Die Stadt bietet gleich drei gute Gründe für einen Besuch.
Grund 1: Les Ducs de Guise
Hier waren die Herzöge von Guise ansässig, eine der wichtigsten und einflußreichsten Adelsgeschlechter Frankreichs. Der Herzog Henri I. von Guise führte zum Beispiel im 16. Jahrhundert die katholische Liga an und war einer der Anführer des Mordes am protestantischen Admiral Coligny und in der darauffolgenden berüchtigten Bartholomäusnacht. 1588 wurde er selbst ermordet, auf Geheiß des französischen Königs Henri III. (aus dem Haus Valois). Der war zwar ebenfalls katholisch, aber er hatte seine Gründe. Politik funktionierte im 16. Jahrhundert eben so.
Die herzogliche Burg ist ein wehrhaftes, etwas düster ummauertes Gebäude auf einem Felsen über der Stadt.
Grund 2: Le familistère Godin
Jean-Baptiste Godin, erfolgreicher Industrieller und Inhaber einer Ofenfabrik, gründete 1858 eine genossenschaftliche Wohnanlage für die Arbeiter seiner Fabriken. Das Familistère Godin war somit der erste soziale Wohnungsbau der Moderne und beeinflußte später auch Architekten wie Le Corbusier.
Godin, der selbst ebenfalls eine Wohnung im Familistère besaß, hat man auf dem zentralen Platz vor der schloßartigen Wohnanlage ein Denkmal errichtet.
Zum Ensemble gehört sogar ein Theater:
Grund 3: Camille Desmoulins
Für mich der Hauptgrund eines Besuches in Guise. Ein glühender Anhänger der Französischen Revolution bin ich ohnehin; ich hatte auch in Varennes-en-Argonne meinen Spaß. Aber so sehr ich Robespierre und Saint-Just auch schätze: Camille Desmoulins verkörpert die Ideale und Ideen der Revolution für mich am besten. Mit berühmt gewordenen Reden im Juli 1789 (“Aux armes!”) trug er zudem wesentlich zum Sturm auf die Bastille bei. Zusammen mit Danton wurde er am 16. Germinal II (5. April 1794) hingerichtet, weil er mit Robespierre, der sein Jugendfreund und Pate seines Kindes war, keine Einigung über den weiteren Weg der Revolution finden konnte und die Schreckensherrschaft ablehnte. Seine Frau Lucile Duplessis wurde acht Tage später ebenfalls guillotiniert.
Am besten schaut man sich einfach Andrzej Wajdas Meisterwerk “Danton” an, mit Gérard Dépardieu in der Titelrolle; da ist auch Desmoulins (gespielt von Patrice Chéreau) ausreichend gewürdigt.
In seiner Geburtsstadt Guise hat man ihm ein Denkmal gesetzt. Lui fait l’honneur aussi: Lapin Républicain.