Rawicz (Rawitsch)

Rawicz gehört inhaltlich eigentlich gar nicht in diese Tour, denn die Stadt gehörte nie wirklich zu Schlesien.

Aber sie liegt nahe der Grenze des historischen Schlesien (und der heutigen Woiwodschaft Dolny Śląsk), und sie bietet im Zentrum genau das, was eigentlich alle schlesischen Städte bieten: Einen Hauptplatz, der Rynek (Ring) heißt und auf dem ein großes Rathaus mit weithin sichtbarem Turm steht.

Gegründet wurde Rawicz 1638 als polnische Planstadt in der Nähe der Grenze zum damals zum Habsburgerreich gehörenden Schlesien und an der wichtigen Handelsstraße von Posen nach Breslau. Die Stadt wurde auf der grünen Wiese als großes Rechteck angelegt, im Schachbrettmuster und mit gerade verlaufenden Straßen sowie einem großen Platz in der Mitte. An einer Häuserfassade ist der Grundriß der Stadt aufgezeichnet.

Schon kurz nach der Gründung wurde Rawicz erstmals niedergebrannt (1655, von schwedischen Truppen – was auch immer die hier suchten, gerade einmal sieben Jahre nach dem Westfälischen Frieden). Im ersten Anlauf hatte man die Häuser aus Holz errichtet, nach der Erfahrung mit den Schweden baute man mit Stein. Dennoch: 1701 brannte die Stadt erneut nieder, 1794 und 1801 nochmals. Man hat sie immer wieder aufgebaut und die äußere Form der jeweiligen Mode (oder eventuell auch den finanziellen Möglichkeiten) angepaßt, aber das ursprüngliche Straßennetz weitgehend beibehalten.

1793 wurde Rawicz nach der Zweiten Polnischen Teilung preußisch und blieb es (als Teil der Provinz Posen) bis 1920. In dieser Zeit war die Bevölkerungsmehrheit deutsch, und der Stadtname wurde – mäßig elegant – zu Rawitsch eingedeutscht. 1802-03 ließen die Preußen eine evangelische Kirche bauen. Architekt war Carl Gotthard Langhans, von dem auch das Brandenburger Tor stammt. Die Kirche ist heute eine katholische Pfarrkirche.

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