Viersen liegt im Umland von Mönchengladbach und hat erstaunliche 76.000 Einwohner, die man der Stadt nicht unbedingt ansieht, wenn man durchs Zentrum flaniert.
Das ist eigentlich ganz nett, mit Grün und Brunnen und Straßencafés und so. Und trotzdem fehlt mir irgendwie das Flair. Keine Ahnung warum, ich wüßte auch nicht zu sagen, woran das liegt. Vielleicht ist die Architektur der 80er auch einfach nicht so mein Ding.
Am Rand der Innenstadt stehen wenigstens ein paar hübsche Gründerzeithäuser.
Der heutige Stadtteil Süchteln besaß früher selbst Stadtrechte und hat ein nettes Zentrum um die große Pfarrkirche. Da springt der Funke schon eher über.
Aus Süchteln stammt Albert Vigoleis Thelen. Den werden die wenigsten kennen. Zu unrecht! Denn sein Roman “Die Insel des zweiten Gesichts” ist eines der besten Werke deutscher Nachkriegsliteratur, eine wilde Mischung aus Schelmenroman und Autobiographie. Erzählfreudig, sprachlich überbordend und auf allerhöchstem Niveau, voller Wortspielereien und Neologismen – wer Arno Schmidt mag, wird Thelen lieben. Ein 800 Seiten langes großes Vergnügen. Leseempfehlung vom Reisehasen. Oder nee, Lesebefehl!
Auf einer Gedenktafel in Süchteln taucht Thelen dann ganz dezent auch auf.