischen Tirol war Kufstein stets ein Zankapfel zwischen beiden Nachbarn und häufig heftig umkämpft. Die Bayern bauten im 15. Jh. die Festung aus, aber 1506 verloren die Bayern Kufstein nach einer Belagerung endgültig an Tirol; Burgkommandant Hans von Pienzenau, der den Habsburger Maximilian durch sein Überlaufen zu den Bayern verärgert hatte, verlor seinen Kopf (ebenfalls endgültig).
Ob Kufstein nun wirklich die Perle Tirols ist? Das würde ich eher bezweifeln; es gab deutlich schönere Städte (Hall, Rattenberg). Aber die Lage im Inntal ist schön, und die Altstadt hat ein paar hübsche Ecken. Zentraler Ort ist der langgestreckte Stadtplatz mit dem Rathaus und dem Marienbrunnen.
Direkt unterhalb erinnert die kleine Gasse Auracher Löchl mit ihren Weinhäusern etwas fatal an Rüdesheims Drosselgasse im Rheingau.