In London ist die Dichte an namhaften Fußballclubs ja besonders hoch. Arsenal, Tottenham, Chelsea, West Ham, Crystal Palace usw. gehören zu den Erfolgreichen im Lande. Im Londoner Westen ist außerdem der Queens Park Rangers FC zuhause. Und der hat an diesem Wochenende ein Heimspiel gegen Ipswich Town.

Das Stadion an der Loftus Road liegt im Stadtteil Shepherd’s Bush, wohin man mit der Underground über die Central Line kommt (wobei man fürs Stadion besser an der Haltestelle White City aussteigt; die ist etwas näher).

Rein zufällig (hihi… nee, natürlich nicht; der Reisehase plant sowas) ist mein Hotel ganz in der Nähe; von Park Royal sind es nur wenige Stationen mit der Underground. Auf dem Weg zum Stadion kommt man an The Queens Tavern vorbei, einem Pub in Stadionnähe, unübersehbar markiert durch einen alten Bus Marke Bedford Vega, der aber nicht in den Vereinsfarben lackiert ist, denn die sind Blau und Weiß.

Von dort kann man das Stadion schon sehen: Die Loftus Road, 1904 eröffnet und anfangs vom längst verblichenen Shepherd’s Bush F.C. bespielt, ist ein typisch englisches Stadion und steht mitten in einem Wohngebiet, in dem die Gärten der Wohnhäuser in der Loftus Road und der Ellerslie Road direkt an die Außenfassaden der Tribünen reichen. An der Nordtribüne verläuft die etwas breitere South Africa Road; hier ist mehr Platz.

Dort sind auch die Funktionsbereiche und der QPR-Superstore, der Fanshop, den ich natürlich auch nicht mit leeren Händen verlasse. Man will ja ein Souvenir. Oder zwei. Oder drei.

Oben schrieb ich von erfolgreichen Londoner Clubs; bei QPR ist das mit den Erfolgen allerdings so eine Sache, denn Titel sind rar in der Geschichte des Vereins, die schon 1882 beginnt: 1967 Sieger im League Cup, also im “kleinen” Pokalwettbewerb, und 1976 Vizemeister (was ja genau betrachtet kein Titelgewinn ist). Dazu noch ein paar Meisterschaften in der zweiten Liga. So richtig überragend ist das nicht, und QPR pendelt auch seit über 100 Jahren permanent zwischen erster und dritter Liga. Als Armine kennt man das. QPR hat also wenig Titel vorzuweisen, aber trotzdem Edelfans: Als Anhänger des Clubs werden unter anderem Robert Smith von The Cure und Phil Collins genannt, wobei mir Ersterer musikalisch deutlich mehr zusagt.

Diese Saison spielt QPR in der zweiten Liga, in der EFL Championship, wie das in England heißt. Die letzte Erstligasaison ist mittlerweile zehn Jahre her, und auch aktuell stehen die Blau-Weißen bloß im Mittelfeld und haben also keine richtig guten Aussichten auf einen Aufstieg. Ein Sieg gegen den heutigen Gegner Ipswich Town wäre also hilfreich. Der war einmal englischer Meister (1962) und 1981 UEFA-Pokal-Sieger, ist gerade aus der Premier League abgestiegen und steht in der Tabelle ein paar Plätze hinter QPR.

Das Spiel geht rasant los. Gerade einmal etwa 70 Sekunden dauert es, bis es 1:0 steht. Allerdings für Ipswich. Die Hausherren brauchen danach einige Zeit, um sich zu berappeln und schaffen irgendwann Mitte der ersten Hälfte den Ausgleich. Nach der Halbzeit dauert es dann wieder nur eine Minute, bis der Ball im Tor liegt. Und zwar wieder für Ipswich, die kurz danach auch noch das 3:1 und das 4:1 nachlegen, womit das Spiel frühzeitig entschieden ist. Auf der ursprünglich dicht besetzten und kuschelig-engen Tribüne habe ich in der letzten halben Stunde daher viel Platz; die Abwanderung setzt früh ein.

Nur im Oberrang der Hintertortribüne (links im Bild) ist die Stimmung prächtig. Das ist nämlich der Auswärtsblock.

So ein richtiger Glücksbringer scheine ich für QPR also nicht zu sein.

Das Stadion an der Loftus Road ist durchaus ein Schmuckstück: Vier Tribünen mit Platz für insgesamt 18.500 Zuschauer, alle Plätze überdacht und alles sehr eng und nah am Spielfeld. Aber letztlich zu klein, um als Verein wirklich große Sprünge zu machen. Zum Vergleich: Die White Hart Lane von Tottenham Hotspur war doppelt so groß (und ins neue Stadion von Hotspur passen sogar 62.000 Zuschauer). Da ist die Loftus Road schon ein gewisser Wettbewerbsnachteil, auch wenn das meiste Geld ja inzwischen nicht mehr von den Zuschauereinnahmen kommt, sondern vom internationalen Finanzkapital. Die letzten Erstligajahre hat QPR zum Beispiel Bernie Ecclestone und Flavio Briatore zu verdanken, die 2007 den Verein gekauft haben. Fußballromantik muß man im englischen Profifußball der Gegenwart mit der Lupe suchen.
