Florenz

Im Sommer 1992 war ich in der Toscana. Dieser Urlaub war schön, unvergeßlich und prägend; auch an Florenz kann ich mich daher noch gut erinnern. Umso erstaunlicher eigentlich, daß “Florenz 2 – die Rückkehr” nun erst 25 Jahre später kommt.

25 Jahre also. Siena, Florenz und San Gimignano. Unser Landhaus in Buonconvento. Und Camilla, das Mistvieh. Das bestimmt nicht mehr lebt; Katzen werden keine 25 Jahre alt. 25 Jahre. Meine Fresse.

Damals sind wir mit dem Citroën BX gefahren, heute nehme ich den Hochgeschwindigkeitszug. Mit 300 km/h brettert der Frecciarossa (müßte “roter Pfeil” heißen, wenn meine Spanischkenntnisse und mein Sprachgefühl mich nicht täuschen) gen Süden durch die nördliche Toscana. Von der Landschaft sieht man dabei allerdings nicht viel; die Strecke verläuft größtenteils im Tunnel. Dafür dauert die etwa 100km lange Fahrt von Bologna nur 35 Minuten.

Die Hauptstadt der Toscana ist geschichtsträchtige Metropole, Renaissancezentrum, Residenz der Medici – und heute ein so beliebtes Reiseziel, daß es Venedig Konkurrenz macht. Zumindest was die Besuchermassen angeht, ist Florenz nämlich auf Augenhöhe. Das Gedränge am Dom ist ähnlich wie am Markusplatz. Und das an einem Dienstag Ende Oktober. Wie das im Sommer aussieht, will man gar nicht wissen.

Eine herausragende Schönheit ist Florenz natürlich trotzdem. Hauptstadt einer landschaftlich einmaligen Region, eine Lilie im Stadtwappen, und die Fiorentina, der Fußballverein, mit Lila als Vereinsfarbe: Da stimmt einfach alles. ?

Im strengen Palazzo Pitti residierten die Medici, die als Tuchhändler zu Reichtum und Einfluß kamen, das neuzeitliche Finanzwesen erfanden und zu einer der mächtigsten Dynastien Europas aufstiegen. Giovanni de Medici wurde 1513 zum Papst Leo X. gewählt. Katharina de Medici war französische Königin (und war 1572 für die Bartholomäusnacht verantwortlich).

Florenz war unter den Medici aber nicht nur politisch führend, sondern auch kulturell enorm einflußreich: Von hier ging die Renaissance aus. Die Bildhauer Brunelleschi und Donatello waren Florentiner, Dante und Sandro Botticelli ebenfalls, Leonardo da Vinci und Michelangelo lebten hier, Niccolò Machiavelli schrieb hier “Il principe” und die “Discorsi”, Amerigo Vespucci wurde hier geboren, und später lebte und forschte auch Galilei in der Stadt als Hofmathematiker; sein Haus (im Bild links) steht noch.

Natürlich ist die Liste der Sehenswürdigkeiten der Stadt sehr lang. Die Ponte Vecchio von 1345 über den Arno gehört zu den ältesten Steinbogenbrücken überhaupt und hat noch ihre Brückenhäuser behalten.

Die Uffizien, ursprünglich ein Verwaltungsgebäude der Medici, gehören zu den weltweit bedeutedsten Kunstsammlungen.

Auf der Piazza della Signora wurde 1497 Savonarola verbrannt (und Dante verbannt – ein r mehr oder weniger kann den Unterschied ausmachen).
Hier stand am Palazzo Vecchio früher Michelangelos “David”; heute ist es eine Kopie.

Von der Aussichtsterrasse an der Piazza Michelangelo hat man einen schönen Blick über die Stadt und den Dom, der wie ein Schiff im Häusermeer liegt.

Erinnerungen kommen auch an Lucy Honeychurch, die hier ihr Zimmer mit Aussicht hatte und George Emerson kennenlernte, und an Eleanor Lavish, die hier ihren Kitschroman “Unter einer Loggia” schrieb. Toller Film! Und ja, in Helena Bonham Carter war ich mindestens ein bißchen verliebt.

Hier noch ein paar Impressionen aus einer wunderbaren Stadt.

3 Kommentare zu „Florenz

    1. Na, das kannst Du laut sagen (ok, auf Italienisch ginge leise wohl auch gar nicht ?). Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, nicht erneut 25 Jahre verstreichen zu lassen.

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